"Es ist abscheulich" Beamte sollen Terroropfer vergewaltigt haben
31.10.2016, 19:00 Uhr
Die 276 im Frühjahr 2014 entführten Mädchen gehen auf das Konto von Boko Haram.
(Foto: picture alliance / dpa)
Schwere Vorwürfe gegen Sicherheitsbeamte in Nigeria: Sie sollen in Dutzenden Fällen Opfer der Terrrorgruppe Boko Haram missbraucht und vergewaltigt haben, die eigentlich bei Ihnen Zuflucht suchten. Nigerias Präsident ist entsetzt und will für Aufklärung sorgen.
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hat den Sicherheitskräften in Nigeria vorgeworfen, in zahlreichen Fällen Opfer der Islamistengruppe Boko Haram vergewaltigt oder sexuell missbraucht zu haben. HRW legte in Lagos eine Dokumentation über 43 Fälle vor, in denen Mädchen oder Frauen solche Vorwürfe gegen Lageraufseher, Polizisten oder Soldaten erhoben. In den meisten Fällen wurden die Opfer mit Heiratsversprechen oder materieller Unterstützung zum Sex genötigt.
"Es ist schon schlimm genug, dass diese Frauen und Kinder nach den abscheulichen traumatischen Erfahrungen, die sie durch Boko Haram erlitten, nicht die benötigte Unterstützung erhalten", sagte eine HRW-Sprecherin. "Es ist abscheulich, dass diese Leute, die die Frauen und Mädchen schützen sollten, sie angreifen und missbrauchen."
Nigerias Präsident Muhammadu Buhari hat angekündigt, den mutmaßlichen Missbrauch von ehemaligen Boko-Haram-Geiseln untersuchen zu lassen. Er sei besorgt und schockiert über die Berichte, teilte ein Sprecher mit.
Unter den dokumentierten Fällen befindet sich unter anderem der einer 17-Jährigen, die von einem Polizisten vergewaltigt und danach schwanger wurde. "Als ich ihm sagte, was mit mir los ist, hat er gedroht, mich zu erschießen, wenn ich es weitererzähle." Daraufhin habe sie auf eine Anzeige verzichtet.
Boko Haram kämpft seit Jahren für die Errichtung eines islamischen Gottesstaats im mehrheitlich muslimischen Nordosten Nigerias. Mindestens 20.000 Menschen wurden in dem Konflikt bisher getötet, 2,6 Millionen Menschen wurden durch die Gewalt in die Flucht getrieben. Die nigerianische Armee geht mit Unterstützung anderer afrikanischer Länder gegen die Islamisten vor. Boko Haram bekannte sich auch zur Entführung von 276 Mädchen aus einer Schule in der Stadt Chibok im April 2014.
Quelle: ntv.de, fma/epd/AFP