Panorama

Southside-Festival als Vorbild"Panama"-Projekt hilft in Extremsituationen

23.06.2018, 19:25 Uhr
imageVon Michael Bauer
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65.000 Zuschauer zieht es in diesem Jahr zum Southside - schnelle Hilfe soll ein neues Sicherheitskonzept garantieren. (Foto: picture alliance / Felix Kästle/)

Festivals sind turbulent und teilweise chaotisch. Auch Straftaten können passieren. In Extremfällen wie sexuellem Missbrauch ist schnelle Hilfe wichtig. Das funktioniert auf dem Southside mit einem Codewort - damit die Betroffenen anonym bleiben.

Ob am Merchandise-Stand, an der Frittenbude oder Sicherheitskräfte - jede Arbeitskraft auf dem Southside-Festival in Neuhausen ob Eck weiß, was zu tun ist, wenn jemand nach "Panama" fragt. Der Festivalveranstalter FKP Scorpio verspricht Campern und Musikfans unter dem Codewort schnelle Hilfe für Situationen, in denen Betroffene gerne anonym bleiben möchten.

"Wer auf dem Southside etwas beobachtet hat, was er unauffällig melden möchte, oder sich in einer Situation unwohl fühlt, fragt nach Panama", beschreibt der Veranstalter sein Konzept - etwas vage - bereits im Vorfeld des Festivals. Orientierungslosigkeit und Überforderung bei Besuchern während des teilweise chaotischen Festival-Treibens zählen ebenso dazu, wie Gewaltandrohungen und sexueller Missbrauch.

"Es ist eben nicht nur für sexuelle Übergriffe gedacht", erklärt Pressesprecher Jonas Rohde n-tv.de. "Wir halten das bewusst niedrigschwellig." Junge Menschen, die sich auf ihrem ersten Festival überfordert fühlen, gebe es laut Rohde sehr häufig. "Auch die können nach 'Panama' fragen ohne sich erklären zu müssen. Es ist absichtlich für viele unterschiedliche Situationen gedacht."

In das Projekt involviert sind alle Bars, die Security-Mitarbeiter, die Festivaljobber und natürlich auch Polizei, Sanitäter und Feuerwehr. Ohne Rückfragen oder Kommentare bieten die Festivalmitarbeiter an, die Hilfesuchenden in eine geschützte Umgebung zu bringen. "Erst dort wird dann gefragt, wie man überhaupt helfen kann", so Rohde. Was dann notwendig ist, entscheidet je nach Zuständigkeit der Rettungsdienst, der dann auch einen Psychologen vor Ort stellt, oder die Polizei.

"Panama" macht Schule

Im ersten Jahr gab es "sehr wenig Panama-Einsätze", wie der Pressesprecher betont. Die Anzahl der Fälle könne man an zwei Händen abzählen - davon seien die meisten wegen Überforderung gewesen. "Wir merken aber, dass das Projekt wichtig ist, weil es da ist und die Leute wissen, dass sie es nutzen können, wenn sie es brauchen." Durch Besucherbefragungen haben die Veranstalter festgestellt, dass die Leute wachsamer geworden seien. "Wenn jemand nach Panama gefragt hat, kam es vor, dass Leute drumherum die betroffene Person abgeschirmt haben, damit sie möglichst schnell Hilfe bekommt. Das freut uns als Veranstalter total."

Das Sicherheitskonzept macht Schule. In diesem Jahr haben mehrere Festivals bereits nachgezogen - mit abgewandeltem Codewort. Warum die Wahl beim Southside-Festival gerade auf Panama gefallen ist, hat laut Rohde keinen bestimmten Hintergrund. "Es musste eine Frage sein, die man auf dem Festival so nicht stellen würde."

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Quelle: ntv.de

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