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Israel-Krieg im Überblick Gesundheitssystem im Gazastreifen droht Kollaps

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Aufgrund des Bombardements des Gazastreifens steht die Versorgung der eingeschlossenen Menschen vor dem Zusammenbruch. Es droht eine humanitäre Katastrophe, warnt die WHO. Israels Armee greift weiter von der Hamas genutzte Häuser an. Auch in Jerusalem kommt es zu Gewalt.

WHO warnt vor "humanitärer Katastrophe"

Angesichts der massiven Luftangriffe der israelischen Armee steht das Gesundheitssystem im Gazastreifen nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) "am Rande des Zusammenbruchs". Die Zeit werde knapp, um eine "humanitäre Katastrophe zu verhindern", wenn angesichts der vollständigen Blockade des Gebietes kein Treibstoff und keine lebensrettenden medizinischen und humanitären Güter schnell in den Gazastreifen gebracht werden können, warnte die WHO in einer Stellungnahme. "Krankenwagen können die Verwundeten nicht erreichen", beklagte das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) auf X.

Die Krankenhäuser hätten nur wenige Stunden Strom am Tag, da sie die schwindenden Treibstoffreserven rationieren und sich auf Generatoren verlassen müssten, erklärte die WHO. "Ohne Strom laufen Krankenhäuser Gefahr, zu Leichenhallen zu werden", warnte Fabrizio Carboni, IKRK-Regionaldirektor Nahost, auf X.

Israels Armee: Von Hamas genutzte Wohnhäuser angegriffen

Israels Armee beschoss bei ihren Gegenangriffen auf die Hamas erneut Wohnhäuser im Gazastreifen, die nach Militärangaben von den Militanten genutzt wurden. Die betroffenen fünf Wohngebäude seien von der Hamas auch für terroristische Aktivitäten genutzt worden, teilte die Armee mit. Man greife jede Stellung der "Mörder" an, sagte Militärsprecher Daniel Hagari. Die Hamas habe bereits die Kontrolle über große Gebiete im Gazastreifen verloren.

Als Antwort auf das schlimmste Blutvergießen seit der Staatsgründung Israels bereitet die Armee eine Bodenoffensive auf den Landstrich am Mittelmeer mit mehr als zwei Millionen Bewohnern vor. Mehr als 1200 Menschen wurden bei dem Massaker der Hamas getötet und mindestens 3391 weitere verletzt. Rund 150 Menschen wurden offiziellen Angaben zufolge zudem in den Gazastreifen verschleppt.

Mehr als 1500 Menschen in Gaza getötet

Die Zahl der bei den israelischen Luftangriffen getöteten Palästinenser stieg unterdessen auf mindestens 1537. Mindestens 6612 weitere Menschen wurden verletzt, wie das Gesundheitsministerium in Gaza am Donnerstagabend mitteilte. Nach Erkenntnissen der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch setzte Israels Militär im Gazastreifen sowie im Libanon auch weißen Phosphor ein. Das zeigten verifizierte Videos und Zeugenaussagen. Der Einsatz in den dicht besiedelten Gebieten des Gazastreifens verstoße gegen das humanitäre Völkerrecht, beklagte die Menschenrechtsorganisation.

Ausländische Spitzenpolitiker in Israel erwartet

Nach den verheerenden Terrorattacken der Hamas auf Israel werden eine Reihe von Spitzenpolitikern aus dem Ausland am heutigen Freitag in Israel erwartet, darunter Bundesaußenministerin Annalena Baerbock und US-Verteidigungsminister Lloyd Austin. Geplant sei ein Treffen Austins mit Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, Verteidigungsminister Joav Galant und anderen Mitgliedern der Notstandsregierung, kündigte das US-Verteidigungsministerium an.

Austin wolle das "unerschütterliche Engagement" der USA für die Sicherheit Israels deutlich machen, hieß es. Mit der israelischen Führung wolle er über ihre Einsatzplanung und Ziele in dem Konflikt sprechen. Es gehe auch darum, den Bedarf an Militärhilfe zu erörtern. Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Italiens Außenminister Antonio Tajani reisen zu einem Solidaritätsbesuch nach Israel.

US-Außenminister will Abbas treffen

US-Außenminister Antony Blinken will sich derweil mit dem palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas treffen. Er werde nach seinem Aufenthalt in Israel nach Jordanien weiterreisen, um dort Abbas sowie den jordanischen König Abdullah II. zu treffen, kündigte Blinken an. Danach will er auch Katar, Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Ägypten besuchen, um mit Regierungsvertretern zu sprechen, hieß es. Bei jedem dieser Treffen gehe es darum, auf die Länder einzuwirken, um eine Ausweitung des Konflikts in der Region zu verhindern und eine Freilassung der Geiseln in Gaza zu erreichen, sagte Blinken.

Großbritannien verlegt Schiffe in östliches Mittelmeer

Großbritannien entsendet Schiffe der Royal Navy ins östliche Mittelmeer und unterstützt Israel mit Aufklärungsflügen. Das teilte der Regierungssitz 10 Downing Street in London mit. Mit der Maßnahme solle die Stabilität in der Region gestärkt, eine Eskalation verhindert und die humanitäre Krise gemildert werden, hieß es in der Mitteilung am Donnerstagabend. Die US-Regierung bot Israel derweil bei den Verhandlungen zur Freilassung der von der islamistischen Hamas gefangen gehaltenen Geiseln umfangreiche Unterstützung an.

Schüsse auf Polizisten in Jerusalem

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Nach den Terrorattacken der Hamas im israelischen Grenzgebiet und israelischen Luftangriffen im Gazastreifen ist es auch in Jerusalem zu Gewalt gekommen. Bei einem Angriff mit einer Schusswaffe im Osten der Stadt habe ein "Terrorist" einen Polizisten schwer und einen weiteren leicht verletzt, teilten israelische Sicherheitskräfte mit. Der Schütze sei "neutralisiert" worden. Palästinensischen Angaben zufolge wurde er getötet. Zu dem Angriff bekannte sich die radikale Palästinenserorganisation PFLP (Volksfront zur Befreiung Palästinas). Sie propagiert den bewaffneten Kampf gegen Israel, ist aber im Gegensatz zur Hamas nicht religiös geprägt.

Russland kritisiert israelische Luftangriffe auf Syrien scharf

Russland hat die Angriffe der israelischen Luftwaffe auf Flughäfen in Syrien als groben Verstoß gegen die Souveränität des Landes kritisiert und vor einer weiteren Eskalation in Nahost gewarnt. Angesichts der Zuspitzung des palästinensisch-israelischen Konflikts könnten solche Handlungen eine Ausweitung der militärischen Auseinandersetzung auf die ganze Region provozieren, schrieb das Außenministerium in Moskau am Donnerstag in einer Pressemitteilung.

Quelle: ntv.de, ara/dpa

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