Toter Junge im FahrwerksschachtStaatsanwaltschaft ermittelt auf US-Basis

Immer wieder versuchen verzweifelte Flüchtlinge, sich als blinde Passagiere an Bord von Flugzeugen zu schmuggeln. Ein Jugendlicher schafft es sogar an Bord einer US-Militärmaschine. Doch sein Traum von einem besseren Leben endet tödlich.
Die Leiche eines Jugendlichen im Fahrwerksschacht eines US-Militärflugzeugs im pfälzischen Ramstein gibt amerikanischen und deutschen Behörden Rätsel auf. Der blinde Passagier war am Sonntag bei einer Untersuchung der Maschine entdeckt worden. Der Jugendliche sei mit hoher Wahrscheinlichkeit am Flughafen der malischen Hauptstadt Bamako in den Schacht geklettert, teilten die Staatsanwaltschaft Zweibrücken und die Polizei in Kaiserslautern mit.
Die Transportmaschine vom Typ Hercules C-130J kam aus Afrika, wo sie in mehreren Ländern zwischengelandet war. In einem ersten Tweet im Internet hatte das Pentagon in Washington zunächst von einem "Jungen" gesprochen. Die Staatsanwaltschaft Zweibrücken leitete ein sogenanntes Todesermittlungsverfahren ein und ordnete eine Obduktion an. Die ergab, dass der junge Mann wegen Sauerstoffmangels in großer Flughöhe erstickt ist. Zur Identität des Jugendlichen wurde nichts bekannt. "Er hatte keine Papiere dabei", sagte ein Sprecher der US-Airbase in Ramstein.
Das US-Verteidigungsministerium untersucht, wie es dem blinden Passagier gelingen konnte, sich im Fahrwerksschacht zu verstecken. Man prüfe, ob es Sicherheitslücken gebe, sagte Pentagonsprecher John Kirby in Washington.
Blinde Passagiere sind keine Seltenheit
Wo genau in Afrika sich die Militärmaschine auf den Weg nach Deutschland machte und wo sie zwischenlandete, wurde nicht offiziell mitgeteilt. Nach Angaben des TV-Senders CNN gab es Stopps im Senegal, in Mali, im Tschad sowie in Tunesien und in Italien. Kirby verwies aber auf die geringeren Sicherheitsstandards auf afrikanischen Start- und Landeplätzen. Unmittelbar nach der Entdeckung sei der Leichnam auch auf mögliche ansteckende Krankheiten untersucht worden, sagte der Sprecher unter Hinweis auf die in Westafrika grassierende Ebola-Epidemie: "Es wurde nichts gefunden." In der Vergangenheit kam es immer wieder vor, dass junge Leute aus armen Dritte-Welt-Ländern sich im Fahrwerksschacht von Flugzeugen verstecken, um in reiche Industriestaaten zu flüchten.
Nach Angaben der US-Luftwaffe ist dies der erste tote blinde Passagier, der an Bord einer Militärmaschine in Ramstein entdeckt wurde. Der Tote sei weder bei einer regulären Vor- noch Nachfluginspektion gefunden worden. Erst bei einer besonders eingehenden Untersuchung habe man ihn entdeckt, hieß es.
Ramstein ist der wichtigste militärische Transport- und Frachtflughafen der US-Streitkräfte in Europa. Auf der Airbase starten und landen nicht nur Truppen und Fracht, sondern es werden auch verletzte Soldaten eingeflogen, die in der nahen US-Klinik in Landstuhl behandelt werden.