Panorama

Nach Gaffer-Situation auf A6 Polizist wird weiter als Held gefeiert

Szenen wie diese sind nach Unfällen keine Seltenheit mehr: Gaffer fotografieren neben einer Lärmschutzwand eine Unfallstelle.

Szenen wie diese sind nach Unfällen keine Seltenheit mehr: Gaffer fotografieren neben einer Lärmschutzwand eine Unfallstelle.

(Foto: picture alliance/dpa)

Nachdem sich auf der A6 ein Unfall ereignet, zücken Schaulustige ihre Handykameras. Polizist Stefan Pfeiffer platzt bei seinem Einsatz der Kragen. In den sozialen Medien wird er dafür gefeiert. Nun erzählt er, wie er den Unfall, bei dem ein Mensch starb, erlebt hat.

"Ich hätte nicht damit gerechnet, so etwas auszulösen", sagt Stefan Pfeiffer. Am vergangenen Dienstag hatte der Verkehrspolizist auf der A6 zwischen Roth und dem Kreuz Nürnberg-Süd Gaffer zur Rede gestellt und wurde daraufhin in den sozialen Medien als Held gefeiert. Mehrere Schaulustige hatten mit ihren Smartphones versucht, den Unglücksort zu filmen, an dem sich kurz zuvor ein Unfall ereignet hatte.

Um 11.20 Uhr war ein Lkw-Fahrer, der in Fahrtrichtung Amberg unterwegs war, in einen Sattelzug gekracht. Durch die Wucht der Kollision, wurde das Gefährt auf den Lkw vor ihm geschoben. Der Fahrer, der den Unfall verursacht hatte, starb noch vor Ort. Viele Gaffer versuchten diese Szenen mit ihren Handykameras einzufangen.

Pfeiffer sagte heute zu seiner Reaktion auf die Gaffer bei der Pressekonferenz der Verkehrskommission in München: "Es war in diesem Moment die richtige Entscheidung. Andere Kollegen müssen aber in jeder Situation erneut abwägen." Der Verkehrspolizist war auf die Fahrer zugegangen, die ihre Smartphones zückten und hatte sie gefragt: "Sie wollen tote Menschen sehen und fotografieren? Dann kommen Sie mit!"

Ziel seiner Aktion sei es gewesen, den Menschen vor Ort zu zeigen, dass es sich um "kein Spiel, sondern bittere Realität" handele. Das hatte der Polizist schon kurz danach dem "Bayerischen Rundfunk" erklärt. "Die Reaktion ist eigentlich immer die Gleiche. Wenn man die Leute aus ihren Lkws und Autos rausholt und damit konfrontiert, haben wir noch niemand erlebt, dem das nicht hochgradig unangenehm war", sagt Pfeiffer auch heute. "Die meisten merken dann, ich bin über eine Grenze hinausgegangen."

"Fast ein wenig verlegen gemacht"

In seinen 35 Dienstjahren bei der Polizei - von denen er seit 12 Jahren bei der Autobahnpolizei ist -musste er immer wieder feststellen, dass Gaffer den Rettungseinsatz von Polizei, Feuerwehr und Ärzten behindern. Mit ihren Handykameras versperren sie oft den Weg. Durch die technische Entwicklung habe sich diese Problematik verschlimmert, meint Pfeiffer. Situationen, wie sie sich am vergangenen Dienstag auf der A6 abgespielt hatten, seien für ihn und seine Kollegen längst "nichts Neues", erklärt Pfeiffer. Ärzte, Feuerwehr und Polizei erlebten sie inzwischen bei ihren Einsätzen täglich.

Auch deswegen haben Pfeiffer die vielen Reaktionen, die er auf seine Aktion erhielt, "fast ein wenig verlegen gemacht". In den sozialen Medien lobten und bedankten sich viele bei dem Verkehrspolizisten. Ein Nutzer auf Twitter schrieb etwa: "Es ist wichtig, dass man Gaffer mal damit konfrontiert und sie nicht einfach mit Geldstrafe wegschickt." Ein anderer findet: "!!Super Polizist!! Liebe Politiker erhebt euch von euren bequemen Stühlen." Viele forderten zudem, dass Gaffer künftig härter bestraft werden sollen.

Der Gesetzgeber hat das Gaffen als ernstes Problem bereits erkannt. Seit 2017 gilt es als Straftat, bei Unglücksfällen vorsätzlich die Einsatzkräfte zu behindern. Aber Pfeiffer und die Verkehrskommission der Polizei wollen, dass die Regelungen weiter verschärft werden. Seit April 2018 liegt dem Bundestag ein entsprechender Gesetzentwurf vor. Der sieht vor, dass künftig nicht nur lebende Personen davor geschützt werden sollen, dass bloßstellende Aufnahmen nicht unbefugt angefertigt und verbreitet werden dürfen. Der Schutz soll auch auf Verstorbene an Unfallstellen ausgeweitet werden.

Quelle: ntv.de

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