Politik

"Bild"-Zeitung macht "taz" nochmal den Wulff Ansage zur Mailbox-Nummer

Mal ehrlich: Wüssten Sie nicht auch gerne, was der Bundespräsident dem "Bild"-Chef wie aufs Handy wulffte - und wer das dann wem gesteckt hat? Die "taz" fragte nach. Und sie erhielt Antworten. Zuerst als Persiflage. Dann als Farce.

Wulff. Mich. An. "Bild"-Chef Diekmann.

Wulff. Mich. An. "Bild"-Chef Diekmann.

(Foto: dpa)

Was auch immer Bundespräsident Christian Wulff gesagt haben mag, auf welche Weise auch immer: Fast alle Kommentatoren (und auch der Anrufer selbst) sind sich einig, dass es eine große Dummheit war, eine Nachricht auf der Mailbox von "Bild"-Chef Kai Diekmann zu hinterlassen. "Bild" und Konsorten jazzten den angeblichen "Wut-Anruf" (womöglich eher eine gänzlich unpräsidiale Winselei, gewürzt mit einigen hilflosen Drohungen) zu einem Frontalangriff gegen die Pressefreiheit hoch und weiden nun im Nachgang die Geschichte genussvoll aus, eine Art Audio-Love-Story mit offenem Ausgang.

"Deutschlands wichtigster Journalist" (Diekmann über Diekmann) beschied die Anfrage der linksalternativen Tageszeitung "taz" zur "Mailbox-Affäre" zunächst postwendend, bekanntlich in der Form einer Parodie eben jener AB-Nachricht, überschrittene "Aller" (aka: Rubikon) und Besuch beim Emir/Altkanzler inklusive. "Im Ernst" stellte er allerdings am Freitagabend noch in Aussicht, die sechs Fragenkomplexe tatsächlich zu beantworten, sogar "pünktlich", mithin innerhalb der von der "taz" gesetzten Frist, "Montag, 16 Uhr MEZ".

Diekmann hält Wort, die "taz" mäkelt trotzdem

Und diese Antwort ist nun eingetroffen. "Kai Diekmann hat Wort gehalten", berichtet taz.de verblüfft: "Um 15.59 Uhr, eine Minute vor Ablauf der Frist, schickte die Pressestelle des Axel-Springer-Verlags eine Mail an die taz".

"Schweigen, leugnen, rausreden" - so sieht die "taz" den Präsidenten.

"Schweigen, leugnen, rausreden" - so sieht die "taz" den Präsidenten.

(Foto: dapd)

Ganz zufrieden sind die Genossen aus der Rudi-Dutschke-Straße allerdings nicht damit. "Die Bild versprach Aufklärung. Und wird zum Wulff: schweigen, leugnen, rausreden", mäkeln die Linksalternativen. Und sind wohl ebenso wie das Publikum etwas enttäuscht darüber, dass es den Nachbarn aus der Axel-Springer-Straße nicht gelungen ist, wenigstens humoristisch noch einen draufzulegen. Ist den sonst so Fantasievollen nur partout nichts Lustiges mehr eingefallen? Oder bekamen die Furchtlosen am Ende Angst vor der eigenen Satire?

Jedenfalls liest sich die Auskunft, von der "taz" vollumfänglich als Abschrift ins Netz gestellt, so dröge, als käme sie direkt aus dem Bundespräsidialamt. Und viel Neues ist ihr auch nicht zu entnehmen - wenn man einmal von der Aussage absieht, dass sich die Redaktion von Deutschlands größter Zeitung doch tatsächlich nach eigener Aussage den Rat zweier Externer einholte (wohl gemerkt: Journalisten, nicht Juristen!), um besser entscheiden zu können, ob man die Abschrift der Wulffschen AB-Sinnsprüche veröffentlichen solle oder nicht:

"Der Bild-Chefredakteur hat seinerzeit persönlich mit zwei externen Journalisten über den Anruf gesprochen und ihnen in diesem Zusammenhang auch den Text zukommen lassen. Gerade aufgrund der eigenen Betroffenheit ging es ihm dabei um das Einholen von Einschätzungen nicht betroffener Kollegen außerhalb der Redaktion".

Laut Springer-Pressestelle habe der eine Journalist übrigens empfohlen, die Geschichte zu veröffentlichen, der andere riet wohl davon ab: "Schon daran können Sie erkennen, dass der richtige Umgang mit dieser Situation alles andere als eindeutig war."

Von der Pressestelle sei die Abschrift im Übrigen trotz gewaltigen Interesses und gehäufter Anfragen "an keine Zeitung oder Zeitschrift geschickt" worden. Es habe auch "keinen Auftrag an Redakteure von Bild" gegeben, "die Nachricht oder Passagen daraus weiterzugeben". Auch als Tondokument "wurde die Mailbox-Nachricht nicht weitergegeben". Gerade Letzteres wird wohl schon stimmen. Sonst würde der Mitschnitt sicherlich längst im Internet herumgereicht.

Ob das gut oder schlecht wäre, ist nicht leicht zu sagen. Jedenfalls könnte sich dann jeder selbst ein Bild darüber machen, ob Wulff, wie er selbst behauptet, die Veröffentlichung der Geschichte über seinen Hauskredit nur verschieben wollte oder ob Diekmanns Version stimmt, nach der der Bundespräsident versuchte, den Artikel ganz zu verhindern.

Quelle: ntv.de

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