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Analyse von Geschossresten Bericht: Israel setzte verbotenen weißen Phosphor ein

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Die Brandwirkung bei weißem Phosphor macht ihn so gefährlich (Archivbild)

Die Brandwirkung bei weißem Phosphor macht ihn so gefährlich (Archivbild)

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Weißer Phosphor kann auf der Haut haften bleiben und zu tödlichen Verbrennungen führen. Israel soll die verbotene Munition nun auf ein Dorf im Libanon abgefeuert haben. Geliefert wurde sie von den USA.

Israel hat bei einem Angriff im Oktober im Südlibanon, bei dem mindestens neun Zivilisten verletzt wurden, von den USA gelieferte weiße Phosphormunition eingesetzt. Das ergab eine Analyse von Granatsplittern durch die "Washington Post". Die Splitter wurden in einem kleinen Dorf gefunden, in dem das mutmaßliche Kriegsverbrechen untersucht wurde.

Ein Journalist, der für die Zeitung arbeitet, fand Reste von drei Artilleriegeschossen, die in Dheira nahe der israelischen Grenze abgefeuert wurden und nach Angaben von Anwohnern mindestens vier Häuser in Brand gesetzt hatten. Die auf den Geschossen gefundenen Produktionscodes stimmen mit der Nomenklatur überein, die vom US-Militär verwendet wird, um im Inland produzierte Munition zu kategorisieren.

Demnach wurden die Geschosse in den Jahren 1989 und 1992 in Munitionsdepots in Louisiana und Arkansas hergestellt. Die hellgrüne Farbe und andere Markierungen - wie die Aufschrift "WP" auf einem der Geschosse - stimmen nach Ansicht von Waffenexperten mit weißem Phosphor überein.

Die Waffen sind Teil der milliardenschweren US-Rüstungslieferungen, die jedes Jahr nach Israel kommen und den Krieg Israels gegen die Hamas im Gazastreifen anheizen, der nach dem Angriff der Militanten am 7. Oktober begonnen hat. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums im Gazastreifen wurden seit Beginn der israelischen Operation mindestens 17.700 Menschen getötet, viele davon Zivilisten.

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Weißer Phosphor kann auf der Haut haften bleiben und zu potenziell tödlichen Verbrennungen und Atemwegsschäden führen, und sein Einsatz in der Nähe von Zivilgebieten ist nach dem humanitären Völkerrecht verboten.

"Für bestimmte Waffen besteht ein ausdrückliches völkerrechtliches Verbot, zum Beispiel für Chemiewaffen", sagte Rechtsexperte Christian Marxsen im Interview mit ntv.de. Für Phosphorbomben sei das nicht der Fall. Hier komme es auf den konkreten Einsatz an. "Da sich durch die Brandwirkung dieser Waffen ein Einsatz kaum begrenzen lässt, ist ein Einsatz durch Abwurf dieser Bomben aus der Luft immer unzulässig in Gebieten, in denen eine hohe Konzentration von zivilen Objekten besteht. Hier muss man also genau schauen, unter welchen Umständen der Einsatz erfolgte."

Quelle: ntv.de, mba

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