Erdogan spricht von Terroristen Anschlag auf Ministerium in Ankara
01.10.2023, 11:25 Uhr Artikel anhören
In der türkischen Hauptstadt Ankara gibt es am Morgen eine Explosion. Das Innenministerium spricht von einem Bombenanschlag. Beide Angreifer kommen ums Leben. Der Vorfall ereignete sich Stunden vor Beginn der neuen Sitzungsperiode des Parlaments
Ein Selbstmordattentäter hat sich im Zentrum der türkischen Hauptstadt Ankara in die Luft gesprengt. Nach Angaben des Innenministeriums verübte der Täter den Anschlag in der Nähe des Parlaments, ein zweiter Täter wurde erschossen. Zwei Polizisten wurden demnach leicht verletzt. Der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan erklärte einige Stunden danach im Parlament, die "Terroristen" würde ihre Ziele niemals erreichen.
Der Angriff richtete sich gegen den Sitz der Polizei und gegen das Innenministerium, die sich in einem Gebäudekomplex in der Nähe des Parlaments befinden. Zunächst bekannte sich niemand zu der Tat. Zwei "Terroristen" hätten sich gegen 9.30 Uhr Ortszeit (8.30 Uhr MESZ) in einem Lieferwagen genähert, erklärte Innenminister Ali Yerlikaya im Onlinedienst X. "Der eine Terrorist hat sich in die Luft gesprengt, der andere wurde neutralisiert."
Die Generalstaatsanwaltschaft in Ankara verhängte kurz nach dem Angriff eine Nachrichtensperre. Das Innenministerium rief dazu auf, Bilder von vor Ort aus dem Netz zu löschen. Es leitete Ermittlungen wegen Verstößen ein, wie Minister Yerlikaya bekanntgab.
"Verdächtige Pakete"
Aufnahmen einer Überwachungskamera zeigten einen grauen Wagen, der langsam vor dem Sitz der Polizei parkt. Dann ist zu sehen, wie einer der Täter mit einer Waffe in der Hand aus dem Wagen springt und vor dem Wachposten die Explosion auslöst. Ein zweiter Mann rückt ebenfalls vor, ist dann aber wegen der durch die Explosion ausgelösten Rauchwolken nicht mehr zu erkennen. Die Polizeipräfektur von Ankara teilte mit, sie habe in der Folge noch einige "verdächtige Pakete" kontrolliert zur Explosion gebracht, da zunächst weitere Anschläge befürchtet wurden.
Der Anschlag erfolgte wenige Stunden vor Beginn der neuen Sitzungsperiode des türkischen Parlaments, zu deren Eröffnung Erdogan eine Rede hielt. "Schurken" bedrohten den Frieden und die Sicherheit der Bürger, sagte der türkische Präsident. Aber die "Terroristen" würden "niemals ihre Ziele erreichen".
Ankara war 2015 und 2016 Schauplatz einer Reihe folgenschwerer Anschläge gewesen, zu denen sich die PKK oder die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) bekannt hatten. Der bis zum Sonntag jüngste Anschlag auf türkischem Boden ereignete sich am 13. November 2022 in Istanbul. Dabei waren sechs Menschen getötet und 81 weitere verletzt worden. Die türkischen Behörden hatten die PKK dafür verantwortlich gemacht.
Die deutsche Botschaft veröffentlichte auf Türkisch und Deutsch eine Reaktion auf den Anschlag vom Sonntag via X: "Mit Entsetzen beobachten wir die Nachrichten von dem Terroranschlag heute morgen im Herzen Ankaras", hieß es darin. "Wir wünschen den Verletzten rasche Genesung." Botschafter Jürgen Schulz ergänzte, es könne "keinen Grund für solche Gewalt geben". Ebenfalls auf X verurteilte EU-Ratspräsident Charles Michel den Anschlag, der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell erklärte seine "Solidarität mit der Türkei".
Quelle: ntv.de, jwu/AFP/dpa