RBB-Affäre zieht weite Kreise Chefaufseher von Messe Berlin legt Amt nieder
09.08.2022, 18:40 Uhr
Beim RBB stehen viele Vorwürfe im Raum. Eine externe Anwaltskanzlei soll sie aufklären.
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Der RBB zieht weitere Konsequenzen aus der Affäre um seine frühere Intendantin Schlesinger. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk stellt die Leiterin der Hauptabteilung Intendanz frei. Auch bei der Messe Berlin gibt es personelle Konsequenzen.
Der in der RBB-Affäre in die Kritik geratene Aufsichtsratschef der Messe Berlin, Wolf-Dieter Wolf, legt sein Amt nieder. Ein Sprecher der Senatsverwaltung für Wirtschaft teilte mit: "Herr Wolf-Dieter Wolf hat heute dem Senator für Wirtschaft, Energie und Betriebe, Stephan Schwarz, mitgeteilt, sein Aufsichtsratsmandat bei der Messe Berlin und damit auch den Vorsitz im Aufsichtsrat mit sofortiger Wirkung niederzulegen, um einen möglichen Schaden zulasten der Messe Berlin GmbH zu vermeiden und auch die laufenden Untersuchungen nicht zu belasten."
Wolf ist neben seiner Position im Messe-Aufsichtsrat auch der Vorsitzende des Verwaltungsrats beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB). Sein dortiges Amt ruht allerdings seit einiger Zeit bis zur Klärung der Vorwürfe.

Wolf-Dieter Wolf war Vorsitzender des RBB-Verwaltungsrates und Chefaufseher der Messe Berlin.
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Fast gleichzeitig hatte der RBB die Leiterin der Hauptabteilung Intendanz, Verena Formen-Mohr, mit sofortiger Wirkung freigestellt, wie ein Sprecher des Senders bestätigte. Nähere Angaben zu den Gründen machte er nicht. Am Sonntag war RBB-Intendantin Patricia Schlesinger zurückgetreten, am vergangenen Donnerstag hatte sich die 61-Jährige bereits vom ARD-Vorsitz zurückgezogen. Es stehen zahlreiche Vorwürfe der Vetternwirtschaft im Raum.
Staatsanwaltschaft ermittelt
Der "Business Insider" hatte den ganzen Fall ins Rollen gebracht. Es steht die Frage im Raum, ob Wolf und Schlesinger sich etwa bei der Vergabe von Berateraufträgen für ein Sender-Bauprojekt von persönlichen Interessen leiten ließen. Zudem werden eine große Gehaltserhöhung für Schlesinger auf gut 300.000 Euro sowie teure Essen auf RBB-Kosten in ihrer Privatwohnung und ein luxuriöser Dienstwagen, für den es einen sehr hohen Rabatt gegeben haben soll, untersucht. Schlesingers Ehemann erhielt weiterhin Aufträge von der Messe Berlin. Zudem wurde bekannt, dass die Chefetage hochwertig für 650.000 Euro ausgestattet worden sein soll.
Derzeit laufen in beiden Häusern Untersuchungen, Ergebnisse liegen noch nicht vor. Die Staatsanwaltschaft ermittelt auch von Amts wegen gegen Schlesinger, ihren Ehemann und Wolf wegen des Verdachts auf Untreue und Vorteilsannahme. Schlesinger und Wolf weisen die Vorwürfe zurück. Formen-Mohr war als Leiterin der Hauptabteilung Intendanz unter anderem für den Neubau des Crossmedialen Nachrichtencenters und des Digitalen Medienhauses des RBB in der Verantwortung - das ist das auf Eis gelegt Bauprojekt.
Quelle: ntv.de, chr/dpa