Panorama

Höchstens lauwarmSommer werkelt weiter am Durchbruch

29.06.2017, 16:41 Uhr
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Das gute Wetter lässt auf sich warten. Im Norden wie im Süden gibt es hohe Niederschlagsmengen. (Foto: picture alliance / Ralf Hirschbe)

Eine alte Bauernregel besagt, wenn das Wetter um den Siebenschläfer-Tag stabil ist, bleibt es auch die folgenden Wochen so. Zumindest für den Süden stehen die Chancen dafür gut. Am Wochenende bleibt es allerdings erstmal instabil.

Der Siebenschläfer-Tag ist gerade zwei Tage her. Da scheint der Sommer schon auf Talfahrt zu gehen. Kein gutes Omen für die nächste Zeit, oder?

Kurzfristig gesehen erst einmal nicht. Denn vorerst einmal bleibt es unbeständig, immer mal wieder nass und kühl. Ein bisschen Zeit zur Weichenstellung für den weiteren Sommerverlauf bleibt aber auch noch. Denn der eigentliche Siebenschläfer-Tag ist durch die Verschiebung mit der gregorianischen Kalenderreform tatsächlich erst später. Nämlich erst am 7. Juli. Unabhängig davon ist der zu betrachtende Zeitraum natürlich nicht nur ein Tag (also: wie das Wetter am Siebenschläfer-Tag, so es sieben Wochen bleiben mag), sondern er erstreckt sich von Ende Juni bis ins erste Juli-Drittel hinein. Stellt sich nämlich in dieser Zeit eine stabile Wetterlage ein, dann hat diese eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, sich über einige Wochen zu halten.

Wie groß ist diese Wahrscheinlichkeit?

Im Süden Deutschlands etwa 70 bis 80 Prozent. Also schon bemerkenswert hoch. Und auch bei den Nordlichtern sind es immerhin um die 50 bis 60 Prozent.

Kann man das auch meteorologisch erklären?

Die meteorologische Erklärung hängt maßgeblich mit der Lage des Jetstreams zusammen. Das ist die wettersteuernde Strömung in der höheren Atmosphäre, die das Wetter in unseren Breiten maßgeblich bestimmt und die die Tiefdruckgebiete von Westen nach Osten führt. Liegt der sogenannte Jet nun weit im Norden, dann ziehen die Tiefs in einem großen Bogen um uns herum.

Wie sieht denn eine solche Lage konkret aus?

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Im Sommer 2006 war der Juli über fünf Grad zu warm. (Foto: picture-alliance/ dpa)

Eine solche Wetterlage könnte uns beispielsweise ein Hochdruckgebiet über Skandinavien bringen. Und weil eben in dieser Zeit (Ende Juni/Anfang Juli) die Atmosphäre besonders willig ist, eine derartige Wettersituation lange zu halten, kommen eben die sieben Wochen der Bauernregel zusammen. In Wirklichkeit sind es häufig eher drei bis fünf Wochen.

Das würde reichen.

Das Problem ist nur: auch die instabilen Zustände haben eine hohe Erhaltungsdauer. Passiert also binnen der nächsten zehn Tage nichts in Sachen Stabilität, dann könnte es durchaus passieren, dass der Juli zwar durchaus warm, aber eben auch meistens auch wechselhaft verläuft, bevor der August dann gerne wieder beständiger wird. Ein prominentes Beispiel für einen solchen Witterungsverlauf ist übrigens der Jahrhundertsommer 2003. Der Juni deutlich zu warm (knapp vier Grad überm langjährigen Durchschnitt), der Juli wechselhafter, aber ebenfalls warm (+ zwei Grad) und dann der gut vier Grad zu warme Hitze-August. Und auch ein umgekehrter Fall springt mir dazu ins Auge.

Der wäre?

Der Sommer 2006 - das Sommermärchen. Der Juni knapp 1,5 Grad zu warm, der (Rekord-) Juli über fünf Grad zu warm und dann der Wettersturz nach dem Ende der WM (die der Welt gezeigt hat, wie sehr man sich über einen dritten Platz freuen kann). Der August 2006 war über ein Grad zu kalt, brachte fast die doppelte Menge an Regen und nur halb so viel Sonne wie ansonsten üblich.

Wie ist denn die naheliegende Entwicklung für unser Wochenende?

Nach dem zum Teil extrem regenreichen Donnerstag, an dem die letzten Reste der subtropischen und teilweise schwülen Wärme allmählich ostwärts abgedrängt werden, bleibt es am Freitag vor allem im Norden trüb und nass. Stellenweise kann der schauerartig verstärkte Regen auch dort für lokale Überflutungen sorgen. Südlich einer Linie von Berlin bis herüber ins Münsterland ist es hingegen freundlicher mit nur noch örtlichen Schauern oder Gewittern. Die Temperaturen: es kühlt weiter ab. Bei einem mitunter kräftigen Westwind erreichen die Werte zwischen 17 Grad im Norden und in der Eifel und bis maximal noch 23 Grad in Ostbayern sowie in der Lausitz.

Was bringt der Samstag?

Weiterhin sehr wechselhaftes und windiges Wetter. Von West nach Ost immer wieder mit Schauern, stellenweise vielleicht auch kurze Gewitter. Am freundlichsten zeigt sich noch der Süden. Dazu Tageshöchstwerte zwischen sehr kühlen 15 Grad in der Eifel und lauwarmen 23 Grad an der Oder. Abgerundet wird der meist launische Wettereindruck von Sturmböen an der Nordsee und in den Mittelgebirgen.

Und am Sonntag?

Gibt es zumindest im Norden mehr Chancen auf mehr blaue Lücken. Und auch der Westen bekommt - nach einem eher grauen Samstag - mal ein paar Sonnenstrahlen mehr. Dafür sind die Schauerwolken im Süden und im Osten tendenziell aufdringlicher als am Samstag. Die Temperaturen gehen im Vergleich zum Vortag sogar nochmals etwas zurück bei 14 Grad am Erzgebirge und bis 22 Grad am Oberrhein. Der Wind weht weiterhin teils stark bis stürmisch.

Nächste Woche?

Am Montag im Norden weiterhin wolkig, windig und kühl. In der Mitte und im Süden meldet sich schrittweise die Sonne zurück und dementsprechend wird der Regen seltener. Auch die Temperaturen erholen sich langsam aber sicher bei Tagestemperaturen zwischen 16 und 24 Grad.

Ein Sommercomeback?

Von den Temperaturen zunächst einmal schon. Allerdings hält sich die Tendenz zu eher wechselhaftem Wetter. Und auch die kühlere Luft bleibt in Schlagdistanz. Kurzum: der richtige Durchbruch fehlt.

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