Ein Land in Schockstarre Der Terror ist nach Spanien zurückgekehrt
18.08.2017, 09:09 Uhr
Mit einem Kleinwagen raste der Attentäter in Barcelona in die Menschenmenge.
(Foto: dpa)
Mehr als ein Jahrzehnt wird Spanien vom islamistischen Terror verschont. Doch nun rast in Barcelona ein Terrorist mit einem Kleintransporter in eine Menschenmenge. Die Zahl der Opfer ist hoch. Andernorts können die Behörden einen Angriff wohl vereiteln.
Mehr als 13 Jahre nach dem islamistischen Terroranschlag auf Vorortzüge in Madrid ist Spanien erneut von Attentaten religiöser Fanatiker erschüttert worden. In Barcelona ist am gestrigen Nachmittag ein junger Mann mit einem Miettransporter auf der Flaniermeile Las Ramblas in Barcelona in eine Menschenmenge gefahren. Mindestens 13 Menschen verloren bei dem Angriff ihr Leben, mehr als 90 wurden verletzt - viele von ihnen schwer. Die Behörden gehen davon aus, dass sich die Zahl der Opfer noch erhöhen wird. Nur wenige Stunden später werden in der Stadt Cambrils rund 100 Kilometer südwestlich von Barcelona fünf mutmaßliche Terroristen von der Polizei erschossen. Wahrscheinlich wird so ein weiterer Anschlag verhindert.
Binnen Sekunden verwandelte sich die Platanen bestandene Prachtmeile mit ihren mondänen Geschäften und schattigen Straßencafés in der katalanischen Hauptstadt in einen Ort des Grauens. Passanten wurden von der Wucht des Aufpralls durch die Luft geschleudert, Tote und Verletzte lagen auf dem Boden, Menschen liefen schreiend um ihr Leben. Bruchteile von Sekunden entschieden über Tod oder Leben. Die Opfer stammen jüngsten Angaben zufolge aus 24 Ländern. Noch offiziell unbestätigten Berichten zufolge sind auch drei Deutsche unter den Toten.
Drei Festnahmen
Der Todesfahrer, der nach seiner Bluttat zu Fuß flüchtete, ist noch nicht gefasst. Bislang wurden drei Menschen festgenommen. Unter ihnen ist ein 26-jähriger Marokkaner, auf dessen Namen der Kleintransporter angemietet worden war. Er bestreitet eine Beteiligung. Medienberichten zufolge hatte der Mann sich gestellt. Seine Identität sei gestohlen worden, sagt er.
Im katalanischen Touristenort Cambrils sind Polizisten wenig später im Einsatz. Vier der Männer waren nach Angaben der Regionalregierung ebenfalls mit einem Wagen in eine Menge gerast, bevor sie von Sicherheitskräften gestoppt wurden. Der Fünfte versuchte laut spanischen Medien zu Fuß und mit einem Messer bewaffnet Passanten zu verletzen. Fünf mutmaßliche Terroristen werden erschossen. Sieben Menschen werden verletzt, zwei davon schwer, wie der katalanische Zivilschutz berichtet. Die Ermittler gehen davon aus, dass es einen Zusammenhang zwischen den Taten in Barcelona und Cambrils gibt. Möglicherweise wollten die mutmaßlichen Terroristen den Anschlag auf der Touristenmeile Las Ramblas nachahmen.
Rätselhafter Toter
Rätsel gibt der Polizei derzeit noch ein Toter in der Gemeinde Sant Just Desvern auf, die 10 Kilometer westlich von Barcelona liegt. Ursprünglich hieß es, der Mann sei erschossen worden, als er eine Straßensperre durchbrechen wollte und, dass er mutmaßlich keine Verbindung zu dem Terroranschlag habe.
Am frühen Morgen teilte der katalanische Innenminister allerdings mit, der Mann sei nicht an Schusswunden gestorben. Nach Angaben der Tageszeitung "La Vanguardia" wurde er erstochen und saß außerdem auf dem Beifahrersitz. Die Polizei fahnde nach dem Fahrer, der demnach doch mit dem Anschlag in Verbindung stehen könnte.
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Quelle: ntv.de, jwu/chr/dpa/rts/DJ