Gäste missachten Quarantäne Polizei beendet verbotene Corona-Totenfeier
17.06.2020, 17:20 Uhr
Die Polizisten tragen Schutzanzüge, als sie die Feier in Nordenham auflösen.
(Foto: Carsten Rehder/dpa/Archivbild)
Zur Beerdigung einer Corona-Patientin im niedersächsischen Nordenham rücken Trauergäste im Großaufgebot an. Fast hundert Menschen versammeln sich in einer Schützenhalle. Obwohl einige davon selbst unter Quarantäne stehen oder sogar erkrankt sind, zeigen sie Gegenwehr, als die Polizei die Feier beendet.
Im niedersächsischen Nordenham haben sich verbotenerweise beinahe hundert teilweise unter Quarantäne stehende Menschen aus dem In- und Ausland zu einer Trauerfeier für eine an Corona gestorbene 49-Jährige versammelt. Nach einem Hinweis auf die Veranstaltung in einer Schützenhalle rückten Polizei und Gesundheitsamt zu einem groß angelegten Einsatz aus, teilten der Landkreis Wesermarsch in Brake und die Polizei in Delmenhorst mit. Beide Behörden äußerten sich erschrocken, weil dort völlige Einsichtslosigkeit geherrscht habe.
Die rund 80 Besucher kamen aus verschiedenen Teilen Deutschlands sowie aus den Nachbarländern Belgien und der Schweiz. Sie wollten um eine Verwandte trauern, die in einem Krankenhaus an Corona gestorben war. Einige Teilnehmer standen selbst unter Quarantäne und waren teils sogar positiv auf Corona getestet worden. Außerdem wurden Hygiene- sowie Abstandsregeln missachtet.
Die Kontrolle der Gäste und Auflösung der Feier zog sich demnach über Stunden hin, die Beamten legten "volle Schutzausrüstung" an. Laut Polizei war bei den Besuchern "keinerlei Einsicht über das eigene Fehlverhalten" bemerkbar, sie reagierten "mit verbaler Gegenwehr und Diskussionen". Die eingesetzten Polizisten seien einem hohen Ansteckungsrisiko ausgesetzt gewesen, sagte der Leiter des Polizei-Kommissariats Nordenham, Patrick Hublitz.
Das Gesundheitsamt sprach noch vor Ort gegen alle Teilnehmer eine amtliche Quarantäne-Anordnung aus. Zudem leiteten die Behörden Verfahren ein und informierten die Gesundheitsämter an den Heimatorten der angetroffenen Besucher. Das Fehlverhalten der Trauergäste sei "nicht akzeptabel", sagte Landrat Thomas Brückmann. Er habe großes Verständnis für die Trauer einer Familie, sagte er. "Doch gerade der Tod der vorerkrankten Patientin im Anschluss an ihre Corona-Infektion macht auf tragische Weise deutlich, wie gefährlich das Virus ist." Umso wichtiger sei es, die Corona-Verordnungen einzuhalten. Das Fehlverhalten einiger gefährde die Gesundheit und mitunter gar das Leben anderer. Den Teilnehmern drohen Ordnungswidrigkeits- und Strafverfahren.
Quelle: ntv.de, mau/AFP/dpa