Panorama

Was wir über die Tat wissen Amokläufer von Graz war 21-Jähriger aus Umgebung

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Mehr als 160 Retter rücken mit mehr als 65 Fahrzeugen an.

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(Foto: dpa)

An einer Schule im österreichischen Graz fallen während der mündlichen Abiturprüfungen Schüsse. Es gibt mehrere Tote und auch etliche Schwerverletzte. Innerhalb kurzer Zeit ist die Lage unter Kontrolle. Innenminister Gerard Karner und Vertreter der Sicherheitsbehörden beantworten in einer Pressekonferenz die wichtigsten Fragen.

Was ist passiert?

Gegen 10 Uhr fielen Schüsse am Bundesoberstufenrealgymnasium (BORG) in der Dreierschützengasse in Graz. Es handelt es sich um ein sogenanntes Bundes-Oberstufenrealgymnasium. An solchen Schulen sind Schülerinnen und Schüler in der Regel 14 Jahre und älter. Die Schule zeigt auf ihrer Webseite 17 Schulklassen und ein Foto von rund 40 Lehrkräften. Spezialeinheiten wurden sofort alarmiert. Innerhalb von 17 Minuten sei die Sicherheit am Tatort wiederhergestellt worden, erklärten Innenminister Gerhard Karner, der Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Franz Ruf, sowie der steirische Landespolizeidirektor Gerald Ortner auf einer Pressekonferenz. Anschließend konnten die Rettungskräfte ihre Arbeit erledigen.

Rund 300 Einsatzkräfte seien vor Ort gewesen, verletzte Schülerinnen und Schüler wurden umgehend versorgt. Das Gebäude wurde evakuiert. Die meisten Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte wurden zu einem sicheren Treffpunkt geleitet. An der Schule fanden zum Zeitpunkt der Tat mündliche Abiturprüfungen statt. Es handelt sich laut dem ORF um die bisher verheerendste Attacke an einer österreichischen Schule.

Was ist zu möglichen Opfern bekannt?

Der Täter tötete zehn Menschen. Neun davon starben noch am Tatort. Sechs von ihnen seien weiblich, drei männlich, sagte Karner auf einer Pressekonferenz am Nachmittag. Zudem gebe es zwölf Verletze, von denen einige auch schwerverletzt seien. Eine Frau erlag am Abend im Krankenhaus ihren Verletzungen. Der elfte Tote ist der Amokschütze selbst. Die britische BBC berichtet, dass unter den Toten auch eine Lehrerin sein soll. Diese Information wurde von den Behörden nicht bestätigt.

Wer ist der Täter?

Bei dem Täter handelt es sich um einen 21-Jährigen aus dem Raum Graz, wie der Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Franz Ruf, sowie der steirische Landespolizeidirektor Gerald Ortner auf einer Pressekonferenz mitteilten. Demnach war er ehemaliger Schüler des Gymnasiums, machte aber keinen Abschluss. Nachdem er neun Menschen tötete und weitere verletzte, habe er sich auf der Toilettenanlage der Schule selbst umgebracht. Innenminister Karner bestätigte zudem, dass es sich um einen Einzeltäter handelte.

Welche Waffen nutzte der Täter?

Ruf und Ortner bestätigten auf der Pressekonferenz, dass der Täter zwei Waffen verwendete - "eine Lang- und eine Kurzwaffe". In Medienberichten war zuvor bereits von einer Schrotflinte und einer Pistole die Rede. Der Täter soll sie erst vor Kurzem erworben haben. Landespolizeidirektor Ortner bestätigte, dass der Täter die Waffe legal besaß. Demnach hatte er eine Waffenbesitzkarte.

Warum hatte er die Waffen?

Der Besitz von Gewehren und Schrotflinten ist in Österreich jedem Bürger über 18 Jahren gestattet, allerdings müssen die Waffen innerhalb von sechs Wochen bei den Behörden registriert werden. Handfeuerwaffen wie Pistolen, Revolver und halbautomatische Schusswaffen können nur von Personen über 21 Jahren erworben werden, die über eine Waffenlizenz verfügen. Wer eine Waffe besitzen möchte, muss grundsätzlich einen Grund für den Kauf angeben. Dieser kann zum Sportschießen oder zur Selbstverteidigung dienen. Eine psychologische Untersuchung kann erforderlich sein, ist aber nicht zwingend erforderlich. Was der Täter angegeben hat und ob es eine psychologische Untersuchung gab, ist nicht bekannt.

Was könnte das Motiv für die Tat gewesen sein?

Zur Motivlage des 21-Jährigen ist bisher kaum etwas bekannt. Es seien hierzu noch umfangreiche Ermittlungen erforderlich, hieß es auf der Pressekonferenz. Der Amokschütze hinterließ einen Abschiedsbrief. Die Polizei habe ein in analoger und digitaler Form vorliegendes Dokument sichergestellt, sagte der Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Franz Ruf, im ORF-Fernsehen. Das Schreiben gebe aber keinen Hinweis auf das Motiv des Schützen, so Ruf. Medien hatten spekuliert, dass der junge Mann in seiner Schulzeit wohl gemobbt worden sei.

Wird noch von einer anhaltenden Gefahr ausgegangen?

Die Lage sei gesichert, es gebe keine weitere Gefahr, heißt es seit dem Mittag von den Behörden. Die Polizei geht von einem Einzeltäter aus. Die Eltern und die unverletzten Schülerinnen und Schüler werden nach Angaben der Stadt in umliegenden Hallen untergebracht und von Kriseninterventionsteams betreut. Die Polizei ruft dazu auf, keine Bilder und Videos von dem Einsatz in soziale Netzwerke hochzuladen. Dieses Material solle für Ermittlungen verwendet und dafür auf eine Seite des Innenministeriums hochgeladen werden.

Wie sehen die ersten Reaktionen auf die Tat aus?

Bundeskanzler Christian Stocker von der ÖVP spricht von einer "nationalen Tragödie". Er denke an die Opfer und Hinterbliebenen, sagte er auf der Pressekonferenz. Es handelte es sich um einen "unfassbaren Gewaltexzess". Weiter sagte er: "Diese Tat trifft uns alle." Man müsse jetzt als Gesellschaft zusammenstehen. Heute gehe es um Mitgefühl und "die Kraft des Zusammenhalts." Die Schulen müssten "Orte des Friedens bleiben", sagte Stocker. Für Donnerstagmorgen kündigte er landesweit eine Trauerminute an. Alle öffentlichen Gebäude sind auf halbmast geflaggt und es gibt eine dreitägige Staatstrauer.

In der Steiermark werden in den kommenden drei Tagen zudem keine öffentlichen Veranstaltungen stattfinden, ergänzte Mario Kunasek, Ministerpräsident der Steiermark. Das Leben vieler habe sich mit dem heutigen Tag "dramatisch verändert". In den kommenden Tagen gehe es daher nur um Aufarbeitung und Mitgefühl.

Auch aus Deutschland kam bereits Anteilnahme. Der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprach Van der Bellen im Namen aller Deutschen seine "aufrichtige Anteilnahme" aus und wünschte den Verletzten "eine rasche und vollständige Genesung". Auch Kanzler Friedrich Merz zeigte sich betroffen. "Mit großer Bestürzung habe ich die Nachrichten aus Graz vernommen", schrieb er in einem Kondolenztelegramm an den österreichischen Bundeskanzler Christian Stocker. "Es erschüttert mich zutiefst, dass junge Menschen so jäh aus dem Leben gerissen wurden." Merz sprach den Familien der Opfer seine Anteilnahme aus. "Wir teilen ihren Schmerz und ihre Trauer", erklärte er. "Den Verletzten wünschen wir rasche und möglichst vollständige Genesung."

Bundesaußenminister Johann Wadephul spricht derweil von "bestürzenden Nachrichten". Auf X schreibt er: "Ich bin in Gedanken bei den Angehörigen und Freunden der Opfer dieser grausamen Gewalttat an einer Schule."

Quelle: ntv.de, sba/spl

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