Panorama

Ströbele, Schily, Mahler RAF-Anwälte im Kino

Sie haben früher zusammen die Terroristen der Rote Armee Fraktion (RAF) verteidigt und für einen gerechten Staat gekämpft, dann trennten sich die Wege: Hans-Christian Ströbele ist heute das linke Gewissen der Grünen, Otto Schily wurde als SPD-Innenminister (1998-2005) von vielen Linken angefeindet und Horst Mahler sitzt als verurteilter Holocaust-Leugner im Gefängnis.

Hans-Christian Ströbele, Schauspielerin Jenny Schily und Otto Schily bei der Premiere.

Hans-Christian Ströbele, Schauspielerin Jenny Schily und Otto Schily bei der Premiere.

(Foto: dpa)

In Berlin hatte der Film "Die Anwälte - eine deutsche Geschichte" Premiere. Regisseurin Birgit Schulz zeichnet darin mit Originalsequenzen und sehr persönlichen Interviews ein eindrucksvolles Zeugnis deutscher Zeitgeschichte. Der Film kommt am 19. November in die Kinos.

"Hallo, grüß dich"

Schily (77) und Ströbele (70) haben sich nicht mehr viel zu sagen. "Hallo, grüß dich" sagte Schily vor der Premiere zu Ströbele, es folgte ein kühler Händedruck. Ihre völlig unterschiedlichen Polit-Karrieren sind ein Thema des Films. "Das ist für mich eine Reise in meine politische Vergangenheit", sagte Ströbele, der mit dem Fahrrad vor dem Delphi Filmpalast vorfuhr. Schily, der den Film schon vorab gesehen hatte, habe als erste Reaktion mit Blick auf den Irrweg Mahlers gesagt: "Das ist ein sehr harter Film", berichtete Regisseurin Birgit Schulz.

Der Dokumentarfilm versucht zu ergründen, warum sich die drei Biografien so auseinanderentwickelt haben. Zu Beginn ist ein Schwarz-Weiß-Bild der Drei aus einem Berliner Gerichtssaal zu sehen, Schily und Ströbele verteidigen dort ihren Kollegen Mahler, der wegen seiner RAF-Aktivitäten auf der Anklagebank sitzt. Ströbele trägt aus Solidarität Mahlers Robe. Später, als Mahler im Gefängnis sitzt, besorgt Ströbele für Mahlers Frau einen Job.

Mahlers Entwicklung eine "Tragödie"

Schily sagt heute über Mahler (73): "Die Entwicklung von Horst Mahler in die rechte Szene ist eine Tragödie." Und Mahler sagt über Schilys Wandel vom Verteidiger des Rechtsstaats in RAF-Zeiten zum Minister, der nach dem 11. September 2001 harte Sicherheitsgesetze auf den Weg brachte: "Der Mann hat sich selbst zerstört."

Ströbele, der bei der Bundestagswahl in Berlin-Kreuzberg zum dritten Mal das einzige Grünen-Direktmandat holte, wollte bei der Premiere nicht bestreiten, dass er als einziger seinen linken Idealen treu geblieben ist. "Die beiden haben sich politisch weit voneinander entfernt", meinte Regisseurin Schulz zum offenkundig sprachlosen Verhältnis zwischen Ströbele und Schily.

Quelle: ntv.de, dpa

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