Politik

Lula gewinnt Stichwahl knapp Bolsonaro schweigt zu Niederlage und geht ins Bett

Viele Bolsonaro-Anhänger wollen die Niederlage ihres Favoriten noch nicht wahrhaben.

Viele Bolsonaro-Anhänger wollen die Niederlage ihres Favoriten noch nicht wahrhaben.

(Foto: REUTERS)

Brasiliens alter und neuer Präsident heißt Luiz Inácio Lula da Silva. Amtsinhaber Bolsonaro lässt zunächst offen, ob er das Ergebnis akzeptiert. Berichten zufolge soll er sich erst einmal schlafen gelegt haben. Seine Anhänger rufen derweil schon dazu auf, aus Protest die Autobahnen zu blockieren.

Nach der Präsidentenwahl in Brasilien hat sich Amtsinhaber Jair Bolsonaro auch Stunden nach Bekanntgabe des Ergebnisses noch nicht zu seiner Niederlage geäußert. Ihm nahe stehende Personen hätten nach dem knappen Wahlsieg seines Herausforderers Luiz Inácio Lula da Silva versucht, mit Bolsonaro zu sprechen, aber er sei schon schlafen gegangen, berichtete das brasilianische Nachrichtenportal "G1". Die Angaben ließen sich nicht überprüfen.

Zuvor war befürchtet worden, dass es nach dem knappen Wahlsieg von Lula zu Gewaltausbrüchen kommen könnte. Ähnlich wie US-Präsident Donald Trump hatte Bolsonaro bereits vor der Abstimmung mehrfach Zweifel am Wahlsystem gestreut und angedeutet, das Ergebnis möglicherweise nicht anzuerkennen. Wichtige Verbündete des rechten Amtsinhabers wie der Präsident der Abgeordnetenkammer, Artur Lira, und der Gouverneur des Bundesstaates Minas Gerais, Romeu Zema, erkannten Lulas Wahlsieg allerdings bereits an.

Der linke Ex-Präsident Lula hatte die Stichwahl um das Präsidentenamt im größten Land in Lateinamerika knapp gewonnen. Er kam am Sonntag auf 50,90 Prozent der Stimmen, wie das Wahlamt in Brasília bekannt gab. Der rechte Amtsinhaber Bolsonaro erhielt demnach 49,10 Prozent.

Auch Putin erkennt Sieg Lulas an

Lulas Wahlsieg löste Feiern, aber auch Proteste aus. In der Stadt Belo Horizonte wurde bei Zusammenstößen ein 27 Jahre alter Mann erschossen. Vier weitere Personen seien in der Stadt Belo Horizonte verletzt worden, berichteten örtliche Medien unter Berufung auf die Militärpolizei. Das Todesopfer habe in einem Lokal den Wahlsieg Lulas gefeiert. Dort hätten sowohl Anhänger Lulas als auch des abgewählten Bolsonaro die Stimmenauszählung verfolgt. Offen blieb, ob die Tat einen politischen Hintergrund hat. Der alkoholisierte Schütze sei festgenommen worden.

In mehreren Bundesstaaten des südamerikanischen Landes protestierten LKW-Fahrer gegen den Wahlsieg des Ex-Präsidenten, berichtete die Zeitung "Folha de S. Paulo" unter Berufung auf die Polizei. Auf Videos in den sozialen Netzwerken waren brennende Reifen zu sehen. Bolsonaro-Anhänger mit Brasilien-Flaggen riefen dazu auf, die Autobahnen des Landes zu blockieren, einige forderten einen Eingriff des Militärs.

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Lula erreichten bereits zahlreiche internationale Glückwünsche, so etwa auch von Kanzler Olaf Scholz bei Twitter. Über Regierungssprecher Steffen Hebestreit ließ er ergänzen: "Wie alle anderen auch sind wir überzeugt, dass da auch eine friedliche Übergabe der Macht ist - so wie das in Demokratien üblich ist."

Zu den Gratulanten Lulas gehörte unter anderen auch Kremlchef Wladimir Putin: "Die Ergebnisse der Abstimmung haben Ihre hohe politische Autorität bestätigt", schrieb Putin nach Angaben des Kremls. "Ich setze darauf, dass wir mit gemeinsamen Anstrengungen die weitere Entwicklung der konstruktiven russisch-brasilianischen Zusammenarbeit in alle Richtungen sichern."

Quelle: ntv.de, jog/AFP/dpa

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