Panorama

Ein Wochenende zum Daheimbleiben Wir machen es uns richtig italienisch

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Die Spanische Treppe in Rom sieht man nie so leer.

(Foto: imago images/Insidefoto)

Deutschland geht mit einem mulmigen Gefühl ins Wochenende. Sollen wir wirklich alle sozialen Kontakte meiden, Begegnungen mit Freunden und Verwandten absagen? Ja, denn das ist vernünftig und solidarisch.

Mein Freund Francesco sieht und spricht seine Mutter nur noch über Video-Chat. Nicht weil sie weit weg voneinander wohnen. Mit der Vespa dauert es in Rom nur 15 Minuten von Tür zu Tür. Aber Francescos Mutter ist über 60, hat leichtes Asthma und in Italien regiert - entgegen manch deutscher Klischees - die Vernunft. Wer in Italien vor die Tür tritt, muss damit rechnen, sich vor Polizisten dafür rechtfertigen zu müssen. Auf einem Zettel muss man einen von vier Gründen ankreuzen, warum man auf der Straße ist: Arbeit, Einkäufe, Gesundheitsgründe oder Heimweg. Die Polizei wäre hier leicht zu täuschen, die Strafandrohung ist eher theoretisch, entscheidend ist das Signal: Italien nimmt das Ausgehverbot ernst. Bürgerinnen und Bürger folgen überwiegend freiwillig, weil es eine sinnvolle Maßnahme zur Bekämpfung der Corona-Krise ist.

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Diesen Zettel müssen Fußgänger in Rom ausfüllen.

Derweil lesen die Menschen in Deutschland gebannt ihre Nachrichten-Apps, lauschen den Nachrichten in TV und Radio und fragen sich, ob es auch bei uns soweit kommt wie in Italien. Dort kämpfen Mediziner und Pfleger über der Belastungsgrenze um das Leben vieler schwer erkrankter Covid-19-Patienten. Wer solche Szenarien hier nicht will, muss sich verantwortungsvoll zeigen und ganz ohne Anordnung freiwillig daheim bleiben. Das Motto für die kommenden Tage lautet: "Schatz, dieses Wochenende machen wir es uns so richtig italienisch." Das heißt: Verabredungen absagen, rein in die Jogginghose und dann das machen, wonach sich die vom Arbeitsleben so gestresste Volksseele angeblich immer sehnt: gar nichts.

Jeder Einzelne zählt

Das heißt natürlich nicht, dass man sich zu Hause einschließen muss. Spaziergänge, Joggen und eben die nötigsten Einkäufe sind weiterhin möglich. Auch Kinder müssen an die frische Luft, nur eben nicht auf vollen Spielplätzen. Es geht darum, dass möglichst viele Menschen im Land möglichst viele Sozialkontakte vermeiden. Sich selbst, aber vor allem den Gefährdeten zuliebe. Weil jeder Einzelne Dutzende oder gar Hunderte Menschen mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 infizieren kann, ohne selbst etwas davon mitzubekommen, kann jeder Einzelne mit seinem Verhalten einen Unterschied machen.

So ein Appell an das Verantwortungsgefühl und die Solidarität aller Bürgerinnen und Bürger hat mit Panikmache nichts zu tun. Aber die Lage ist ernst. Je länger es uns allen gelingt, die Zahl der Neuinfektionen zu begrenzen und eine Überlastung des Gesundheitssystems zu vermeiden, desto weniger Tote gibt es, desto geringer ist der volkswirtschaftliche Schaden, desto stabiler bleibt die Grundversorgung.

Pandemie geht uns alle an

Das bringt echte Härten mit sich: Den Besuch bei den Großeltern abzusagen, wirkt nicht nett. Weniger besorgte Freunde so kurzfristig wieder auszuladen, könnte zu Konflikten führen. Lange geplante Feiern abzusagen, schmerzt. Tickets für Veranstaltungen, die trotz allem noch stattfinden, verfallen zu lassen, kann auch finanziell bitter sein.

Aber es hilft nix. Pandemie geht uns alle an. Und je mehr Menschen zur Eindämmung der Corona-Krise beitragen, desto länger können Regierung und Behörden eine Ausgangssperre vermeiden. Denn unfreiwillige und dauerhafte Ausgehverbote würden erheblich unangenehmer als ein oder zwei Wochenenden auf der Couch.

Quelle: ntv.de

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