Debatte um SicherheitskonzeptVorerst keine Genehmigung für Magdeburger Weihnachtsmarkt

Im vergangenen Jahr rast Taleb A. mit einem Auto über den Magdeburger Weihnachtsmarkt und tötet dabei sechs Menschen. In wenigen Tagen soll der Markt eigentlich wieder öffnen. Doch nun steht der Plan auf der Kippe.
Der Magdeburger Weihnachtsmarkt erhält vorerst keine Genehmigung - wegen Diskussionen um das Sicherheitskonzept. Hintergrund sei ein Schreiben des Landesverwaltungsamtes an die Stadt, in dem dieses Konzept fast ein Jahr nach dem verheerenden Anschlag kritisiert wurde, teilte die Stadt mit. Die parteilose Oberbürgermeisterin Simone Borris informierte am Abend den Stadtrat in einer Sondersitzung über die Entscheidung. Wenige Stunden zuvor startete der Prozesses gegen den Attentäter von 2024. Der Markt sollte eigentlich am 20. November eröffnet werden.
"Bislang hatte uns niemand in dieser Form mitgeteilt, dass der Magdeburger Weihnachtsmarkt in diesem Jahr allein durch seinen Betrieb zu einem potentiellen Anschlagsziel wird", teilte Borris mit Verweis auf das Schreiben mit. "Diese Aussage werden wir sehr ernst nehmen, da die Sicherheit absolute Priorität hat. Gleichwohl wurde uns nicht begründet, worauf diese neue Einschätzung konkret beruht."
In dem siebenseitigen Schreiben des Landesverwaltungsamtes werden zahlreiche Punkte des Sicherheitskonzeptes kritisiert. Unter anderem geht es um den Zufahrtsschutz und die Sicherheitskräfte. Daher könne es keine Zustimmung geben, heißt es in dem Brief, der am vergangenen Freitag an die Stadt gegangen ist.
Zudem verkenne die Weihnachtsmarkt GmbH als Veranstalterin vollkommen die mit der Durchführung verbundenen Pflichten. Die möglichen Auswirkungen seien so gravierend, dass es ihre Pflicht gewesen sei, umgehend den Stadtrat zu informieren, sagte Borris. Gleichzeitig kritisierte sie das Vorgehen des Landesverwaltungsamtes. Die Weihnachtsmarktgesellschaft sei bereit, viele Hinweise in das Sicherheitskonzept zu integrieren, lehne aber auch einige der vom Land geforderten Maßnahmen ab.
Am 20. Dezember 2024 war der damals 50 Jahre alte Taleb A. mit einem 340 PS starken Mietwagen auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt durch eine Menschenmenge gefahren. Seine Fahrt dauerte eine Minute und vier Sekunden. Sechs Menschen kamen ums Leben, mehr als 300 wurden verletzt. Der Täter konnte zwischen einer Fußgängerampel und einer Betonblocksperre auf den Weihnachtsmarkt gelangen. Gleich nach der Tat wurde A. festgenommen und kam in U-Haft.
Am Morgen startete der Prozess gegen A. Die Generalstaatsanwaltschaft Naumburg wirft ihm unter anderem vollendeten Mord in sechs Fällen und versuchten Mord in 338 weiteren Fällen vor.