Panorama

Nach Zwischenfall in Madrid Studenten tut sexistische Brüll-Attacke leid

Die derben Rufe waren offenbar nicht als reale Gewaltandrohung gemeint, es handelte sich um eine Tradition.

Die derben Rufe waren offenbar nicht als reale Gewaltandrohung gemeint, es handelte sich um eine Tradition.

Machos sind noch immer in Spanien daheim, wie ein Video aus einem Studentenwohnheim in Madrid zeigt. Dort schreien junge Männer junge Frauen mit derbsten Sprüchen an. Was für Empörung sorgt - ebenso wie die Reaktion mancher der Studentinnen.

Spanische Stundenten eines Wohnheims in Madrid haben sich für derbe Macho-Sprüche und sexistische Beleidigungen bei den betroffenen Studentinnen entschuldigt. "Als Studenten des Wohnheims Elías Ahuja möchten wir unser Bedauern für unsere Taten zum Ausdruck bringen. Was ein schlechter Witz war, ist außer Kontrolle geraten", schrieben die jungen Männer in einem Brief an die Studentinnen, die in einem gegenüberliegenden Wohnheim leben.

Beide Häuser, in dem jeweils nur Männer oder Frauen leben, werden vom katholischen Orden San Augustín geführt. In einem im Netz verbreiteten Video war zu sehen, wie ein Student nachts von seinem Fenster aus Richtung des Wohnheims der Kommilitoninnen diese unter anderem als "nymphomanische Huren" bezeichnet, die "wie Kaninchen aus ihrem Bau" kommen sollten.

Dutzende andere Studenten beteiligten sich dann an der lautstarken Aktion. In dem Entschuldigungsschreiben gelobten die Studenten nun Besserung. "Wir verpflichten uns, unser Verhalten zu ändern", steht dort. Das Video sorgte für einen Aufschrei der Empörung in Spanien. Die Szenen seien "verabscheuungswürdig", sagte Universitätsminister Joan Subirats. Bis auf die rechtspopulistische Vox verurteilten alle wichtigen Parteien die Aktion in aller Schärfe. Die Madrider Staatsanwaltschaft kündigte Ermittlungen wegen eines möglichen "Hass-Verbrechens" an.

"Sie hatten keine schlechte Absicht"

Für große Bestürzung sorgte derweil auch die Tatsache, dass einige Studentinnen der betroffenen und renommierten Top-Hochschule Universidad Complutense de Madrid (UCM) die Bedeutung des Skandals herunterspielten. "Sie hatten keine schlechte Absicht", sagte zum Beispiel eine junge Frau dem Fernsehsender RTVE. Es handele sich um eine "Tradition", um einen "Ritus" der Universität, erklärten andere.

Umso schlimmer, urteilten zahlreiche Politiker, Sprecherinnen von Frauenverbänden und Medienkommentatoren. "Das zeigt, wie tief die Kultur der Vergewaltigung in unserer Gesellschaft verwurzelt ist", klagte die Präsidentin des Progressiven Frauenbunds (Federación Mujeres Progresistas), Yolanda Besteiro. "Wir werden eingeschüchtert, wir werden beleidigt, wir werden verunglimpft." Die Gewalt gegen Frauen werde "normalisiert und banalisiert". Ein RTVE-Kommentator meinte: "Und das sind unsere Eliten der Zukunft." Die Leitung der Unterkunft verwies inzwischen mehrere Studenten des Wohnheims, die Universität teilte mit, sie prüfe, ob Beteiligte die Hochschule verlassen müssten.

Quelle: ntv.de, vpe/dpa

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