Politik

Marinetaucher gegen Mutterschiffe Bundeswehr greift Piraten an

Unterwegs im Auftrag einer Exportnation: Die Fregatte Hamburg in den Gewässern vor Somalia (Archivbild).

Unterwegs im Auftrag einer Exportnation: Die Fregatte Hamburg in den Gewässern vor Somalia (Archivbild).

(Foto: REUTERS)

Mit neuen, speziell ausgebildeten Einsatzkräften will Deutschland den Kampf gegen die Piraterie vor der Küste Somalias ausweiten. Kampfschwimmer aus Eckernförde bei Kiel sollen die schwimmenden Operationsbasen der Seeräuber außer Gefecht setzen.

Ausgebildet für den Einsatz unter, am und über Wasser: Kampfschwimmer trainieren verschiedene Angriffsvarianten (Archivbild).

Ausgebildet für den Einsatz unter, am und über Wasser: Kampfschwimmer trainieren verschiedene Angriffsvarianten (Archivbild).

Die Bundeswehr setzt im Kampf gegen die Piraten am Horn von Afrika auch Kampfschwimmer ein. Die Spezialisten sind nach Angaben des Verteidigungsministeriums bereits an Bord des Einsatzgruppenversorgers "Berlin", der im Rahmen der EU-Mission vor der Küste Somalias operiert.

Ein Ministeriumssprecher bestätigte einen entsprechenden Bericht der "Bild am Sonntag". Die Elitesoldaten der Marine könnten beim Entern von Piratenschiffen oder gekaperten Booten eingesetzt werden, hieß es.

Nach Informationen der Zeitung sollen die Kampfschwimmer die Piraten-Mutterschiffe lahmlegen. Laut Plan sollten sie per Hubschrauber und Schlauchboot in deren Nähe abgesetzt werden und sich ihnen mit sogenannten Unterwasser-Scootern unbemerkt nähern. Solche verdeckten Sabotage-Aufträge zählen seit jeher zu den Kernkompetenzen von Kampftauchern. In Deutschland zählen die Kampfschwimmer zu den Spezialkräften der Bundeswehr. Organisatorisch sind sie Teil der Marine. Stationiert sind sie in Eckernförde bei Kiel.

Gezielte Aktionen wie Nadelstiche

Vor der ostafrikanischen Küste bekommen die speziell ausgebildeten Soldaten nun angeblich den Auftrag, die Motoren der Piraten-Schiffe außer Gefecht zu setzen. Ohne diese Versorger könnten die Seeräuber mit ihren kleineren Schiffen nicht mehr in den Seegebieten rund um Somalia operieren. Zu operativen Details machte das Verteidigungsministerium keine Angaben.

Verzweifelte Menschen mit Kalaschnikows: Die Mutterschiffe der Piraten sind zuweilen nicht viel mehr als schrottreife Seelenverkäufer.

Verzweifelte Menschen mit Kalaschnikows: Die Mutterschiffe der Piraten sind zuweilen nicht viel mehr als schrottreife Seelenverkäufer.

(Foto: REUTERS)

Das genaue Vorgehen lässt sich allerdings aus früheren Angaben ableiten: Üblicherweise setzen Kampfschwimmer für solche Einsatzziele kleinere Haftladungen ein. Diese werden unter der Wasseroberfläche an Schwachstellen der Schiffskonstruktion angebracht und mit einem Zeitzünder versehen oder ferngesteuert zur Explosion gebracht. Ziel ist es dabei nicht, ein Loch in die Schiffshülle zu reißen. Solche Beschädigungen könnte die Schiffsbesatzung dank Schottenbauweise und Leckversiegelung von innen auch auf hoher See noch mit Bordmitteln schnell wieder unter Kontrolle bringen. Das Schiff bliebe weitgehend einsatzfähig.

In ihrer Ausbildung lernen Kampfschwimmer deshalb, besonders empfindliche und schwer ersetzbare Bauteile an verschiedenen Schiffstypen zu erkennen. Dazu zählen je nach Bauart etwa die Ruderanlage, die Tanks oder die Schiffsschraube. Hier genügt in der Regel eine vergleichsweise geringe Menge Sprengstoff, um großen Schaden anzurichten. Ein zerstörtes Ruder oder eine defekte Schraube lassen sich nur mit viel Aufwand an Land reparieren. Auf dem offenen Meer müsste ein solcherart beschädigtes Schiff entweder in den nächsten Hafen mit Werft abgeschleppt oder aufgegeben werden.

Angriff unter Wasser

Dank ihrer besonderen Fähigkeiten und einer speziell für diese Zwecke ausgelegten Tauchausrüstung können sich Kampfschwimmern unter Wasser auch aus größeren Entfernungen unbemerkt annähern.

Von der Wasseroberfläche aus sind die Schwimmer dabei selbst tagsüber kaum zu entdecken. Anders als Sporttaucher beziehen die Spezialsoldaten ihren Sauerstoff aus in sich abgeschlossenen Atemgeräten. Im Gegensatz zu den bekannten Pressluftflaschen steigen keinerlei verräterische Luftblasen auf.

Das in dem Zeitungsbericht genannte Einsatzziel, die Manipulation der Motoren, erscheint dagegen hochriskant: Auch bei den von somalischen Piraten als Mutterschiff genutzten Schiffstypen befinden sich die Antriebseinheiten in der Regel im Schiffsinneren. Um hier wirksam zu werden, müsste die deutsche Marine ihre Spezialsoldaten an Bord schicken.

Das ist offensichtlich mit erheblichen Gefahren verbunden. Es besteht das Risiko einer offenen Konfrontation mit wilden Schießereien an Bord. Dann müssten die deutschen Spezialkräfte schon sehr viel Glück haben, um einem solchen Szenario noch unbeschadet zu entkommen.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa

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