Panorama

Dunkelzifferstudie in ÖsterreichWohl drei Mal mehr Corona-Infizierte

10.04.2020, 16:32 Uhr
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Als erstes Land in Europa will Österreich in der kommenden Woche schrittweise seine Geschäfte wieder öffnen. (Foto: picture alliance/dpa)

Bei der Eindämmung des Coronavirus erzielt Österreich nach Angaben der Behörden immer mehr Erfolge. Doch das Land ist noch nicht auf er sicheren Seite. Eine Dunkelziffer-Studie zeigt: Es sind deutlich mehr Menschen infiziert als die offizielle Statistik annehmen lässt.

In Österreich sind laut einer Dunkelziffer-Studie deutlich mehr Menschen mit dem Coronavirus infiziert als die offizielle Statistik ausweist. Im Vergleich zu den Anfang April offiziell als infiziert ausgewiesenen rund 8500 Menschen seien tatsächlich wohl etwa 28.500 Personen betroffen gewesen, teilte das Meinungsforschungsinstitut Sora mit. Das entspreche 0,33 Prozent der Bevölkerung. Die Schwankungsbreite sei allerdings erheblich: Es sei von einer Spanne zwischen 10.200 und 67.400 Infizierten auszugehen.

"Der Berg ist höher als gedacht und wir sind definitiv noch nicht auf der sicheren Seite", sagte Forschungsminister Heinz Faßmann. Die hochgerechnete Infektionsrate weise auf einen noch niedrigen Immunisierungsstatus in der Bevölkerung hin. Wenn es nicht gelinge, Neuinfektionen zu verhindern, drohe schnell wieder ein exponentielles Wachstum bei der Zahl der Fälle, so der Minister. Für die Studie ließ das Meinungsforschungsinstitut Sora rund 1500 Menschen auf das Virus testen. Es handle sich um einen Mosaikstein bei der Erforschung der Lungenkrankheit Covid-19, sagte Sora-Experte Christoph Hofinger. Datawrapper

Nach Angaben der Behörden erzielt Österreich derweil weitere Erfolge. Seit rund einer Woche liege die Zahl der Neuinfizierten kontinuierlich unter der Zahl der Neugenesenen, sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober. Außerdem betrage die Dauer der Verdoppelung der Zahl der Infizierten inzwischen 29 Tage. "Es ist ein großer Erfolg, aber wir sind noch lange, lange nicht am Ziel", sagte Anschober. Nach Angaben von Gesundheitsexperten steckt inzwischen jeder Infizierte statistisch weniger als einen anderen Menschen an. Für die kommende Woche gehen die Experten von einer stabilen Entwicklung aus.

In Österreichs Kliniken gibt es den Angaben zufolge über den aktuellen Bedarf hinaus noch rund 20.000 Betten für Corona-Patienten auf Normalstationen und 1000 Betten auf Intensivstationen. Zur Zeit sind etwa 800 Patienten auf Normalstationen. 260 benötigen intensive medizinische Betreuung. Insgesamt sind in der Alpenrepublik zur Zeit etwa 7000 Menschen mit Sars-CoV-2 infiziert. Das Land will als eines der ersten in Europa am kommenden Dienstag mit der schrittweisen Öffnung der Geschäfte beginnen. Diese Etappe werde noch schwieriger als die bisherige, meinte Anschober.

Quelle: jki/dpa

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