Zwei Tote nach Zugattacke Schweizer Polizei glaubt nicht an Terrorakt
14.08.2016, 11:24 Uhr
In der Schweiz verletzt ein bewaffneter Mann mehrere Zugpassagiere mit einem Messer und entzündet einen Brandsatz. Eines der Opfer stirbt. Über das Tatmotiv herrscht noch Unklarheit.
Einen Tag nach der Flammen-Attacke in einem Schweizer Zug sind der Täter und eine Passagierin im Krankenhaus gestorben. Der 27-Jährige und die 34-Jährige erlagen ihren Verletzungen, wie die Polizei mitteilte. Beide hatten schwere Verbrennungen erlitten. Der Zustand eines sechsjährigen Mädchens sei nach wie vor ernst.
Die Attacke auf mehrere Passagiere hat nach bisherigen Erkenntnissen der Polizei wohl keinen terroristischen Hintergrund. "Man kann noch nichts ausschließen, aber der Gedanke ist ganz weit entfernt", sagte ein Polizeisprecher. Der Angreifer war nicht vorbestraft.

Dass der Lokführer noch bis zum Bahnhof Salez weiterfuhr, erleichterte die Rettungsarbeiten.
(Foto: dpa)
Ein 27-jähriger Schweizer hatte am Samstagnachmittag in einem Zug im Kanton St. Gallen eine brennbare Flüssigkeit entzündet. Anschließend ging er mit einem Messer auf mehrere Fahrgäste los. Der Lokführer hatte nach dem Brandalarm noch besonnen den Zug in den nächsten Bahnhof gefahren und nicht sofort auf freier Strecke gestoppt. Das erleichterte laut Polizei die Rettungsarbeiten erheblich. 50 bis 60 weitere Zugpassagiere wurden von Notfall-Teams psychologisch betreut.
Haus des Verdächtigen durchsucht
Die Attacke in der Südostbahn hatte sich gegen 14.20 Uhr kurz vor dem Bahnhof Salez ereignet. Der Täter hatte in einem Waggon eine brennbare Flüssigkeit ausgeschüttet, die sich entzündete. Außerdem ging er mit einem Messer auf die Passagiere los. Bei den Verletzten handelt es sich um den mutmaßlichen Täter sowie um einen 17- und einen 50-jährigen Mann, um drei Frauen im Alter von 17, 34 und 43 Jahren sowie um ein sechsjähriges Kind.
Der Verdächtige mit laut Polizei "typisch schweizerischem Namen" ist in einem Schweizer Kanton gemeldet. Die Polizei durchsuchte noch am Abend sein Haus. Nach der Einfahrt des Zuges und dem Öffnen der Türen barg laut Behörden ein auf dem Bahnsteig stehender Mann einen der Schwerverletzten sofort aus dem stark rauchenden Waggon und leistete Erste Hilfe. Wie sich herausstellte, handelte es sich bei dem Verletzten um den Tatverdächtigen.
Mehr Sicherheitsbeamte auf Bahnhöfen
Der Helfer erlitt bei der Aktion eine leichte Rauchvergiftung, konnte das Krankenhaus inzwischen aber wieder verlassen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt unter anderem wegen schwerer Körperverletzung und Brandstiftung. Die Attacke in Salez stellt das bisherige Einsatzkonzept von Bahnsicherheitsfirmen infrage. Martin Graf, Geschäftsführer der Sicherheitsfirma Securitrans, sagte der Zeitung "Schweiz am Sonntag", dass die Bahnhofpräsenz von Sicherheitsbeamten auf 24 Stunden ausgedehnt werden solle.
Der Vorfall weckt Erinnerungen an den Anschlag von Würzburg vom 18. Juli. Dort hatte ein 17-jähriger Flüchtling in einem Regionalzug mehrere Menschen mit einer Axt und einem Messer schwer verletzt - darunter eine Touristenfamilie aus Hongkong. In einem Video bekannte er sich zur Terrormiliz IS. Spezialkräfte der Polizei erschossen den jungen Mann kurz nach der Tat.
Quelle: ntv.de, asc/dpa/AFP