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Etliche Spuren gesichert Pragsdorf trauert um getöteten Sechsjährigen

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Mit Suchketten, Tauchern und Metalldetektoren durchsuchen die Beamten das kleine Dorf nach der Tatwaffe und dem Täter.

Mit Suchketten, Tauchern und Metalldetektoren durchsuchen die Beamten das kleine Dorf nach der Tatwaffe und dem Täter.

(Foto: picture alliance/dpa)

Rund 200 Menschen versammeln sich in der Kirche im kleinen Pragsdorf bei Neubrandenburg, um des kleinen Jungen zu gedenken, der einen Tag zuvor gewaltsam zu Tode kam. Die Polizei wertet derweil zahlreiche Spuren und Aussagen aus. Einige deuten auf einen Streit auf einem Bolzplatz hin.

Mit einem stillen Gedenken haben die Bewohner in Pragsdorf bei Neubrandenburg am Abend an den getöteten Sechsjährigen aus dem Dorf erinnert. Etwa 200 Menschen kamen in die Kirche, um den betroffenen Eltern ihre Anteilnahme zu zeigen, sagte Pastor Heye Osterwald. Das Gotteshaus sei - im Beisein der Eltern des getöteten Jungen - bis auf den letzten Platz gefüllt gewesen. Zu dem Gedenken hatte die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Alt Käbelich-Warlin eingeladen, zu der Pragsdorf gehört.

Zu Beginn sprach der Pastor ein Gebet und wenige einführende Worte, danach gingen Leute nach vorn, entzündeten ruhig Kerzen und stellten sie auf den Altar, wo auch Blumen abgelegt wurden. Anschließend unterhielten sich einige vor der Kirche, andere gingen schweigend nach Hause. "Die Menschen haben gezeigt, dass sie die Eltern mit ihrer Trauer nicht allein lassen", sagte Pragsdorfs Bürgermeister Ralf Opitz.

Der Junge war am Donnerstagabend in einem Gebüsch in der Nähe eines Bolzplatzes an einem See von Feuerwehrleuten mit "massiven Verletzungen am Oberkörper" gefunden worden. Sofort eingeleitete Wiederbelebungsversuche von Medizinern und ein schneller Transport in eine Klinik blieben erfolglos. Die Ärzte konnten das Leben des Kindes nicht retten.

Anwohner berichten von lauten Stimmen auf Bolzplatz

Die Obduktion ergab später, dass der Junge erstochen wurde. Der Leichnam wies demnach mehrere Verletzungen auf, die von einem - noch unbekannten - Stichwerkzeug herrührten. "Die Polizei ermittelt wegen Totschlags und geht dabei mehreren Ermittlungsansätzen nach", sagte der Sprecher der Neubrandenburger Staatsanwaltschaft, Tim Wischmann. Ein Tatverdächtiger wurde noch nicht ermittelt. Bis zum Freitagabend gab es keinen neuen Sachstand. "Die Ermittlungen laufen", sagte eine Polizeisprecherin auf Anfrage.

Die Eltern hatten den Sechsjährigen am Donnerstag wie häufig zum Spielen ins Dorf gelassen. Das Kind wurde dann als vermisst gemeldet, weil es nicht wie vereinbart wieder nach Hause gekommen war. Erste Suchaktionen waren erfolglos geblieben. Die Vermisstenmeldung war laut Polizei kurz vor 20.00 Uhr eingegangen. Beamte umliegender Reviere und Bereitschaftspolizisten hätten den Bereich in Pragsdorf sofort durchsucht, sagte eine Polizeisprecherin. Etwa gegen 21.00 Uhr am Donnerstag wurde der leblose Junge von Feuerwehrleuten gefunden.

In Pragsdorf an der Bundesstraße 104 leben nur 580 Menschen und laut dem Bürgermeister Ralf Opitz vergleichsweise viele Kinder. "Ich hatte mich auch an der Suche beteiligt - bis die Kameraden den schrecklichen Fund gemacht haben", sagte der 54-Jährige. Ob der Fundort auch der Tatort ist, da wollte sich Staatsanwalt Wischmann noch nicht festlegen. Anwohner berichteten aber, dass sie am Donnerstag laute Stimmen am Bolzplatz gehört hätten, die möglicherweise von einem Streit herrühren könnten.

"Anteilnahme und die Aussagebereitschaft sehr hoch"

Am Fundort konnte die Polizei laut Wischmann viele Spuren sichern. Das Gelände war noch am Freitag weiträumig mit rot-weißem Flatterband abgesperrt. Polizisten und Helfer suchten nach einer Tatwaffe und anderen Beweisstücken. In der Nähe des Sees kam dabei auch ein Metalldetektor zum Einsatz. Auch Taucher rückten an - bisher aber ohne Erfolg, hieß es. Am Nachmittag wurden Suchketten mit je 25 Beamten gebildet. Sie streiften mit langen Eisenstangen systematisch die Fläche ab, sich langsam vom See entfernend.

Im Dorf waren am Freitag überhaupt viel Bewegung. Etliche Reporter versuchten, die Einwohner zu befragen. Aber auch die Bewohner selbst waren unterwegs: Sie wurden von der Polizei in ein Feuerwehr- und Gemeindehaus gebeten, wo sie zu den Ereignissen befragt wurden. Wenn sich Bewohner danach begegneten, tauschten sie sich auch aus.

"Die Anteilnahme und die Aussagebereitschaft sind sehr hoch - das muss nun erst mal aufgeschrieben und verglichen werden", sagte eine Polizeisprecherin. Sollte man keinen Verdächtigen finden, würden die Ermittlungen am Wochenende fortgesetzt. Auch zum Motiv könne man noch nichts sagen.

Quelle: ntv.de, spl/dpa

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