Mehrere Szenarien möglich Was geschah mit Flug AI171?
13.06.2025, 14:05 Uhr Artikel anhören
Der Absturz wird wie in diesen Fällen üblich, noch untersucht.
(Foto: AP)
Über dem indischen Ahmedabad stürzt ein Boeing 787-8 Dreamliner von Air India vom Himmel. Fast alle Menschen an Bord sterben. Inzwischen gibt es einige Spekulationen über mögliche Ursachen. Luftfahrtexperten haben bereits mehrere Theorien.
"Mayday ... kein Schub, Verlust der Leistung, können nicht abheben", das sollen laut internationalen Medienberichten die Worte des Piloten von Flug AI171 gewesen sein. Kurz darauf stürzt die Maschine ab. Sumeet Sabharwal, der Pilot, galt mit seinen mehr als 8200 Flugstunden als erfahren in seinem Job. An seiner Seite flog in der Unglücksmaschine der erste Offizier Clive Kunder als Co-Pilot. Er konnte 1100 Stunden in der Luft vorweisen.
241 Passagiere des Fluges AI171 nach London-Gatwick verloren bei dem Absturz ihr Leben. Auch am Boden starben laut Behörden 24 Menschen. Warum es zu dem schrecklichen Unglück kam, ist noch immer unklar. Eines der im Netz kursierenden Videos eines Augenzeugen zeigt, dass das Flugzeug kurz nach dem Start nicht an Höhe gewinnen kann - obwohl die Nase der Boeing in Aufstiegsposition ist. Internationale Luftfahrtexperten spekulieren über die Gründe dafür.
Eine Möglichkeit: Es könnte zu einem sogenannten Vogelschlag gekommen sein. Die Triebwerke könnten also einen Schwarm Vögel eingesogen haben. Die Folge kann ein Ausfall der Flugzeug-Triebwerke sein. "Aufgrund der Aufnahmen, die ich gesehen habe, sieht es auf den ersten Blick so aus, als ob mehrere Vögel eingeschlagen hätten", zitiert die britische "Daily Mail" den ehemaligen Piloten Saurabh Bhatnagar. "Der Start war perfekt." Auch Salil Colge, Dozent für Luftfahrtmanagement am University College Birmingham, hält dieses Szenario für denkbar: "In der Vergangenheit gab es Berichte über mehrere Vogelschläge in diesem Gebiet, und das könnte eine der Möglichkeiten sein." Doch dagegen spricht ein entscheidendes Detail.
"Wenn ein Vogel in das Triebwerk eingesogen wird oder mehrere große Vögel, dann wird das Triebwerk so beschädigt, dass das Flugzeug eine Rauchfahne hinter sich herzieht", schätzt Luftfahrtexperte Heinrich Großbongardt im Gespräch mit RTL/ntv ein. "Das ist hier aber nicht zu sehen." Einen Vogelschlag schließe er daher aus, ebenso wie den Ausfall eines Triebwerks. Ein Ausfall beider Triebwerke sei "sehr, sehr unwahrscheinlich". Und auch ein Anschlagsszenario sei durch die Bilder nicht gestützt.
Zu früh für endgültige Schlüsse
John McDermid, Professor für Softwaretechnik an der Universität York, spricht gegenüber der Nachrichtenagentur AP von einem ungewöhnlichen Ablauf des Absturzes. Ex-Pilot und Buchautor Terry Tozer vermutet beim Sender "Sky News" ein mögliches Problem mit den Landeklappen. Das sei eine einigermaßen logische Erklärung dafür, "warum ein gut konstruiertes Flugzeug auf diese Weise zu Boden sinkt". John Cox, Luftfahrtexperte vom Beratungsunternehmen Safety Operating Systems, bemerkte bei AP: Die Nase der Maschine habe auf Videos nach oben gezeigt, die Maschine sei aber nicht gestiegen. Ein Punkt, der bei den weiteren Ermittlungen untersucht werden sollte.
Bis dahin sollten keine voreiligen Schlüsse gezogen werden, sagte Cox der "New York Times". Denn Flugzeuge verfügten über Redundanzen, also Sicherheitssysteme, die wichtige Funktionen mehrfach vorhielten. Abstürze wie diese entstünden also typischerweise durch mehrere Probleme. Neben Vogelschlag könnten das etwa Pilotenfehler, Gerätedefekte oder unsachgemäße Wartung sein.
Einen entscheidenden Schritt zur Klärung der Absturzursache dürfte die Auswertung der Blackbox sein. Die indische "Hindustan Times" berichtet, einer von zwei Flugschreibern sei inzwischen gefunden. Die Auswertung dieser Geräte dauert aber meist Wochen.
Quelle: ntv.de