Und, wie war Ihre Woche, so? Baerbock flucht, Laschet sucht
19.06.2021, 08:16 Uhr
Scholz wäre gern der lachende Dritte im Triell mit Baerbock und Laschet - immerhin kann er sich über Käsekuchen zum Geburtstag freuen.
In den Umfragen setzt sich die Union weiter von den Grünen ab, Annalena Baerbock jagt nun Armin Laschet. Dabei ist ein Fluch zu hören, während Laschet über den Wahlkampfslogan grübeln sollte. Olaf Scholz kann es sich dagegen so richtig schmecken lassen.
Baerbocks Woche: Ein derber Fluch
Von Holger Schmidt-Denker
Okay, die Rede auf dem als Krönungsmesse geplanten Parteitag war nicht berauschend, aber deswegen gleich so derb zu fluchen und "Scheiße" beim Abgang von der Bühne zu sagen? Und da sie noch verkabelt war, konnten es auch alle hören. Nein, die nun auch offiziell gewählte Kanzlerkandidatin der Grünen hat momentan keinen Lauf. Doch es ist noch ein gutes Vierteljahr bis zur Wahl und sie hofft wohl, dass den Wählern am 26. September andere Dinge wichtiger sind als unsaubere Biografien oder nicht ordnungsgemäß deklarierte Weihnachtsgelder.
Was ihr wichtig ist, lässt sie sie Öffentlichkeit in ihrem neuen Buch "Jetzt. Wie wir unser Land erneuern" wissen. Symbolhaft präsentiert auf der Dachterrasse des Hauses der Kulturen der Welt, nur einen Steinwurf entfernt vom Kanzleramt! Wer nun aber gehofft hat, dass er hier mehr erfährt über die Frau, die Kanzlerin werden will, wird enttäuscht. Was sie will, wird klar, wer sie ist, nicht. Immerhin, das mit dem Mikro passiert ihr nicht noch einmal. Bei der Buchpräsentation achtet die Regie penibel darauf, dass der Sender nur auf der Bühne aktiv ist.
Laschets Woche: Ohne Experimente und ohne Bart
Von Christian Wilp

"Es geht um Deutschland", meinte man bei der CDU im Wahlkampf 1994. Da hatte sie recht.
(Foto: picture alliance / dpa)
Das Konrad-Adenauer-Haus weist stolz darauf hin, dass der Slogan für die Bundestagswahl 2021 noch nicht verraten worden ist. Indes dürfte feststehen, dass man nicht wieder einen Wohlfühlspruch wie 2017 bemühen wird: "Ein Land, in dem wir gut und gerne leben." Das sehen manche Wähler, die im Zuge der Pandemie ihren Job, ihre Gesundheit oder beides verloren haben, möglicherweise etwas differenzierter. Manchmal lohnt ein Blick zurück. "Auf den Kanzler kommt es an", hieß es 1969. Kurt Georg Kiesinger brachte diese Zeile allerdings wenig Glück, und für Armin Laschet ergibt sie logischerweise wenig Sinn. Dann könnte die CDU besser den Spruch von 1949 ausgraben: "Keine Experimente wagen". Demoskopen berichten, dass das Experiment Baerbock zunehmend als Wagnis empfunden wird. Deshalb gehen ihre Werte runter, die von Laschet rauf. "Ohne, dass er irgendetwas dazu beigetragen hätte", heißt es lästernd in Berlin.
Die Parteistrategen weisen jedoch darauf hin, dass erstens die Bayern endlich Ruhe geben, dass sich zweitens Laschets Talkshow-Performance deutlich gebessert habe und er drittens vom Impfturbo der letzten Wochen profitiert. Die Fehler Baerbocks nimmt man bei den Christdemokraten ebenfalls gern zur Kenntnis. Doch darauf verlassen möchte man sich nicht. Die offizielle Vorstellung des Wahlprogramms am Montag kommt insofern nicht zu früh. Bei der Gelegenheit wird vielleicht das neue Motto präsentiert. Ganz zeitgemäß empfehlen wir das Recycling eines Spruchs aus der Vergangenheit. Zum Beispiel den von 1965: "Es geht um Deutschland". Passt immer. Oder den von 1994: "Politik ohne Bart". Das wäre sachlich richtig und damit kaum angreifbar.
Scholz' Woche: Happy Birthday
Von Heike Boese
Drei Monate vor einer Bundestagswahl gibt's für das Spitzenpersonal für gewöhnlich kaum eine freie Minute. Die Tage sind durchgetaktet, die Zeit immer knapp. Geburtstag feiern? Nächstes Jahr wieder. Olaf Scholz gilt sowieso nicht als Partybiest, so dass es ihm vermutlich nicht viel ausgemacht hat, seinen 63. Geburtstag am Montag im Wahlkreis zu verbringen. Glückwünsche und eine Geburtstagstorte gab's für den Kanzlerkandidaten der SPD aber trotzdem. Das Café "Dreikäsehoch" in Teltow spendierte einen - na klar - Käsekuchen. Lediglich den Abend hatte sich Scholz freigehalten - für ein romantisches Essen mit seiner Frau Britta Ernst.
Als er dann zwei Tage später mit den Spitzenkandidaten der anderen Parteien über Energiepolitik diskutiert, bekommt er vom Moderator noch einen verspäteten Glückwunsch, aber ansonsten nichts geschenkt. Im Gegenteil: Annalena Baerbock und Armin Laschet geben sich alle Mühe, so zu tun, als wäre der Kampf ums Kanzleramt ein Duell zwischen Grünen und Union und ignorieren den SPD-Kandidaten so gut sie können. Das juckt Scholz nicht - zumindest lässt er sich nichts anmerken. Aber natürlich kennt der Sozialdemokrat die jüngsten Umfragen genau. Die SPD gleichauf mit der FDP. Wenn man nur auf die Zahlen schaut, geht es für die Genossen gerade nicht um das Kanzleramt, sondern um die Frage: Bronze oder Blech.
Das ist die fünfte Folge der Wahlkampf-Kolumne "Und, wie war Ihre Woche so?". Folge vier lesen Sie hier.
Quelle: ntv.de