Politik

AfD in NiedersachsenAlte Fronten vor der Neuwahl des Vorstandes

05.04.2018, 10:15 Uhr
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Niedersachsens AfD-Fraktionsvorsitzende Dana Guth und ihr Vize Jörn König touren mit der Veranstaltungsreihe "Fraktionen stellen sich vor" durch die Kreisverbände. (Foto: picture alliance / Hauke-Christi)

Die niedersächsische AfD soll unter Aufsicht eines Notvorstandes einen neuen Landesvorstand wählen. Alles läuft auf ein Duell zwischen Ex-Landeschef Hampel und Landtagsfraktionschefin Guth hinaus. Oder schlägt sich am Ende ein dritter Kandidat durch?

Einen Wunsch hat Stephan Protschka vor dem Landesparteitag der niedersächsischen AfD. "Es soll wieder mehr Frieden einkehren im Landesvorstand." Der Bundestagsabgeordnete aus Bayern leitet seit Januar den Notvorstand der Niedersachsen-AfD. Den alten Vorstand hatte die Bundesspitze der Partei nach endlosen Personal-Querelen entmachtet. Nun soll an diesem Wochenende unter Protschkas Aufsicht ein neuer Landesvorstand gewählt werden. Die Frage ist nur, ob der Wunsch des Mittlers in Erfüllung geht. "Ich habe alle Kandidaten gebeten, positive Werbung für sich selbst zu machen - keine negative gegen andere", sagt Protschka. Es klingt ein wenig nach Stoßgebet.

Denn vor dem Parteitag in Braunschweig haben sich die zwei verfeindeten Lager in der Niedersachsen-AfD bereits in Stellung gebracht. Gegner und Anhänger des geschassten Landeschefs Paul Hampel bereiten sich auf eine Kampfabstimmung vor. Der Ausgang: ungewiss. Der 60-jährige ehemalige Fernsehjournalist Hampel hat sich von seiner Absetzung durch die Bundesspitze nicht einschüchtern lassen. Er will wieder Landesvorsitzender werden. Die andere ernstzunehmende Kandidatin ist Dana Guth, Chefin der AfD-Fraktion im niedersächsischen Landtag. Die 47-jährige Versicherungsmaklerin aus Herzberg pflegt zu Hampel eine innige Feindschaft. Im vergangenen Jahr trat sie schon einmal gegen ihn an, konnte sich aber nicht durchsetzen.

Zwei weitere Kandidaten sind die Bundestagsabgeordneten Dietmar Friedhoff aus Neustadt am Rübenberge sowie Jörn König aus Hannover. Bei dem parteiinternen Clinch in Niedersachsen geht es weniger um politische Differenzen als um persönliche Animositäten. Hampels Gegner werfen ihm einen diktatorischen Führungsstil und undurchsichtiges Finanzgebaren vor. Doch welche Seite wird sich bei der Abstimmung durchsetzen können? "Da es ein Mitglieder-Parteitag ist, sind die Kräfteverhältnisse ganz schwer einzuschätzen", sagt der frühere Vize-Landesvorsitzende Oliver Westphal. Landtagsfraktionschefin Dana Guth bestätigt diesen Eindruck: "Da müsste ich schon in eine Glaskugel gucken."

Von "Schmusekurs" ist keine Rede

Beide Lager mühen sich, ihre Anhänger in dem nach eigenen Angaben 2500 Mitglieder starken Landesverband zu mobilisieren. Guth und König touren mit der Veranstaltungsreihe "Fraktionen stellen sich vor" durch die Kreisverbände, wo sie über ihre Parlamentsarbeit berichten. Auch Hampel ist im Land unterwegs. Bei einer Veranstaltung der Kreisverbände Diepholz und Nienburg/Schaumburg im März, die bei Youtube zu sehen ist, wettert er gegen Guth und den "Schmusekurs der AfD-Fraktion im Landtag". Eine Regierungsbeteiligung der AfD komme für ihn nicht in Frage. "Ja, wir sind die Schmuddelkinder der Politik." Hampel unterstreicht seine Sympathie für den Thüringer AfD-Landesvorsitzenden Björn Höcke, der zum rechtsnationalen Parteiflügel gehört.

Dana Guth setzt auf moderatere Töne. "Der Landesverband braucht grundsätzlich andere Organisations- und Kommunikationsstrukturen, auch die Basis muss stärker mit einbezogen werden", sagt sie. Und von "Schmusekurs" könne bei der Landtagsfraktion nicht die Rede sein. Jörn König profiliert sich in dem Rennen kaum. Manche in der Partei sehen ihn nur als Zählkandidaten im Schlepptau von Guth. Anders Dietmar Friedhoff. Die Rolle des kahlgeschorenen Ingenieurs und Kampfsportlers sei "undurchsichtig", sagt ein AfD-Kreisvorsitzender.

Bei der AfD-Veranstaltung in Diepholz tritt Friedhoff gemeinsam mit Hampel auf. Sein Verhältnis zu Hampel beschreibt er so: "Ich bin nicht als Paul-Gegner hier, sondern Paul und ich streiten respektvoll um die Position des Landesvorsitzenden."

Manche in der Partei glauben, dass Friedhoff das Rennen machen könnte. Sollte es auf dem Parteitag zu einer Stichwahl kommen, könnte er für die Hampel-Befürworter gegen Guth antreten. Da Friedhoff weniger polarisiere als der umstrittene Ex-Landeschef, werde er eventuell mehr Stimmen holen, lautet das Kalkül. Nach mehr Ruhe im Landesverband klingt das alles nicht.

Quelle: Doris Heinemann, dpa

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