Der Papst war ein "Teufel" Franziskus zeigt Humor
15.03.2013, 07:31 Uhr
Am Tag nach der Wahl wirkt Papst Franziskus gelöst.
(Foto: dpa)
Papst Franziskus erweist sich als überraschender Papst- und setzt erste Zeichen. Viele halten ihn für die bestmögliche Wahl. Franziskus verlangt ein klares Bekenntnis zum Glauben und eine geistliche Erneuerung der Kirche. Unterdessen erzählen Vertraute, was Franziskus nach der Papst-Wahl sagte und dass er als Kind "ein kleiner Teufel" war.
Zwei Tage nach seiner Wahl zum neuen Papst kommt Franziskus heute noch einmal mit allen Kardinälen in Rom zusammen. Das Treffen am späten Vormittag im Vatikan habe einen eher familiären Charakter, sagte Vatikansprecher Federico Lombardi. Bei einer Messe in der Sixtinischen Kapelle hatte der Argentinier Jorge Mario Bergoglio gestern Abend unmissverständliche Zeichen seiner künftigen Arbeit gegeben. Dazu gehören eine tiefe Marienfrömmigkeit, eine Aufforderung zum klaren Bekenntnis zu Jesus und eine Respektbekundung für die Juden.
Der Gottesdienst "Per la Chiesa" ("Für die Kirche") beendete am Donnerstagabend offiziell das Konklave. Zu Beginn seines ersten Arbeitstages hatte der erste Lateinamerikaner auf dem Stuhl Petri am Morgen in der römischen Basilika Santa Maria Maggiore gebetet. Die feierliche Amtseinführung des 76-Jährigen ist am kommenden Dienstag geplant.
Italienische Kommentatoren sprachen von einer "epochalen Wahl". Sogar der mit der Amtskirche über Kreuz liegende Theologe Hans Küng nannte Franziskus "die bestmögliche Wahl". Ersten Respekt errang er dadurch, dass er unverzüglich einen Brief an die jüdische Gemeinde in Rom schrieb. Franziskus zeigte aber auch gleich, dass er nicht jedermanns Liebling werden, sondern ein fordernder Papst sein will. Eine "geistliche Erneuerung" der Kirche versprach er im Abschlussgottesdienst des Konklaves. "Wenn wir uns nicht zu Jesus Christus bekennen, bekennen wir uns zur Diesseitigkeit des Teufels." Mehr Mut zum Bekenntnis zum Glauben verlangte der neue Papst von den Katholiken. Ohne Wandel werde die Kirche zu einer "barmherzigen Nichtregierungsorganisation".
Ob Papst Franziskus bei seinem Ziel einer Erneuerung auch die deutsche Kirche im Blick hat, dürfte eher bezweifelt werden. Anders als bei Benedikt wird wohl Deutschland nicht im Fokus stehen. Als erste Auslandsreise von Franziskus könnte der Besuch des Weltjugendtags in Brasilien im Juli anstehen.
"Möge Gott euch vergeben"
Die menschliche Art, die Franziskus auch schon bei seiner Vorstellung auf dem Balkon des Petersdoms zeigte, weckt Hoffnungen. Vatikansprecher Pater Federico Lombardi, selbst auch ein Jesuit, kann von den ersten Stunden im Pontifikat des 266. Papst viele Anekdoten erzählen. So lehnte es Franziskus am Abend nach seiner Wahl ab, in der ihm zustehenden Limousine zum Essen mit den Kardinälen zu fahren - er stieg lieber zu diesen in den Kleinbus. Und bei diesem Essen zeigte er eine gute Portion Humor. Zuerst dankte Franziskus laut Lombardi den Kardinälen für die Wahl, um dann aber hinterher zu schieben: "Möge Gott Euch vergeben für das, was Ihr getan habt!"
Noch andere kleine Anekdoten, die Lombardi preisgibt, verraten eine für den Vatikan unbekannte Frische. So ließ sich der Papst in einem einfachen Polizeiwagen ohne die übliche Motorrad-Eskorte zum Gebet zur Basilika fahren. Auf dem Rückweg machte er kurz in dem Gästehaus halt, in dem er vor dem Einzug ins Konklave gelebt hat: Der Papst habe dort dann selbst seine Taschen gepackt und danach selbst seine Rechnung beglichen - so, als habe er ein gutes Beispiel geben wollen.
"Kleiner Teufel wird Papst"
Auch in Argentinien selbst sind die Zeitungen voll des Lobes für den neuen Papst. Berichtet wird von Erinnerungen seiner Weggefährten, wie er als kleiner Junge das Einmaleins auf den Treppenstufen seiner Schule lernte, oder wie er im zarten Alter von zehn oder zwölf Jahren um die Hand eines Mädchen angehalten habe. Auf die empörte Reaktion der Eltern hin soll er geantwortet haben: "Die oder keine." Dann würde er eher Priester werden. Eine Nonne bezeichnete ihn gar als lebhaftes Kind, als "kleiner Teufel". Wer hätte gedacht, dass er einmal Papst werden würde.
Der Nachfolger des deutschen Papstes Benedikt XVI. wird aber nicht nur als humorvoller Mensch beschrieben. Er gilt als engagiert und überaus durchsetzungsstark, als Anwalt der Armen und weckt so Hoffnungen auf mehr soziale Gerechtigkeit und ein friedlicheres Miteinander der Religionen.
Am Samstag will sich Franziskus mit Medienvertretern treffen. Am Sonntag spricht er sein erstes Angelus-Gebet auf dem Petersplatz, zu dem Tausende Gläubige erwartet werden. Bei seiner Amtseinführung am kommenden Dienstag erhält er die Insignien der päpstlichen Macht, das Pallium, eine Art Stola, und den Fischerring.
Quelle: ntv.de, ppo/dpa/AFP/rts