Syrien isoliert Araber brechen mit Assad
16.03.2012, 14:14 Uhr
Der Kampf zwischen Regierung und Opposition in Syrien bewegt die gesamte islamische Welt. Hier demonstriert eine Frau im malaysischen Kuala Lumpur für ein Eingreifen in den Konflikt.
(Foto: picture alliance / dpa)
Der syrische Staatschef Assad ist in seiner Region zunehmend isoliert. Jetzt wenden sich die Golfstaaten und die Türkei von Assad ab. Sie schließen ihre Botschaften. Nur Russland bleibt auf Assads Seite. Die syrische Opposition geht wieder auf die Straße und gibt Durchhalteparolen aus.
Mit der Schließung ihrer Botschaften in Damaskus haben die arabischen Golfstaaten jetzt endgültig mit dem syrischen Regime gebrochen. Auch das Nachbarland Türkei rechnet nicht mehr mit einer politischen Lösung in Syrien. Ankara rief am Freitag alle türkischen Staatsbürger auf, Syrien zu verlassen.

Der russische Außenminister Lawrow besuchte erst vor wenigen Wochen den Syrer Assad. Russland hält weiter zum Regime.
(Foto: picture alliance / dpa)
Das türkische Außenministerium rief Staatsbürger der Türkei auf, das Nachbarland Syrien zu verlassen. "Türkischen Bürgern in Syrien wird dringend geraten, in die Heimat zurückzukehren", erklärte das Ministerium. Die türkische Botschaft in Damaskus werde vom 22. März an die konsularische Betreuung ihrer Staatsbürger einstellen.
Auch die arabischen Golfstaaten wollen ihre Botschaften in Syrien schließen. Saudi-Arabien und Bahrain haben ihre Diplomaten bereits abgezogen, ihnen schließen sich jetzt die vier anderen Mitgliedsländer des Golf-Kooperationsrats an - das sind die Vereinigten Arabischen Emirate, Katar, Oman und Kuwait. Der Rat begründete die Entscheidung der Regierungen mit der anhaltenden Gewalt der syrischen Führung gegen die Opposition.
Die EU-Außenminister erwägen eine ähnliche konzertierte Maßnahme, wie aus EU-Kreisen in Brüssel verlautete. Beim Treffen der Außenminister in der kommenden Woche werde es um eine "mögliche Schließung" der 27 Botschaften der EU-Ländern in Damaskus gehen.
Russland hält weiter zu Assad

Die Türkei lässt neue Zeltlager und Containersiedlungen bauen, um die vielen Flüchtlinge unterbringen zu können.
(Foto: picture alliance / dpa)
Nur Russland steht nach wie vor treu zu Präsident Baschar al-Assad. Russland lehnt eine Militärintervention in Syrien weiter ab. Auch den Rücktritt von Präsident Baschar al-Assad . "Das Referendum hat gezeigt, dass die Regierung in Damaskus die Unterstützung des syrischen Volkes hat", sagte der stellvertretende Außenminister Michail Bogdanow.
Zuvor hatte sich Ressortchef Sergej Lawrow unerwartet kritisch zu Assad geäußert. Das hatte im Westen die Hoffnung geweckt, dass Russland im Syrien-Konflikt umschwenken könnte. Russland werde sich immer gegen ein "Kriegsszenario" in Syrien entscheiden, sagte Bogdanow. Das syrische Volk sollte selbst über seine Führung entscheiden.
Der Syrien-Sondergesandte Kofi Annan will dem Uno-Sicherheitsrat an diesem Freitag seine vortragen. Diplomaten zufolge ist die Beurteilung des früheren UN-Generalsekretärs entscheidend für einen erneuten Anlauf der USA und ihrer Verbündeten, Russland und China auf ihre Seite zu ziehen und das Vorgehen der Regierung in Damaskus zu verurteilen.
Bis zu 500.000 Flüchtlinge in der Türkei erwartet
Die türkische Regierung macht sich unterdessen für eine Schutzzone entlang der Grenze zu Syrien stark. Wie diese genau verlaufen könnte und wer sie sichern soll, war aber unklar. In der Türkei sind derzeit registriert.
Angesichts des anhaltenden Konflikts in Syrien rechnet der türkische Rote Halbmond mit bis zu einer halben Million Flüchtlingen aus dem Nachbarland. Um auf einen weiteren Ansturm vorbereitet zu sein, lässt Ankara neue Zeltstädte und eine Container-Wohnsiedlung für 10.000 Menschen errichten.
Opposition will weiter kämpfen
In mehreren Städten protestierten nach Angaben von Oppositionellen einige Tausend Syrer gegen ihre Regierung. "Das Volk will eine militärische Intervention, den Sturz des Regimes und die Bewaffnung der Freien Syrischen Armee" sollen die Demonstranten gerufen haben. Demonstrationen wurden aus Aleppo, Homs und Daraa.
Syrische Aktivisten forderten im Internet eine sofortige Militärintervention der arabischen und muslimischen Staaten in Syrien. Die Menschen sollten im ganzen Land auf die Straße gehen, hieß es auf der Facebook-Seite "The Syrian Revolution 2011".
Trotz des hohen Blutzolls will die Opposition weiter gegen das Assad-Regime kämpfen. "Wir werden keinen Rückzieher machen, wir werden kämpfen bis zum letzten Blutstropfen, für Homs, für Daraa, für Idlib und für die Würde von ganz Syrien", hieß es in einer Botschaft der sogenannten "Union der Koordinatoren der syrischen Revolution".
Quelle: ntv.de, nsc/dpa/rts/AFP