Panorama

Sicherheitslage außer KontrolleTausende Soldaten sollen Rio sichern

29.07.2017, 19:20 Uhr
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Soldaten sollen in Rio de Janeiro gegen organisiertes Verbrechen vorgehen. (Foto: dpa)

Schießereien, Überfälle, Morde: In der brasilianischen Metropole Rio de Janeiro nimmt die Gewalt auf den Straßen immer weiter zu. Präsident Temer greift nun zu einer außergewöhnlichen Maßnahme.

Als Reaktion auf die zunehmende Gewalt in Rio de Janeiro sollen 8500 Soldaten für Sicherheit in der brasilianischen Millionenstadt sorgen. Präsident Michel Temer unterzeichnete am Freitag ein Dekret, das den Einsatz der Streitkräfte in dem gleichnamigen Bundesstaat ermöglicht.

Die Soldaten sollen gegen organisiertes Verbrechen und Gewalt auf der Straße vorgehen. Die 8500 Soldaten werden von 1500 Polizisten und anderen Sicherheitsbeamten unterstützt: Insgesamt stehen 10.000 zusätzliche Sicherheitskräfte zur Verfügung. AFP-Reporter berichteten am Freitag von Panzerwagen am Flughafen Santos Dumont, im Zentrum von Rio sowie in der Nähe eines Strandes. Die Verstärkung soll ab sofort bis zu den Wahlen Ende 2018 für Sicherheit sorgen.

"Das Ziel ist es, die Sicherheit der Bevölkerung zu verteidigen und die öffentliche Ordnung wiederherzustellen", sagte Präsident Temer. Verteidigungsminister Raul Jungmann nannte die Lage in Rio einen "Kriminalitätskrebs", der sich immer weiter ausbreite. "Wir haben hier 800 Favelas, die in einem Ausnahmezustand leben". Viele der Armenviertel sind rechtsfreie Räume - kriminelle Banden haben die Macht übernommen, Drogenhandel blüht, und es kommt zu Schießereien.

Schwer bewaffnete Soldaten patrouillieren nun in Rio de Janeiro, gerade die Favelas sind von zunehmender Gewalt erschüttert. Von Januar bis Juni wurden in Rio de Janeiro 2723 Menschen ermordet; 10,2 Prozent mehr als im Vorjahreszeitrum.

Polizei nicht mehr Herr der Lage

"Wir werden an das organisierte Verbrechen herankommen, an die gesamte Befehlskette", sagte Jungmann. Mit der Maßnahme orientiere sich die Regierung an der Sicherheitsstrategie während der Olympischen Spiele im vergangenen August. Damals waren 85.000 Soldaten und Polizisten in der Stadt im Einsatz.

Justizminister Torquato Jardim sagte vor wenigen Tagen, dass auch verstärkt Waffen der linken kolumbianischen Farc-Guerilla, die diese eigentlich im Zuge des Friedensprozesses komplett an UN-Vertreter übergeben sollten, in Rio de Janeiro aufgetaucht sein sollen. Der Bundesstaat Rio de Janeiro kämpft mit enormen Finanzproblemen, was zu Sparmaßnahmen auch bei der Polizei und zur Reduzierung von Unterstützungsmaßnahmen in den Armenvierteln (Favelas) führte. Wegen der Lage sind auch die Tourismuszahlen zuletzt eingebrochen, die Auslastung der Hotels liegt bei unter 50 Prozent.

Ein Jahr danach werden in Rio de Janeiro im Durchschnitt täglich drei Menschen durch Schüsse verletzt, alle drei Tage stirbt ein Mensch an einer Schussverletzung. Die Schusswechsel liefern sich vor allem Polizisten und Drogendealer. Die Polizei wird der Lage kaum noch Herr, es starben in diesem Jahr bereits 91 Polizisten im Dienst.

Quelle: vck/AFP

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