Politik

Mindestens fünf Tote Bewaffnete schießen auf Hotelgäste in Kabul

DUAIvv9X4AARUDt.jpg

(Foto: twitter/salmanzit)

Es ist der zweite schwere Angriff in Kabul seit Jahresanfang und er trifft ein großes Hotel. Vier Bewaffnete schießen und legen Feuer in dem Gebäude. Stundenlang liefern sich Spezialkräfte Gefechte mit den Angreifern und versuchen gleichzeitig, Gäste zu retten. Im Haus waren unter anderem eine Hochzeit und eine Konferenz im Gang.

Bei einem Angriff von vier bewaffneten Männern auf das große Hotel Intercontinental in der afghanischen Hauptstadt Kabul hat es mindestens fünf Tote gegeben, darunter drei der Täter. Acht Verletzte sollen in Krankenhäuser gebracht worden sein. Mindestens ein Täter hält sich noch in dem Gebäude verschanzt, es sind immer noch Schüsse zu hören. Ein Augenzeuge sagte dem Sender Tolo TV, er habe auf der Flucht mindestens 15 Tote und Verletzte gesehen. In einem Tweet des Senders hieß es, unbestätigten Berichten zufolge könne die Zahl der Toten "ziemlich hoch" sein. Afghanische Regierungssprecher sind dafür bekannt, Opferzahlen für die Öffentlichkeit klein zu halten.

Die Angreifer hatten zunächst zunächst dutzende Geiseln genommen. Elf Stunden nach Beginn der Attacke waren nach Angaben des Geheimdienstes rund 100 Geiseln wieder frei. Mindestens ein Mensch versuchte, sich mit Bettlaken von einem Balkon abzuseilen, bevor er den Halt verlor und in die Tiefe stürzte.

Bereits 2011 attackierten Terroristen das Intercontinental Hotel - 21 Menschen wurden dabei getötet.

Bereits 2011 attackierten Terroristen das Intercontinental Hotel - 21 Menschen wurden dabei getötet.

(Foto: picture alliance / dpa)

Innenministeriumssprecher Nasrat Rahimi bestätigte Medienberichte, wonach im Hotel zum Zeitpunkt der Angriffs eine Hochzeitsfeier im Gang gewesen sei. Die Hochzeitsgäste seien in Sicherheit. Außerdem fand in dem Haus am Samstag eine Konferenz afghanischer Computerexperten mit rund hundert Teilnehemern statt. Wieviele Gäste noch im Hotel waren, wo sie sich versteckten und ob die verbleibenden beiden Attentäter, wie von einigen afghanischen Medien berichtet, noch Geiseln in ihrer Gewalt hatten, wollten Einsatzkräfte und Behördensprecher nicht sagen. "Wir können aber bestätigen, dass die meisten Menschen, die im Hotel waren, gerettet worden sind", sagte ein Sprecher. Inzwischen hätten Einsatzkräfte die unteren Stockwerke gesichert und seien dabei, die oberen nach den verbleibenden Angreifern zu durchsuchen.

Unklar blieb weiter, ob Ausländer unter den Gästen waren. Vor der Verschlechterung der Sicherheitslage in Afghanistan war das Haus auch bei internationalen Gästen beliebt. Ihre Zahl hat aber abgenommen, weil da Hotel nicht mehr zu den sichersten Adressen zählte. Das US-Außenministerium veröffentlichte über ein Twitter-Konto in der Nacht die Bitte um Benachrichtigung, falls jemand etwas wisse über Amerikaner in dem Hotel.

Während des Angriffs hat ein Teil des Hotels gebrannt. Laut Innenministerium legten die Angreifer auf ihrem Weg ins Hotel zunächst Feuer in der Küche. Später habe auch der dritte Stock in Flammen gestanden. Aus dem Gebäude waren auch mehr als drei Stunden nach Beginn des Angriffs gegen 21.00 Uhr Ortszeit noch Schüsse zu hören. Helikopter waren in der Luft.

Nicht der erste Angriff

Die Straßen rund um das Hotel sind abgesperrt.

Die Straßen rund um das Hotel sind abgesperrt.

(Foto: imago/Xinhua)

Das Hotel, das schwer bewacht auf einem bewaldeten Hügel an einer großen Straße liegt, war bereits 2011 Ziel eines Angriffs. Die radikalislamischen Taliban hatten damals neun Attentäter losgeschickt, die es schafften, mehrere Sicherheitsposten zu überwinden. Sie rannten die Hotelflure auf und ab und schossen in Zimmer. Etwa ein Dutzend Gäste, Hotelangestellte und Sicherheitskräfte wurden getötet. Die neun Angreifer konnten erst nach mehreren Stunden unschädlich gemacht werden.

Zum aktuellen Angriff hat sich noch keine Organisation bekannt. Ein Sprecher der Taliban sagte der Deutschen Presse-Agentur, er müsse erst prüfen, ob es sich um einen Talibanangriff handele. Die Sicherheitslage in der afghanischen Hauptstadt hat sich seit Ende der Nato-Kampfmission im Dezember 2014 stark verschlechtert. 2017 gab es dort mehr als 20 schwere Anschläge der Taliban und der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) mit insgesamt mehr als 500 Toten. Bei dem ersten Anschlag im neuen Jahr auf einen Sicherheitsposten in einem Wohn- und Geschäftsviertel waren Anfang Januar mindestens 20 Menschen getötet und 30 verletzt worden.

Die amerikanische Botschaft in Kabul und das US-Außenministerium in Washington hatten zum Ende der Woche hin über E-Mails und in den sozialen Medien vor möglichen Angriffen in Kabul gewarnt - unter anderem auf Hotels.

 

Quelle: ntv.de, mba/ino/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen