Brand im Londoner Grenfell TowerPolizei ermittelt wegen fahrlässiger Tötung

Noch immer sind die Hintergründe der Brandkatastrophe in London, bei der mindestens 80 Menschen ums Leben kamen, ungeklärt. Jetzt ermittelt Scotland Yard wegen fahrlässiger Tötung gegen Bezirksrat und Wohnungsgesellschaft. Den Hinterbliebenen reicht das nicht.
Nach dem Londoner Hochhausbrand mit mindestens 80 Toten ermittelt Scotland Yard wegen gemeinschaftlicher fahrlässiger Tötung. Medienberichten zufolge sind der örtliche Bezirksrat von Kensington and Chelsea sowie die Wohnungsgesellschaft, die das Hochhaus verwaltete, im Visier der Ermittler.
In einem Schreiben an die ehemaligen Bewohner des Grenfell Tower hieß es, die Polizei habe Anlass zu vermuten, dass beide Organisationen sich der gemeinschaftlichen fahrlässigen Tötung schuldig gemacht hätten.
Die neue Bezirksratschefin Elizabeth Campbell sagte über das Schreiben: "Unsere Anwohner verdienen Antworten auf den Brand im Grenfell Tower, und die polizeiliche Untersuchung wird sie liefern." Der Rat unterstütze die Untersuchung und werde mit der Polizei kooperieren. Campbells Vorgänger sowie der Chef der Wohnungsgesellschaft waren nach der Brandkatastrophe zurückgetreten.
Bewohner beschwerten sich über Brandschutz
Betroffenenvertreter begrüßten die Ermittlungen gegen die beiden Organisationen, sehen sie aber nur als ersten Schritt. "Richtlinien werden nicht von Körperschaften gemacht und umgesetzt, sondern von Menschen", sagte die Gruppe "Justice 4 Grenfell" ("Gerechtigkeit für Grenfell") in einer Stellungnahme. Die Betroffenen wollten daher auch einzelne Personen vor Gericht sehen, hieß es. "Das ist keine Frage des Entweder-oder. Wir wollen beides."
Bei dem Brand in dem Sozialbau am 14. Juni kamen mindestens 80 Menschen ums Leben. Das Feuer breitete sich mit rasender Geschwindigkeit über die Außenfassade aus. Bewohner hatten sich vor der Katastrophe immer wieder über mangelnden Brandschutz in dem Gebäude beschwert.
Premierministerin Theresa May hatte zuvor eine landesweite Untersuchung angekündigt. Darin müsse festgestellt werden, wie es zu dem jahrzehntelangen Gebrauch von brennbaren Fassadenteilen an Hochhäusern im ganzen Land kommen konnte, sagte May.