Angriff auf LGBTQ-Zentrum Bulgarischer Präsidentschaftskandidat angeklagt
03.11.2021, 22:08 Uhr
Bojan Stankow genießt keine Immunität mehr.
(Foto: REUTERS)
Am Wochenende stürmen Randalierer in Sofia ein Zentrum der LGBTQ-Bewegung und verwüsten es. Auch ein Bewerber für das Präsidentenamt Bulgariens soll bei dem Angriff mitgewirkt haben. Nun erhebt die Staatsanwaltschaft Anklage gegen den Nationalisten.
Die bulgarische Staatsanwaltschaft hat einen nationalistischen Präsidentschaftskandidaten wegen eines Angriffs auf ein Gemeinschaftszentrum für Homosexuelle und Transgender in Sofia angeklagt. Der Präsidentschaftsbewerber Bojan Stankow, der in der Öffentlichkeit als Bojan Rasate bekannt ist, sei festgenommen worden, teilten die Ermittler mit. Seine Immunität als Präsidentschaftskandidat wurde dem 50-Jährigen demnach entzogen.
Die Staatsanwaltschaft wirft Rasate "grobe Verletzungen der öffentlichen Ordnung" sowie "Körperverletzung aus rowdymäßigen, rassistischen oder xenophoben Motiven" vor. Beide Vergehen können in Bulgarien mit Haftstrafen geahndet werden. Laut der Mitteilung der Ermittler plädierte Rasate auf nicht schuldig. Auch habe er sein "Recht ausgeübt, keine Erklärung abzugeben".
Botschafter äußern Solidarität
Das LGBTQ-Gemeinschaftszentrum in Sofia war am vergangenen Samstag von Randalierern gestürmt worden. Dabei wurde ein Mitarbeiter ins Gesicht geschlagen, die Räumlichkeiten wurden verwüstet. Die Stiftung, die das Zentrum betreibt, warf Rasate vor, den Angriff angeführt zu haben. Die Attacke auf das Gemeinschaftszentrum hatte in Bulgarien sowie international für Empörung gesorgt.
Botschafter aus elf Ländern besuchten das Zentrum am Montag und äußerten ihre Solidarität mit der LGBTQ-Gemeinschaft. Das Kürzel LGBTQ steht im Englischen für lesbisch, schwul, bisexuell, transsexuell und queer. Auch der Menschenrechtskommissar des Europarats und Amnesty International verurteilten den Angriff.
Hasskriminalität ist in Bulgarien kein eigener Straftatbestand. Durch Hass motivierte Straftaten werden in dem südosteuropäischen Land als Randale verfolgt. Menschenrechtsorganisationen in dem Land fordern deshalb eine Änderung der Gesetzgebung.
Bulgarien gehört zu den Ländern, die die sogenannte Istanbul-Konvention nicht unterzeichnet haben. Die Regierung in Sofia argumentiert, dass ein solcher Schritt den Weg zur Legalisierung der Homo-Ehe bereiten würde. Homosexuellenfeindlichkeit ist in der bulgarischen Öffentlichkeit weit verbreitet. Die Präsidentschaftswahl in Bulgarien findet am 14. November statt. Staatschef Rumen Radew bewirbt sich dabei um eine zweite Amtszeit.
Quelle: ntv.de, jpe/AFP