Großmanöver vor Taiwan Rekordzahl chinesischer Militärflugzeuge gesichtet
12.04.2023, 09:17 Uhr (aktualisiert) Artikel anhören
91 Flugzeuge und zwölf Kriegsschiffe wurden allein in 24 Stunden beobachtet.
(Foto: REUTERS)
Die Situation zwischen Taiwan und der Volksrepublik China ist äußerst angespannt. Das jüngste chinesische Manöver ist kaum dazu angetan, die Beziehungen zu verbessern. Zumal China mit so vielen Militärflugzeugen wie nie den Ernstfall in der Region probte.
Bei den chinesischen Manövern um Taiwan ist nach Angaben des taiwanischen Verteidigungsministeriums eine Rekordzahl von Militärflugzeugen der Volksbefreiungsarmee in der Nähe der Inselrepublik entdeckt worden. In den 24 Stunden bis Dienstagmorgen seien 91 Flugzeuge und 12 Kriegsschiffe beobachtet worden. 54 Flugzeuge hätten die früher respektierte Mittellinie in der Meerenge der Taiwanstraße überquert und seien in die taiwanische Luftüberwachungszone eingedrungen. Taiwans Streitkräfte hätten die Lage beobachtet und als Reaktion Flugzeuge, Marineschiffe sowie landgestützte Raketensysteme mobilisiert.
Als Antwort auf die Visite von Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen in den USA und ihre Gespräche mit dem Vorsitzenden des amerikanischen Abgeordnetenhauses, Kevin McCarthy, hatte China bis Montag drei Tage lang großangelegte Manöver um die demokratische Inselrepublik abgehalten. Die Zahl der zuletzt dabei an einem Tag nahe Taiwan eingesetzten Flugzeuge überstieg noch den bisherigen Rekord von 71.
Die Übungen dienten nach offiziellen Angaben aus Peking als Warnung an die Unabhängigkeitskräfte in Taiwan und ausländische Einmischung. Die kommunistische Führung in Peking betrachtet das seit mehr als 70 Jahren unabhängig regierte Taiwan als Teil der Volksrepublik und droht mit einer Eroberung. China versucht, Taiwan international zu isolieren.
Peking lehnt offizielle Kontakte anderer Länder zu Taipeh entschieden ab. Schon der Besuch von McCarthys Vorgängerin Nancy Pelosi im August in Taiwan hatte eine ähnliche Krise ausgelöst. Auch hielt China damals als Reaktion die größten Militärmanöver seit Mitte der 90er Jahre ab.
China beansprucht fast das gesamte Südchinesische Meer für sich und hat künstliche Inseln aufgeschüttet, um seine Ansprüche zu untermauern. Dies betrifft auch strategisch wichtige und ressourcenreiche Gebiete, die Länder wie Indonesien, Malaysia und die Philippinen für sich reklamieren. Die USA und Chinas Nachbarn werfen Peking eine zunehmende Militarisierung der Region vor. Der internationale Schiedsgerichtshof in Den Haag wies die chinesischen Gebietsansprüche 2016 zurück. China ignoriert das Urteil allerdings.
(Dieser Artikel wurde am Dienstag, 11. April 2023 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, can/dpa/AFP