Erst kalt und nass, dann wärmer Sturmtief "Magnus" macht den Mai zum April
22.05.2025, 14:53 Uhr Artikel anhören
Vor allem das Himmelfahrtswochenende haben viele Deutsche für Ausflüge und Kurztrips im Blick. Derzeit sieht es eher nach Regenjacke als nach Badehose aus.
(Foto: dpa)
Eisheilige, Schafskälte - oder einfach nur so feucht und kalt? Egal, wie man es nennt, das Wetter fühlt sich in diesem Mai sehr nach April an. Immerhin bekommen die ausgetrockneten Böden etwas Feuchtigkeit ab: Am Wochenende und dem bevorstehenden Feiertag gehört auch Regen zum Wettermix.
ntv.de: Große Teile Deutschlands ächzen unter der Trockenheit. Ist auch hier Regen in Sicht?
Björn Alexander: Auch wenn die Niederschläge vorerst noch sehr unterschiedlich verteilt sind, so sind wir doch inmitten einer nachhaltigen Umstellung der Großwetterlage. Sprich: Die Hochdruckdominanz kippt und spätestens ab Sonntag und Montag stellt sich eine ziemlich wechselhafte und teilweise auch nasse Situation ein. Immerhin wird es nach der aktuellen Polarluft wieder einen Hauch wärmer.
Wie ist der Fahrplan aus der Dürre?
Den Anfang macht derzeit Sturmtief "Magnus", das von Skandinavien aus insbesondere im Norden für Sturm, teilweise auch für schwere Sturmböen bis um die 100 km/h und fast schon lupenreines Aprilwetter sorgt. Zuvor sind mit einem Tief von Frankreich und den Alpen heraus im Süden unseres Landes mitunter schwere Gewitter mit Unwettern aufgekommen. Eine Entwicklung, in die die Kaltfront von "Magnus" hereingerasselt ist und für einen markanten Temperatursturz gesorgt hat.
Was bedeutet das in Zahlen?
Vom Sommerfeeling mit um die 25 bis 27 Grad am Montag und Dienstag ging es am Mittwoch um gut 10 bis 15 Grad runter, bevor jetzt auch noch die Schneefallgrenze in den Alpen bis auf rund 1500 Meter sinkt. Ein markanter Ritt durch die Jahreszeiten, der vor allem für unvorbereitete Wanderer im Hochgebirge lebensgefährlich sein kann.
Die Eisheiligen sind laut Kalender seit einer Woche durch. Ist das jetzt schon die Schafskälte?
Klassischerweise beschreibt die Schafskälte eine häufige und kühle sowie wechselhafte Phase im Juni. Diese meteorologische Singularität sowie die zugehörige Bauernregel sind zeitlich recht flexibel. Statistisch gesehen tritt die Abkühlung mit einer Wahrscheinlichkeit von bis zu 80 Prozent zwischen dem 4. und 25. Juni auf, was praktisch den gesamten Monat umfasst. Besonders ausgeprägt ist jedoch die Häufung um den 10. bis 12. Juni, wenn es nachts oft empfindlich kühl werden kann. Insofern müssen wir uns höchstwahrscheinlich auch noch im Juni auf den einen oder anderen Tiefschlag für den Sommer einstellen.
Lassen sich denn schon Prognosen für den Juni aufstellen?
Die experimentelle Langfrist bewertet den Juni 2025 derzeit leicht überdurchschnittlich temperiert - mit etwa 0,5 bis 1 Grad über dem langjährigen Durchschnitt. Im Hinblick auf Regen zeigen die Berechnungen eine durchschnittliche bis leicht unterdurchschnittliche Ausbeute.
Über welche Regenmengen sprechen wir da?
Normal wären im deutschlandweiten Schnitt um die 75 bis 80 Liter pro Quadratmeter. Entscheidend ist allerdings, wie die aktuelle Umstellung läuft und welche Weichenstellung daraus für den Juni resultiert. Fakt ist, dass die Unsicherheiten bei den Wettermodellen groß sind und auch kleine, aber intensive Hitzeblasen mit bis zu 35 Grad zum Junianfang in den Vorhersagen herumgeistern. Kurzum: Aktuell ist die Entwicklung super spannend und wir können uns - nach der von Hochdruck dominierten Langeweile - auf einiges gefasst machen.
Wie viel Regen ist denn bis zum Monatsende jetzt noch möglich?
Die Unsicherheiten sind - wie gesagt - noch groß. Aber mit den westlichen Winden kommende Woche sieht das Gros der Prognosen im Westen und Norden sowie im Süden verbreitet 20 bis 40 Liter pro Quadratmeter, teilweise auch deutlich mehr. Das gilt besonders Richtung Alpen, wo um 100 Liter drin sind. Weniger spendabel sind die momentanen Vorhersagen entlang der Main-Linie und dann bis herüber ins südliche Ostdeutschland.
Welche Details erwarten uns denn in den nächsten Tagen?
Der Freitag bringt bei den Nordlichtern erneut mitunter gewittrige Schauer mit Graupelgewittern und stürmischen Böen. Der Süden präsentiert sich ebenfalls sehr durchwachsen, an den Alpen auch trüb. Ansonsten ist es freundlicher und überwiegend trocken bei 11 bis 18 Grad.
Und danach?
Lassen wir den temperaturtechnischen Tiefpunkt der Woche hinter uns und blicken auf 14 bis 21 Grad am Wochenende. Wobei wir das unbeständige Wetter noch lange nicht hinter uns haben.
Gibt es einen Favoriten-Tag am Wochenende?
Der Samstag wird insgesamt der schönere Tag des Wochenendes. Denn die Schauer werden auch im Süden und Südosten weniger und es gibt längere sonnige Phasen zwischendrin, bevor am Sonntag aus Westen die erste Regenschelle nachlegt. Zuvor gibt es im Süden und Osten noch die meiste Sonne, während im Westen hinter dem Regen der Übergang zu Schauern und Gewittern folgt.
Worauf müssen wir uns nächste Woche einstellen?
Der Montag hat einen Kessel Buntes im Programm und ist wiederholt mit Regengüssen sowie Blitz und Donner, aber auch mit sonnigen Abschnitten gespickt. Das Ganze bei oft 18 bis 23 Grad, lediglich an der Nordsee frische 15 Grad. Anschließend formieren sich aus Westen weitere Tiefs mit der leicht ungewissen Regenausbeute, die aber in vielen Landesteilen die größte Trockenheit erst einmal deutlich lindern wird.
Und dann naht noch ein mögliches langes Wochenende mit Christi Himmelfahrt beziehungsweise dem Vater- oder Herrentag am Donnerstag. Wie sind die Aussichten?
Zum Donnerstag tendenziell noch wechselhaft und eher kühl, sodass die Väter, Herren und alle, die eine Bollerwagen-Tour planen, auf jeden Fall noch die Daumen drücken müssen. Im Anschluss deuten einige Trends auf eine sommerliche Phase zum Juni-Beginn hin und wir dürfen gespannt sein, ob es möglicherweise recht bald für neue Hitzespitzen von 30 Grad und mehr reicht. Zum Vergleich: Die bisher höchste Temperatur des Jahres 2025 gab es Anfang Mai mit 30,4 Grad in Waghäusel-Kirrlach in Baden-Württemberg.
Quelle: ntv.de