Angriff auf das Zentrum der Macht Damaskus wird zur Kampfzone
19.03.2012, 16:59 UhrDie Kämpfe in Syrien erreichen das Zentrum der Macht. Erst schlagen Attentäter in Damaskus zu, reißen mit Autobomben rund 30 Menschen in den Tod und zerstören Regierungsgebäude. Dann stellen sich Rebellen den Kämpfern von Staatschef Assad im offenen Kampf - mitten in einem früheren Nobelviertel.

Damaskus ist nicht mehr sicher vor der Gewalt. Seit dem Wochenende starben in der Hauptstadt nach Angaben der Opposition rund 100 Menschen.
(Foto: REUTERS)
Mindestens 80 Menschen sind bei Kämpfen zwischen Regierungstruppen und Rebellen in einem Nobelviertel in Damaskus gestorben. Unter den Toten sind nach Angaben der Opposition 50 Soldaten der Armee des Regimes von Präsident Baschar al-Assad. Das Staatsfernsehen berichtete hingegen von "zwei Terroristen", die bei einem Angriff auf ein Gebäude der Sicherheitskräfte ums Leben gekommen seien. Von unabhängiger Seite sind derartige Berichte wegen der Medienblockade der Regierung kaum zu überprüfen.
Anwohner des Nobelviertels berichteten von heftigen Gefechten. "Wir wurden am frühen Morgen von mindestens fünf lauten Explosionen geweckt", sagte die Hausfrau Amina, die in Al-Mezzeh lebt, westlich des Zentrums der syrischen Hauptstadt. "Ich versteckte meine Kinder im Hausflur und im Bad, weil so viel geschossen wurde."
Rami Abdelrahman, Vorsitzender der in London ansässigen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, bewertete die Gefechte als die bislang heftigsten in der Hauptstadt. sei zudem noch nie so nah an den Sicherheitseinrichtungen gekämpft worden.
Noch nie kamen Rebellen Assad so nah
Der Verlauf der Gefechte ist umstritten. Ein Oppositioneller aus der Hauptstadt, der anonym bleiben will, behauptet: Die Kämpfe begannen, nachdem mehrere bewaffnete Männer das Haus eines Offiziers mit Panzerfäusten angriffen.
Laut einem zweiten Aktivisten wollte dagegen eine Gruppe sunnitischer Geheimdienstmitarbeiter aus einer Zentrale der Behörde desertieren, wurde aber von Sicherheitskräften, die der Glaubensgemeinschaft der Alawiten angehörten, aufgehalten. Die syrische Herrscherfamilie gehört der alawitischen Minderheit im Land an. Die Mehrheit stellen aber Sunniten. Nach Angaben des zweiten Aktivisten sichern mehr als 20 Kontrollposten das Viertel: "Es wäre den Rebellen unmöglich, unbemerkt hineinzukommen."
In Al-Mezzeh soll es mindestens drei Stützpunkte des Geheimdienstes geben. Auch hohe Repräsentanten des Sicherheitsapparates leben in dem Viertel. Die Kämpfe sind der vorläufige Höhepunkt einer Welle der Gewalt, die Damaskus seit dem Wochenende erschüttert. Bei Bombenanschlägen auf Regierungsgebäude in Damaskus und Aleppo kamen zuvor schon
Der Angriff dürfte ein Versuch der Rebellen sein, sich demonstrativ gegen die Einheiten des Machthabers aufzubäumen. Aus ihren Hochburgen Homs und Idlib waren die Regierungsgegner zuletzt verdrängt worden. Am Montag gerieten sie Augenzeugen zufolge auch in Deir al-Sor massiv unter Druck. Assad-treue Truppen stürmten angeblich die Stadt im Osten des arabischen Landes.
Quelle: ntv.de, rts/AFP