"Möchte einen Beitrag leisten" RBB-Krise: Rundfunkratsvorsitzende tritt zurück
20.08.2022, 11:14 Uhr
RBB-Rundfunkratsvorsitzende von Kirchbach schmeißt hin.
(Foto: picture alliance/dpa)
Beim krisengeschüttelten Sender RBB geht das Stühlerücken weiter. Als Beitrag zur Erneuerung bezeichnet die Rundfunkrätin ihren Rücktritt. Tatsächlich waren am Vortag neue Details bekannt geworden, die auch zu ihrem Handeln zumindest Fragen aufwerfen.
Die Vorsitzende des RBB-Rundfunkrats, Friederike von Kirchbach, tritt angesichts der Krise des öffentlich-rechtlichen ARD-Senders mit sofortiger Wirkung zurück. Das teilt die 67-Jährige in einer Erklärung mit. Damit gibt es nun eine weitere personelle Konsequenz in der Affäre um Vorwürfe der Vetternwirtschaft gegen die abberufene Intendantin Patricia Schlesinger. Nun übernimmt ihr Vize Dieter Pienkny die Amtsgeschäfte kommissarisch.
"Der RBB steht vor einem Neuanfang. Nach zehn Jahren als Vorsitzende des Rundfunkrates möchte ich dazu einen Beitrag leisten und stelle mein Amt zur Verfügung", teilte von Kirchbach mit. Das Gremium habe mit der Abberufung von Schlesinger als Intendantin den Weg für neue Strukturen und Personen in dem ARD-Sender frei gemacht. "Für alles, was jetzt kommt, sehe ich neue Verantwortliche in der Pflicht, deshalb trete ich zurück", hieß es weiter.
Am Vortag war bekannt geworden, dass von Kirchbach die bisherige Hauptabteilungsleiterin und Personalchefin, die inzwischen zur kommissarischen Verwaltungsdirektorin ernannt wurde, und die amtierende Juristische Direktorin getraut hat. Beide haben zwei Kinder, lebten inzwischen aber in Trennung, wie etwa die "Berliner Zeitung" aus der jüngsten Belegschaftsversammlung zitert. Von Kirchbach ist studierte Theologin. Die neue Verwaltungsdirektorin habe beteuert, dass es außer der Trauung keine privaten Kontakte gegeben habe und sie Dienstliches und Privates sauber getrennt habe, heißt es in dem Bericht weiter.
"Sorge um berufliche Integrität als Pfarrerin"
Die 67-Jährige betonte in ihrer Erklärung zugleich, in der aktuellen Debatte um den RBB und das öffentlich-rechtliche System solle es nicht um Personen gehen, für sie stehe die Sache im Vordergrund. "Dazu gehört die selbstkritische Betrachtung unserer Arbeit im Rundfunkrat in der Vergangenheit. Diese Diskussion jetzt noch mit angestoßen zu haben, ist mir wichtig."
Sie sei andererseits nicht bereit, ihre berufliche Integrität als Pfarrerin und Seelsorgerin in Frage stellen zu lassen, das geschehe öffentlich und sei für sie nicht hinnehmbar. Von Kirchbach stand dem Kontrollgremium seit 2013 vor, seit 2007 war sie Mitglied. Entsandt hatte sie damals die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.
Der Rundfunkrat ist eines der Kontrollgremien in dem öffentlich-rechtlichen Sender, er hat die Programmarbeit im Blick. Das Gremium wählt auch den Intendanten. Am Montag hatten die Rundfunkratsmitglieder Schlesinger abberufen. Der Verwaltungsrat als zweites Kontrollgremium behandelt nun die konkrete Vertragsauflösung.
Quelle: ntv.de