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Strenges Abtreibungsverbot US-Ärzte halten hirntote Schwangere künstlich am Leben

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Das Emory University Hospital in Atlanta.

Das Emory University Hospital in Atlanta.

(Foto: AP)

Nach einem medizinischen Notfall wird eine schwangere Frau im US-Staat Georgia für hirntot erklärt. Dennoch halten die Ärzte die 30-Jährige künstlich am Leben. Grund ist das strenge Abtreibungsverbot des Bundesstaates.

Im US-Bundesstaat Georgia wird eine schwangere Frau, die nach einem Notfall für hirntot erklärt wurde, künstlich am Leben erhalten. Laut Angaben ihrer Familie beruht die Entscheidung der Ärzte auf den strengen Abtreibungsgesetzen des Bundesstaates. So soll genügend Zeit für die Geburt des Kindes gewonnen werden. Da der errechnete Geburtstermin noch mehr als drei Monate entfernt liegt, könnte es sich um eine der längsten Schwangerschaften dieser Art handeln, meldet die Nachrichtenagentur AP.

Wie mehrere Medien übereinstimmend berichten, klagte Adriana Smith im Februar über starke Kopfschmerzen und begab sich deswegen in das Northside Hospital in Atlanta, wo sie medikamentös behandelt und anschließend wieder entlassen wurde. Am nächsten Morgen sei ihr Freund aufgewacht, weil die 30-Jährige nach Luft gerungen habe. Im Emory University Hospital diagnostizierten die Ärzte eine Hirnblutung. Kurz darauf wurde Smith für hirntot erklärt. Zu diesem Zeitpunkt sei sie in der neunten Schwangerschaftswoche gewesen.

Nach Angaben der Familie hätten die behandelnden Ärzte erklärt, sie dürften die lebenserhaltenden Maßnahmen nicht beenden, da das Gesetz in Georgia Abtreibungen verbietet, sobald beim Fötus eine Herzaktivität festgestellt werden kann. Dies ist in der Regel ab der sechsten Schwangerschaftswoche der Fall.

Die Mutter von Smith, April Newkirk, sagte dem lokalen Fernsehsender WXIA, ihre Tochter sei nun in der 21. Schwangerschaftswoche. Sie berichtete zudem, dass der Fötus nach Angaben der Ärzte Flüssigkeit im Gehirn habe. "Sie ist schwanger mit meinem Enkelsohn. Aber er könnte blind sein, möglicherweise nicht laufen können und nach der Geburt nicht überleben", sagte Newkirk.

"Ihre Familie hätte das Recht, über ihre medizinischen Entscheidungen mitzubestimmen", zitiert AP die Pro-Choice-Aktivistin Monica Simpson. "Stattdessen mussten sie über 90 Tage lang erneut traumatisierende Erfahrungen, hohe medizinische Kosten und die Grausamkeit ertragen, keine Lösung zu finden und keinen Schritt in Richtung Heilung zu machen."

Das Northside Hospital reagierte gegenüber AP nicht auf eine Bitte um Stellungnahme. Der Konzern Emory Healthcare, der für das Emory University Hospital verantwortlich ist, erklärte, dass man aufgrund von Datenschutzbestimmungen keinen Kommentar abgeben könne.

In einer Erklärung teilte das Unternehmen mit: "Wir stützen uns auf den Konsens von klinischen Experten, der medizinischen Fachliteratur und rechtlichen Leitlinien, um unsere Ärzte bei der Erstellung individueller Behandlungsempfehlungen in Übereinstimmung mit den Abtreibungsgesetzen von Georgia und allen anderen geltenden Gesetzen zu unterstützen. Die Sicherheit und das Wohlergehen der Patienten, die wir versorgen, haben für uns weiterhin oberste Priorität."

Quelle: ntv.de, jpe

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