Panorama

Freitag Sommer - Sonntag WinterWetter im April steuert auf "wilde Zeiten" zu

03.04.2025, 16:40 Uhr
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Hin und wieder kommt die Sonne raus. (Foto: picture alliance/dpa)

Nahezu jeder kennt den Spruch "April, April, der macht, was er will" als Ausdruck für das wechselhafte Wetter. Auch in diesem Jahr macht der April diesem Motto wohl alle Ehre. Die Temperaturen schwanken so stark wie selten, nur beim Regen herrscht fast schon Zurückhaltung.

Nahezu jeder kennt den Ausspruch "April, April, der macht, was er will" als Ausdruck für das wechselhafte Wetter im vierten Monat des Jahres. Und auch in diesem Jahr macht der April diesem Motto wohl alle Ehre. Die Temperaturen schwanken in der nächsten Zeit so stark wie selten, nur beim Regen herrscht fast schon einheitliche Zurückhaltung, weiß ntv-Meteorologe Paul Heger.

ntv.de: April, April - macht er beim Wetter, was er will?

Paul Heger: Ja, das kann man wohl sagen. Auf uns kommen ziemlich wilde Zeiten zu, wenn wir das Auf und Ab der Temperaturen der nächsten Tage und womöglich Wochen sehen. Man sollte sich bei der Freizeitplanung mittelfristig gerade nicht zu sehr auf die Wetterdaten verlassen.

Was heißt das konkret? Auf die Frühlingswärme folgt ja erst mal ein kühleres Wochenende.

Genau, die aktuelle Frühlingsphase findet ihren Höhepunkt am Freitag. Verbreitet gibt es um 20 Grad, im Westen örtlich um 24 Grad. Selbst ein Sommertag mit 25 Grad kann nicht ausgeschlossen werden. Aber schon am Samstag kommt von Nordwesten der herbe Absturz. Im Nordosten geht es teils um 10 Grad runter - inklusive kaltem, fiesem Wind.

Das klingt nach einem extremen Temperatursturz.

Absolut! Wenn es am Freitag noch gefühlt sommerlich ist, wird es Sonntagmorgen winterlich sein, denn verbreitet gibt es zumindest leichten Frost und tagsüber sind häufig einstellige Temperaturen drinnen, im Osten hier und da sogar unter 5 Grad.

Wärmt uns dann wenigstens noch die Sonne?

Die Sonne wird es versuchen. Windgeschützt wird das besonders im Westen auch klappen. Da sind wir eh noch bei zweistelligen Werten. Im Osten geht's aber mit kaltem Wind richtig zur Sache. Die gefühlten Temperaturen werden tagsüber um 0 Grad liegen, im östlichen Bergland sogar deutlich im gefühlten Dauerfrost.

Gefühlter Dauerfrost? Da fehlt nur noch Schnee und der Winter ist komplett.

Und genau das könnte sogar geschehen. Uns streift am Wochenende im Osten ein Gebiet, das ein paar Schauer produzieren wird. Bei einer derart kalten Luftmasse sind das am Samstag noch Regen-, Sonntag aber schon Schnee- und Graupelschauer.

Wie wahrscheinlich sind diese Schnee- und Graupelschauer in Deutschland?

Die Wahrscheinlichkeit für solche Schauer wird aktuell wieder geringer berechnet. Von Vorpommern über Berlin, Brandenburg bis nach Sachsen und auch im Osten Bayerns sollten uns solche Schauer aber nicht überraschen. Auch zu Beginn der Woche scheinen uns in der Osthälfte ein paar Schauer zu streifen, dann aber nur noch im Bergland in Form von Schnee.

Das heißt, der Kaltlufteinbruch weicht bald wieder dem Frühling?

Die arktische Luft verschwindet nach dem Wochenende und sorgt dann übrigens auf dem Balkan, in Italien und rüber bis zur Türkei für heftiges Wetter, wahrscheinlich sogar für Unwetter. Bei uns bleibt das Wetter dagegen ruhig, es wird wieder etwas wärmer. Wie warm, ist aber die Frage. Im Westen gibt's einzelnen Wettermodellen zufolge wieder bis zu 20 Grad, im Osten bis rund 15 Grad. Andere sehen es doch deutlich kühler oder berechnen sogar die nächste Polarluftklatsche.

Das klingt so, als wäre der März frühlingshafter gewesen als der kommende April?

Zumindest könnte es in der ersten Aprilhälfte so sein. Und das ist übrigens nichts Außergewöhnliches. Im April gibt es häufiger noch mal Frost und Schneeregenschauer - eben das typische Aprilwetter. Das ist der Abgesang des Winters auf der Nordhalbkugel. Und da sich der hohe Luftdruck von Mitteleuropa langsam westlich zu verlagern scheint, könnten wir damit in einer kühleren nördlichen Strömung bleiben - der Wind weht ja im Uhrzeigersinn um ein Hoch.

Aber es könnte auch anders kommen? Sind beispielsweise zu Ostern 20 Grad noch möglich?

Ostern ist noch weit weg. Und der Weg dorthin ist noch sehr unsicher. Es gibt in der Welt der Wettermodelle gerade genau diese zwei Varianten: Hoch westlich von uns und frisch bis phasenweise kalt, oder das Hoch wieder östlich von uns und wieder mild bis warm. Das wären dann die 20 Grad und mehr zu Ostern. Aber genauso könnten es nur 10 Grad sein. Da hilft gerade nur Abwarten.

Irgendwie dreht sich aber weiterhin alles um Hochdruckgebiete. Bleibt es dann auch weiterhin trocken?

Ja, das ist neben der Temperatur-Achterbahn aktuell das größere Thema beim Wetter. Bis etwa zum nachfolgenden Wochenende sehen wir in den meisten Wettermodellen in Deutschland keine nennenswerten Niederschläge. Die paar Schauer im Osten fallen wohl nicht ins Gewicht. Und ob und wie sehr danach Regenfälle auf uns zukommen, das ist fraglich. Auch die Langfristmodelle bereiten wenig Hoffnung.

Das klingt so, als würde die Trockenheit in Deutschland bald zu einer Dürre?

Die Lage ist schon sehr angespannt. Seit Februar ist es massiv zu trocken. Der April wird nun wohl auch zu trocken, recht wahrscheinlich sogar extrem trocken ausfallen. Die Dürregefahr wächst damit deutlich an. Schauen Sie sich den Rhein oder Bodensee an. Hier steuern wir in den nächsten Wochen Negativ-Rekordstände an. Aktuell haben die oberen Bodenschichten noch ein wenig Wasser, aber dieses Wasser wird bald knapp.

Können Sie da den aktuellen Sonnenschein überhaupt noch genießen?

Ich schaue durchaus besorgt in die Zukunft, aber wenn ich die Redaktionsräume verlasse und draußen durch den Sonnenschein laufe, freue ich mich natürlich sehr darüber. Wir Wetterleute sind ja auch nur Menschen.

Quelle: ntv.de

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