Vermisstes U-Boot "San Juan" Verdacht fällt auf deutsche Unternehmen
10.12.2017, 15:49 Uhr
Eigentlich hätte die "San Juan" nach der Generalüberholung für dreißig weitere Jahre gewappnet sein sollen.
(Foto: Reuters/Argentinische Marine)
Bei der Suche nach der Ursache für das U-Boot-Unglück vor Argentinien geraten deutsche Firmen ins Visier. Sie sollen bei der Generalüberholung Schmiergeld gezahlt und minderwertige Batterien eingebaut haben - die zum Unglück geführt haben könnten.
Die Hoffnung, die 44 Besatzungsmitglieder des vermissten U-Boots "San Juan" noch lebend zu finden, hat man in Argentinien aufgegeben - vor einigen Tagen hat die Marine sie offiziell für tot erklärt. Doch die Suche nach den Verantwortlichen für das Unglück läuft weiter. Nach Informationen von BR Recherche und des ARD-Studios Südamerika rücken dabei nun zwei deutsche Firmen ins Visier der Ermittler.
Mit den Unternehmen Ferrostaal und EnerSys-Hawker mit Sitz in Essen und Hagen soll demnach anlässlich der Generalüberholung der "San Juan" im Jahr 2011 ein Vertrag über die Lieferung von 964 Batterien im Wert von 5,1 Millionen Euro abgeschlossen worden sein. Weitere 30 Jahre Dienstzeit sollten der "San Juan" mit der Generalüberholung garantiert sein, verkündete die damalige Präsidentin Cristina Kirchner einst stolz.
Doch der Deal ist auf zweierlei Weise pikant: Zum einen sind sich argentinische Politiker sicher, dass dabei Schmiergeld floss - eine wegen Korruption im Zusammenhang mit den U-Boot-Batterien erstattete Anzeige wurde aber unter den Teppich gekehrt. Zum anderen sollen die verwendeten Materialien minderwertig gewesen sein. "Es besteht der Verdacht, dass die Batterien, die ersetzt worden sind, teilweise oder ganz nicht von der Qualität waren, die sie hätten haben sollen", so Cornelia Schmidt-Liermann, Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des argentinischen Parlaments. "Wir wissen auch nicht, woher sie kamen, aus Deutschland oder einem anderen Land. Deswegen wollen wir wissen, welche Techniker dort vor Ort waren und wer dann unterzeichnet hat: So, das ist jetzt repariert. Diese Information haben wir nicht und die brauchen wir."
Genau diese Batterien stehen nun im Verdacht, zum Untergang der "San Juan" geführt zu haben. Denn in seinem letzten Funkspruch meldete der Kommandant einen Schwelbrand im Bereich der Bug-Batterien - nur drei Stunden, bevor Unterwasser-Mikrofone eine Explosion im Südatlantik aufzeichneten.
Die Firma Ferrostaal weist nach BR-Angaben jede Schuld von sich: Man habe sich aus solchen Geschäften zurückgezogen und auch damals lediglich für eine Provision den Auftrag vermittelt. Der Lieferant der Batteriezellen, EnerSys-Hawker, ist zu keiner Stellungnahme bereit.
Quelle: ntv.de, ftü