Panorama

950 Schüler in Quarantäne Privatparty stürzt Bielefeld ins Corona-Chaos

Eine Geburtstagfeier in Bielefeld hat zu einem Corona-Ausbruch geführt.

Eine Geburtstagfeier in Bielefeld hat zu einem Corona-Ausbruch geführt.

(Foto: imago images/Westend61)

Eine Geburtstagsparty stürzt die Stadt Bielefeld ins Chaos: Dort kommt es zu einem größeren Corona-Ausbruch. Hunderte müssen in Quarantäne. Betroffen sind vor allem etliche Schüler und Lehrer. Selbst das Testzentrum ist überlastet.

Ganze Klassen oder Jahrgangsstufen leiden an zehn Schulen unter Einschränkungen: In Bielefeld kämpfen die Behörden mit einem größeren Corona-Ausbruch. Schuld ist eine größere Familienfeier vergangene Woche. Nach Angaben der Stadt müssen 950 Schüler und Lehrer wegen der privaten Feier in Quarantäne. Jenseits der Schulen gebe es zudem aktuell mehr als 560 Menschen, die in Quarantäne seien - ein Großteil davon sei aber ohne Bezug zu der Familienfeier.

Insgesamt haben sich im Zusammenhang mit der Feier 36 Gäste mit dem Coronavirus infiziert. Vergangenen Freitag waren es erst 20 gewesen. Der Anstieg der Fallzahlen sorgte heute für großen Andrang an einer städtischen Drive-In-Teststation. Das "Westfalen-Blatt" berichtete von langen Autoschlangen vor dem Testcenter. Die Stadt bat die Bürger am Mittag deshalb darum, die Station nicht mehr anzufahren. "Das Testzentrum ist überlaufen, und der Verkehr staut sich bereits zurück", hieß es in einer Mitteilung.

Die Feier ist nach Informationen des "Westfalen-Blatts" eine Geburtstagsfeier gewesen. Diese habe in privaten Räumlichkeiten stattgefunden und morgens begonnen und bis zum Abend gedauert. Zu Gast waren immer wieder wechselnde Gäste, es gab wohl ein "reges Kommen und Gehen", heißt es in dem Bericht. Unter den Gästen befanden sich auch mehrere Kinder von unterschiedlichen Schulen. Das Gesundheitsamt ist noch immer damit beschäftigt, alle Kontaktpersonen zu ermitteln. Spekulationen über den Hintergrund des Festlichkeiten erteilte die Stadt unterdessen eine Absage. Im Corona-Ticker der in Bielefeld erscheinenden "Neuen Westfälischen" wurde Sozialdezernent Ingo Nürnberger mit der Aussage zitiert, dass überwiegend Menschen mit deutscher Staatsangehörigkeit betroffen seien. Gefeiert habe zudem keine sogenannte "Großfamilie", hieß es zudem in der Pressekonferenz der Stadt.

Mittlerweile stehen in zehn verschiedene Schulen mehrere Schulklassen und gesamte Jahrgangsstufen unter Quarantäne. 1200 Schüler und Lehrer aus Gesamtschulen, Gymnasien, Realschulen und Berufsschulen sind betroffen. Krisenstabsleiter der Stadt Ingo Nürnberger sagt dem "Westfalen-Blatt", dass es für private Feiern keine Vorschriften gebe, aber Empfehlungen. "Und dann gibt es natürlich noch den gesunden Menschenverstand." In Corona-Zeiten sei es nicht vernünftig, in einer Wohnung mehrere Dutzend Menschen zu empfangen. "Die Folgen tragen nun nicht nur Familie und Gäste, sondern auch mehrere Hundert Schülerinnen und Schüler", sagt Nürnberger.

Feiern im Privatbereich sollen weiter ohne Kontrolle stattfinden

Unterdessen kündigte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann an, die Corona-Auflagen für große Feiern zu verschärfen. "Wir werden in die Corona-Schutzverordnung hineinschreiben, dass Privatfeiern zwei Wochen vorher beim Ordnungsamt angemeldet werden müssen", sagte der CDU-Politiker am vergangenen Donnerstag dem Radiosender WDR 2. Außerdem sei dabei ein Verantwortlicher zu benennen und eine Gästeliste einzureichen. "Dann kann das Ordnungsamt solche Feiern auch mal kontrollieren."

Damit reagiert der Minister auf die Verstöße gegen die geltenden Schutzmaßnahmen bei einer Hochzeitsfeier in Hamm. Die von Laumann geplante Neuregelung soll laut dem Gesundheitsministerium für private Feierlichkeiten "aus herausragendem Anlass im öffentlichen Raum" ab 50 Teilnehmern gelten, also etwa in angemieteten Räumen, Gaststätten oder Versammlungsstätten wie Pfarrheimen. Als Beispiele wurden Jubiläen, Hochzeits-, Tauf-, Geburtstags- oder Abschlussfeiern genannt.

Für Feiern im Privatbereich, also etwa im eigenen Wohnzimmer oder im eigenen Garten, gelte dagegen der hohe Grundrechtsschutz der Privatsphäre, betonte eine Ministeriumssprecherin. Hier habe sich NRW von Beginn an dafür entschieden, in diesen Bereich nicht durch Verbote und Kontrollen hineinzuregieren, sondern auf die gelebte Eigenverantwortung der Menschen zu vertrauen.

Update: Die Stadt Bielefeld hat ihre Angaben zu Schülern und Lehrkräften, die sich nach einer Familienfeier in Quarantäne befinden, von 1100 auf 950 korrigiert.

Quelle: ntv.de, vmi/dpa

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