Es wird milder Weiße Weihnacht? Stellenweise gut möglich!
21.12.2023, 14:29 Uhr Artikel anhören
Bis Heiligabend können mehrere Zentimeter Schnee fallen - dann aber setzt überwiegend mildes Tauwetter ein.
(Foto: picture alliance/dpa)
Am Samstag zieht Sturmtief "Zoltan" ab. Doch dann ist Deutschland längst zweigeteilt: Unterhalb der Luftmassengrenze regnet es teils ergiebig. In den Gebirgslagen ist dabei bis zu einem halben Meter Schnee möglich. Richtung Osten kann es auch im Flachland weiß werden - zumindest in den ersten Stunden des Heiligabends, wie ntv-Meteorologe Björn Alexander weiß.
ntv: Es sind stürmische Zeiten - und das ausgerechnet in der Vorweihnacht. Wie entwickelt sich die Lage jetzt weiter?
Björn Alexander: Mit dem Durchgang der Kaltfront von Tief "Zoltan" - internationaler Name ist "Pia" - und der nachrückenden Polarluft droht am Abend und in der Nacht der Höhepunkt des Sturms. Im Flach- und Binnenland mit Geschwindigkeiten um 70 bis 100 Kilometer pro Stunde, stellenweise vielleicht auch etwas drüber. Noch intensiver weht es an den Küsten mit Böen im Orkanbereich bis um die 130 km/h. Auf den Bergen sind in den Kammlagen Spitzen bis um die 150 km/h möglich.
Und am Freitag, dem kalendarischen Winteranfang?
Da beruhigt sich die Lage insbesondere im Westen. Ansonsten bleibt es verbreitet stürmisch mit Orkanböen über 120 km/h im Bergland und an der Ostsee, bevor der Wind am Abend und in der Nacht zum Samstag im Westen und Süden erneut zulegen dürfte. Den vorerst letzten Höhepunkt des Sturms gibt es dann am Samstag im Süden, wo abermals Böen von 80 bis 100 km/h drohen. Auf den Bergen auch mehr mit Böen, die wieder bis Tempo 150 erreichen können.
Was sagen die Sturmprognosen im Anschluss?
Auch die Weihnachtszeit bleibt wechselhaft und teilweise windig bis stürmisch. Die heftigsten Böen drohen uns aber - nach jetzigem Stand - bis einschließlich Samstag.
Thema Polarluft: Kommt da auch noch Winter auf uns zu?
Im Norden und Osten sowie in den Berglagen auf jeden Fall. Denn an der Luftmassengrenze zwischen der milden Regenluft und der nachrückenden Kaltluft geht Frau Holle an den Start.
Auf welche Schneemengen müssen wir uns einstellen?
Allen voran schreiten in den Vorhersagen die Staulagen der Gebirge und hier vor allem der Harz, der Thüringer Wald, das Erz- und Fichtelgebirge, der Bayrische Wald und der Alpenrand. Die Mengenabschätzungen liegen - je nach Wettermodell - weiterhin bei 15 bis 40, teils aber auch bei über 50 Zentimeter Neuschnee bis einschließlich Samstag. Außerdem drohen in freien Lagen Schneeverwehungen. Weniger intensiv gestaltet sich der Schneefall im Flachland in etwa vom Elbbereich nordostwärts. Dennoch sind auch hier einige Zentimeter Schneeauflage samt Glätte und reichlich Arbeit für die Winterdienste drin. Ebenfalls einen Blick auf die Wetter- und Gefahrenlage sollten Reisende in den Alpenraum haben. Denn auch hier drohen neben Regen und teilweise kräftigem Schneefall in den Hochlagen ja Sturm- bis Orkanböen.
Gibt es inmitten dieses Chaos-Wetters auch Chancen auf Schnee zum Fest?
Je höher die Berge und umso weiter gen Osten, umso länger wird sich die Schneeauflage halten. Das gilt auch im Hinblick auf die weiße Weihnacht. Im Flachland von Dresden, Berlin bis herauf nach Hamburg und herüber an die Oder könnte der Schnee zwar an Heiligabend zuerst noch liegen. Allerdings mit schwindender Tendenz, so dass alle Wettercomputer für die Weihnachtstage mit föhnigen Spitzen bis zu 16 Grad derzeit ein meistens schneefreies Deutschland in den Trends haben. Wie eng begrenzt das milde Wetter aber sein könnte, zeigt derweil der Blick auf die letzten Tage des Jahres. Sollte das kanadische Wettermodell Recht behalten, dann steigen die Schneechancen nämlich erneut an.
Neben dem Schnee beschäftigt uns somit wohl erneut das Tauwetter und der Regen. Wie viel Himmelsnass ist noch möglich?
Je nach Wettermodell erwarten uns bis zum Jahresende in den Staulagen der Mittelgebirge nochmals bis zu über 200 Liter je Quadratmeter. Auch im Flachland sind es zum Teil Regensummen von um oder über 100 Liter. Damit wird das Jahr 2023 am Ende besonders im Westen und Norden regional das nasseste Jahr seit Aufzeichnungsbeginn. Zum Beispiel gilt das inzwischen schon in Essen in NRW, wo bisher über 1270 Liter pro Quadratmeter gefallen sind. Zum Vergleich: Der alte Regenrekord lag bei 1251 Litern. Außerdem spitzt sich die Hochwasserlage damit teilweise wieder deutlich zu.
Worauf müssen sich die betroffenen Regionen einstellen?
Es gibt mittlerweile wieder große Areale mit dem Fokus im Norden und Nordwesten unseres Landes, in denen Hochwasser-Vorwarnungen existieren. Die Aller und ihre Nebelflüsse dürften beispielsweise bald die höchste Meldestufe 4 erreichen. Auch andere kleinere Flüsse springen langsam an. Hier bleibt abzuwarten, welche Auswirkungen der Regen in Kombination mit den total durchnässten Böden noch hat. Fakt ist: Über Weihnachten könnte die Lage zum Teil angespannt bis kritisch bleiben.
Was gibt es sonst noch über unser Weihnachtswetter zu berichten?
Im Nordosten geht es an Heiligabend zuerst noch winterlich mit Schneeresten los. Alles in allem ist aber die mildere Luft mit 6 bis 13 Grad auf dem Vormarsch. Wettertechnisch die besten Optionen in Sachen Sonne bekommt der Süden.
Und danach?
Am ersten Feiertag bleibt der Süden im Schönwetter-Vorteil, während es im übrigen Land durchwachsen und windig weitergeht. Gleichzeitig weht im Süden der Föhn über die Alpen und sorgt für Spitzen bis 16 Grad. Aber auch im großen Rest ist das Winterfeeling passé, was ebenfalls für den zweiten Feiertag bei Höchstwerten von 7 bis 12 Grad gilt. Dabei beruhigt sich das Wetter weiter - am ehesten mit trockenen Aussichten im Süden. Im übrigen Land sind hingegen erneute Schauer nicht auszuschließen.
Quelle: ntv.de