Panorama

"Sodom und Gomorrha" Tausend Nackte am Toten Meer

Spencer Tunick schlägt wieder zu. Oder besser gesagt: Er drückt wieder den Auslöser. Diesmal lässt er 1200 Menschen nackt am israelischen Ufer des Toten Meers posieren. Damit soll auf die drohende Austrocknung des tiefsten Sees der Erde aufmerksam gemacht werden. Rabbiner protestieren gegen die Aktion.

Der für seine Projekte mit nackten Menschenmassen bekannte US-Fotograf Spencer Tunick hat für seine neueste Aktion am israelischen Ufer des Toten Meers etwa 1200 Menschen versammelt. Die Teilnehmer seien zwischen 18 und 77 Jahre alt und überwiegend männlich gewesen, berichtete die Zeitung "Jerusalem Post".

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Etwa 1200 Menschen nahmen an der Aktion teil.

(Foto: dpa)

Das Fotoprojekt, zu dem die Freiwilligen nackt auf einem privaten Strand zusammen kamen, hatte im Vorfeld in Israel für heftige Kritik gesorgt. Orthodoxe Rabbiner und Politiker warnten vor "Sodom und Gomorrha" und drohten mit juristischen Schritten, um die Aktion zu verhindern.

Ob seine Projekte akzeptiert würden, zeige den Grad der Offenheit und Toleranz eines Landes, sagte der 44-jährige jüdische Künstler diese Woche vor Journalisten. Wenn ein Land Nackt-Kunst zulasse, erweise es sich als offen, progressiv und engagiert.

"Körperlandschaften" und "soziale Plastiken"

Der Fotograf versammelte in den vergangenen Jahren bereits tausende nackte Menschen für Projekte in Sydney, New York, London, Barcelona, Wien und Düsseldorf sowie auf einem Schweizer Gletscher. Die bisher größte entblätterte Menschenmenge fotografierte er mit 18.000 Freiwilligen in Mexiko-Stadt. Tunick nennt seine Aktionen "Körperlandschaften" oder "soziale Plastiken".

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Vorsicht ist geboten, wenn Tunick Sie fotografieren möchte ...

(Foto: dpa)

Das "Nackte-Meer-Projekt" ist Teil einer Kampagne, um die Anerkennung des Toten Meers als ein Naturwunder der Welt zu erreichen. Am 11. November kann im Internet darüber abgestimmt werden. Das Tote Meer liegt 417 Meter unter dem Meeresspiegel und ist damit der tiefste See der Welt. Angesichts der Verwendung des Wassers aus dem Jordan zur Bewässerung von Ackerflächen sinkt seit Jahren das Niveau des abflussfreien Toten Meers, das zudem über einen großen Salzgehalt verfügt. Sollte nicht dringend etwas unternommen werden, könnte es bis 2050 vollständig verschwunden sein.

Der 25-jährige Teilnehmer Raffe Gold fand auch noch eine politische Bedeutung der Aktion. Er habe teilgenommen, um für Israel als liberale Demokratie in einer ansonsten nicht gerade freizügigen Weltgegend zu werben. "Ich tue das, weil ich überzeugt bin, dass Israel das einzige Land im Nahen Osten ist, wo eine Fotoserie von nackten Menschenmassen aufgenommen werden kann", wurde der junge Mann zitiert.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa

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