Blick auf Pfingsten Wo bleibt der Sommer?
20.05.2021, 14:57 Uhr
Im Harz kann es in den nächsten Tagen zu Sturmböen von bis zu 100 km/h kommen.
(Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild)
Unser Wetter entsteht weiter über dem Atlantik. Auch in den kommenden Tagen trennt Deutschland ein starker Jetstream vom Sommer. Und so kann ntv-Meteorologe Björn Alexander für die anstehenden Feiertage keinen nachhaltigen Wetterumschwung ankündigen. Immerhin einen Stotter-Start könnte der Sommer im Juni versuchen.
ntv.de: 25 Grad Celsius und mehr - das hatten wir in den vergangenen Jahren doch immer schon im April und im Mai. Doch in diesem Jahr scheint die warme Luft einen Bogen um uns zu machen. Wo ist unser Sommer hin?
Björn Alexander: Der Frühsommer wird derzeit in Form von sehr hohen Temperaturen aus südlichen Breiten Richtung Russland geweht. Auch über Teilen von Süd- und Osteuropa gibt es durchaus sommerliche Temperaturen. Allerdings liegt zwischen dem Sommer und uns in Deutschland ein ungewöhnlich starker Jetstream. Die wettersteuernde Strömung also, die uns in Deutschland vom Atlantik her ein Tief nach dem anderen mit kühler Schauerluft bringt, während die Wärme sich eben südlich und östlich von uns ausgedehnt hat. Allerdings muss man auch feststellen: Regen im Frühjahr ist natürlich immens wichtig und war in den vergangenen drei Jahren in Deutschland viel zu oft Mangelware.
Wie viel ist denn in den vergangenen Wochen schon gefallen?
In der Spitze sind im Süden bereits über 240 Liter pro Quadratmeter im Mai zusammengekommen. Und im deutschlandweiten Durchschnitt waren es bislang auch schon über 70 Liter, was wiederum ziemlich genau dem langjährigen Regensoll im ganzen Monat Mai entspricht. Zwar gibt es auch Ecken wie im Nordosten, wo es bisher nur so um die 20 Liter pro Quadratmeter waren. Aber der Monat ist ja noch nicht rum.
Oje. Es scheint also, dass es zu Pfingsten wettertechnisch nicht stabiler wird. Oder?
Alles in allem ändert sich an der eingefahrenen Wetterlage nur wenig. Das nächste Tief "Marco" bringt uns einen teilweise stürmischen Wind und neue Schauer, vor allem im Westen und Norden. Im Süden und Osten sieht es derweil insgesamt etwas besser aus.
Dann schauen wir doch auf die Details zu Pfingsten und den Samstag. Was erwartet uns?
Im Norden und Westen sowie im Alpenraum sind viele Wolken und Regengüsse unterwegs. Besser geht es dagegen vom Südwesten bis rüber nach Berlin und Brandenburg ins lange Pfingstwochenende. Hier ist es zumindest zeitweise freundlich bis sonnig und mehrheitlich trocken. Die Temperaturen erreichen mit Sonne 15 bis 18 Grad. Sonst sind es meistens 12 bis 14 Grad. Dabei weht ein sehr lebhafter bis stürmischer Westwind.
Mit wie viel Wind müssen wir rechnen?
An der Nordsee und auf den Mittelgebirgen Sturmböen mit bis zu 90 Kilometer pro Stunde, im Oberharz auch um die 100 km/h. Und auch im Flachland kachelt es in Spitzen mit Böen bis um die Tempo 50 bis 80. Das ist im Vergleich zu einem richtigen Sturmtief nicht dramatisch. Aber da viele Bäume jetzt schon belaubt sind, ist die Angriffsfläche doch größer als beispielsweise im Winter und im Frühjahr.
Was macht das Wetter am Pfingstsonntag?
Insbesondere im Westen geht es vorübergehend aufwärts mit einem trockenen Sonne-Wolken-Mix weiter. Sonst sind Schauer nicht ganz auszuschließen. Es wird aber auch mal für längere freundliche Abschnitte reichen. Die Temperaturen bringen es bei einem weiterhin kräftigen Wind auf 12 bis 18 Grad, wobei es am Oberrhein am mildesten und an der Nordsee am frischesten ist.
Wo wohnen die Sonnensieger am Pfingstmontag?
Da sollte es im Süden und Osten am besten sein, während in der Nordwesthälfte die nächsten Regengüsse nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen. Die Temperaturen: 13 bis 16 Grad in der Schauerluft und 17 bis 20 Grad mit Sonnenunterstützung.
Wie sieht es in den Tagen nach Pfingsten aus?
Leider bahnt sich nochmals ein Vorstoß von kühlerer Luft an. Die Höchstwerte am Dienstag und Mittwoch liegen dementsprechend nur noch bei 11 bis 17 Grad. Und weil es sich damit schon eher wie im April anfühlt, passt sich das Wetter weiterhin an. Wiederholt erwarten uns kühle Duschen, gepaart mit Blitz und Donner bei einem teilweise strammen West- bis Nordwestwind. Immerhin lässt das Aprilwetter zwischendurch schöne Abschnitte zu.
Angesichts des durchwachsenen und unterkühlten Wetters: Was erwartet uns in Summe noch bis zum Monatsende?
Das bewerten die verschiedenen Wettermodelle noch etwas unterschiedlich. Aber gerade im kompletten Norden und im Westen sowie im Süden sehen die Vorhersagen durchaus nochmals 25 bis 40, zum Teil auch über 50 Liter pro Quadratmeter zusammenkommen.
Wie viel zu kalt wird der Mai 2021 dann am Ende wohl ausfallen?
Aktuell sind wir bei einer negativen Abweichung von um beziehungsweise unter zwei Grad, woran sich wohl auch nur wenig ändert. Gleichzeitig wird damit auch das gesamte Frühjahr 2021 zu kalt ausfallen. Und eine zu kalte Jahreszeit haben wir schon seit dem Frühling 2013 nicht mehr erlebt.
Dann haken wir das Thema Sommerluft im Mai wohl mal ab. Wann sehen die Wettercomputer überhaupt mal wieder 25 Grad oder mehr in Deutschland kommen?
Pünktlich mit dem meteorologischen Sommerbeginn am 1. Juni berechnen die längerfristigen Wettermodelle deutlich ansteigende Chancen für einen Hauch vom Frühsommer mit bis zu 25 Grad in den ersten Juni-Tagen. Was aber ebenfalls in der Langfrist-Vorhersage angedeutet wird, ist, dass ein nachhaltiges Durchstarten des Sommers in diesem Jahr länger brauchen könnte. Es scheint sich - ähnlich wie im Frühjahr - eine tendenziell wechselhafte Situation einstellen zu wollen.
Quelle: ntv.de