Politik

Ein Jahr Proteste in Syrien Assad lässt sich bejubeln

In Damaskus und anderen Städten Syrien versammelten sich mehrere tausend Syrer, um ihre Unterstützung für das Assad-Regime zu zeigen.

In Damaskus und anderen Städten Syrien versammelten sich mehrere tausend Syrer, um ihre Unterstützung für das Assad-Regime zu zeigen.

(Foto: dpa)

In Damaskus gibt es am Jahrestag der Revolution Jubelkundgebungen für Assad, gleichzeitig tobt der Bürgerkrieg in den Provinzen. Oppositionelle berichten von Hinrichtungen. Die Türkei erwartet Tausende Flüchtlinge. Der syrische Geheimdienst hält offenbar zwei Journalisten aus der Türkei fest.

Tausende Syrer haben sich am zu Jubelkundgebungen für das Regime von Präsident Baschar al-Assad versammelt. Das Staatsfernsehen zeigte mit Musik unterlegte Aufnahmen von jubelnden und fahnenschwenkenden Anhängern des Präsidenten in der Hauptstadt Damaskus sowie in den Städten Deir as-Saur, Tartus, Al-Suwaida und Hasaka. Zuvor waren aus drei Stadtteilen von Damaskus wieder Gefechte zwischen den Regierungstruppen und oppositionellen Kämpfern gemeldet worden.

In mehreren Ländern sind diese Woche Protestaktionen geplant, um an den Beginn der syrischen Revolution vor einem Jahr zu erinnern. Am 15. März 2011 war die erste Demonstration der Protestbewegung in Damaskus von den Sicherheitskräften niedergeknüppelt worden. Drei Tage später fielen in der Provinzstadt Daraa die ersten tödlichen Schüsse auf Demonstranten.

Männer mit Kopfschüssen hingerichtet

Homs, ehemalige Protesthochburg, wirkt wie verlassen. Die Stadt wurde fast vollständig zerschossen.

Homs, ehemalige Protesthochburg, wirkt wie verlassen. Die Stadt wurde fast vollständig zerschossen.

(Foto: dpa)

Die Auseinandersetzungen zwischen Regierungstruppen und Widerstandskämpfern gingen währenddessen weiter. Auf einem Feld in der Nähe der nordsyrischen Stadt Idlib wurden 23 Opfer eines Hinrichtungskommandos entdeckt. Die Männer waren laut Augenzeugen alle an den Händen gefesselt und mit Kopfschüssen getötet worden. Sie seien offensichtlich von den Truppen des Regimes nach Beginn der Militäroffensive in Idlib vergangene Woche verschleppt und auf dem Gelände eines Bauernhofes verhört worden.

Widerstandskämpfer aus Syrien fordern inzwischen immer nachdrücklicher ein militärisches Eingreifen des Westens. Früher oder später müsse der Westen eingreifen, ob er wolle oder nicht, wird ein in Istanbul untergetauchter Aktivist zitiert. Populär ist auch die Idee einer sicheren Zone. "Wenn es eine sichere Zone in Syrien gäbe, so wie einst im Osten von Libyen, dann würden 90 Prozent der Soldaten der regulären Truppen desertieren", so der ehemalige Widerstandskämpfer Hassan al-Aswad.

Türkische Journalisten verschleppt

In der Südosttürkei werden eilig Zeltstädte errichtet. Die türkische Regierung erwartet Zehntausende Flüchtlinge.

In der Südosttürkei werden eilig Zeltstädte errichtet. Die türkische Regierung erwartet Zehntausende Flüchtlinge.

(Foto: dpa)

Zwei seit Tagen in Syrien vermisste türkische Journalisten sind nach einer Meldung der Nachrichtenagentur Anadolu von einer regierungstreuen Miliz in Syrien festgenommen und dem syrischen Geheimdienst übergeben worden. Adem Özköse und Hamit Coskun seien in gepanzerten Fahrzeugen aus einem Dorf in der Nähe von Idlib abgeholt worden, meldete die Agentur unter Berufung auf Quellen in Syrien. Coskun soll verletzt sein; möglicherweise seien die beiden Reporter gefoltert worden.

Das türkische Außenamt bestätigte die Meldung zunächst nicht und erklärte, die Nachforschungen über den Verbleib der beiden Journalisten dauerten an. Özköse und Coskun waren in der vergangenen Woche von der Türkei aus nach Idlib gereist, um über die Lage dort zu berichten.

Die Türkei bereitet sich wegen des auf eine Aufnahme zehntausender Flüchtlinge vor. Allein 1000 Menschen flüchteten innerhalb eines Tages vor der Gewalt der Regierungstruppen in die benachbarte Türkei. Damit seien nun etwa 14.700 Syrer als Flüchtlinge registriert, zitierte Anadolu einen Sprecher des Außenministeriums in Ankara. Erneut sei ein syrischer General geflüchtet, so dass nun insgesamt sieben ranghöchste syrische Offiziere in der Türkei untergeschlüpft seien.  

Türkische Medien berichteten, in den grenznahen Provinzen Hatay, Gaziantep, Kilis und Sanliurfa würden zusätzliche Zeltstädte und Containersiedlungen errichtet. Die Flüchtlingslager werden vom türkischen Roten Halbmond und dem Krisenzentrum der Regierung betreut.

Iran schickt Hilfsgüter

Syriens Verbündeter Iran schickte 40 Tonnen Medikamente und medizinische Geräte nach Damaskus. Das Material sei dem Roten Halbmond übergeben worden, berichtete die Nachrichtenagentur Irna. Es handle sich um eine "Unterstützung aus Teheran für das befreundete Land", sagte der iranische Botschafter in Damaskus, Mohammed Resa Rau Scheibani.

Mit Blick auf die Oppositionsbewegung sprach der iranische Botschafter von "terroristischen Akten" gegen das syrische Volk. Auch die Führung um Syriens Staatschef Assad bezeichnet die Oppositionellen, die seit genau einem Jahr gegen die Regierung aufbegehren, als "bewaffnete Terroristen". Der Iran ist einer der letzten Verbündeten Syriens. Die Regierung in Teheran wirft den westlichen und arabischen Ländern vor, sich in die Angelegenheiten Syriens einmischen und Assad stürzen zu wollen, um die Gegner Israels in der Region zu schwächen.

Quelle: ntv.de, nsc/dpa/AFP

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