Politik

"Sicherer, zu Hause zu bleiben" Deutsche Botschaft warnt vor Fahrt zum Flughafen Kabul

Zuletzt konnte die Bundeswehr nur 15 Menschen in zwei Maschinen aus Kabul ausfliegen.

Zuletzt konnte die Bundeswehr nur 15 Menschen in zwei Maschinen aus Kabul ausfliegen.

(Foto: dpa)

Noch immer sitzen Menschen in Afghanistans Hauptstadt Kabul fest. Die Lage am Flughafen bleibt chaotisch, nur 15 Menschen kann die Bundeswehr zuletzt ausfliegen. Die Deutsche Botschaft rät Bundesbürgern in Afghanistan nun dringend dazu, an sicheren Orten zu bleiben. Auch die US-Botschaft warnt ihre Landsleute.

Die Evakuierung von Menschen aus der afghanischen Hauptstadt Kabul durch die Bundeswehr ist angesichts chaotischer Verhältnisse am Flughafen ins Stocken geraten. Die deutsche Botschaft in Kabul hat dazu aufgerufen, angesichts der unübersichtlichen Lage am Flughafen und in der Stadt zu Hause oder an einem geschützten Ort zu bleiben. Auch die US-Botschaft warnte Bürger der Vereinigten Staaten davor, zum Flughafen von Kabul zu kommen.

"Der Zugang zum Flughafen Hamid Karzai International Airport ist derzeit nur sehr eingeschränkt möglich. Das North Gate ist bis auf weiteres geschlossen", hieß es in einem Landsleutebrief der deutschen Botschaft, der am Abend verschickt wurde. "Derzeit ist es grundsätzlich sicherer, zu Hause oder an einem geschützten Ort zu bleiben." Es seien aber weiterhin Evakuierungsflüge der Bundeswehr geplant. Auf der Webseite der US-Botschaft in Kabul wurde "aufgrund potenzieller Sicherheitsbedrohungen vor den Toren des Flughafens" US-Bürgern von der Reise zum Flughafen abgeraten.

Am Samstag hatte die Bundeswehr mit zwei Flügen lediglich 15 Menschen von Kabul in die usbekische Hauptstadt Taschkent bringen können. Am späten Freitagabend deutscher Zeit wurden 172 Menschen von der Bundeswehr aus dem von den militant-islamistischen Taliban eroberten Land ausgeflogen. Für Samstag waren laut Verteidigungsministerium bis zu sechs Evakuierungsflüge geplant. Es war allerdings zunächst unklar, wie Passagiere angesichts des weiter geschlossenen Zugangstores und der Menschenmassen dort diese Flüge erreichen können.

Denn bei den Zugängen zum Kabuler Flughafen, an dem sich weiterhin dramatische Szenen abspielen, gab es große Probleme. Ein Augenzeuge berichtete, dass dort Tausende Menschen ausharrten. US-Soldaten hielten verzweifelte Menschen ohne Papiere davon ab, auf das Flughafengelände zu gelangen. "Sicherheitslage am Flughafen in #Kabul ist weiterhin äußerst gefährlich, Zugang zum Flughafen häufig nicht möglich. Nach unserem Kenntnisstand sind die Gates derzeit geschlossen", twitterte das Auswärtige Amt. Zudem gab es in den vergangenen Tagen immer wieder Berichte über Taliban-Kämpfer, die Afghanen gewaltsam am Betreten des Flughafens hindern wollten. Ein Deutscher war am Freitag auf dem Weg zum Flughafen angeschossen worden.

Hubschrauber sollen "kleinere Gruppen" evakuieren

Die Bundeswehr hat zwei Hubschrauber nach Kabul verlegt, um mehr Möglichkeiten bei den Evakuierungen zu haben. Die wendigen Helikopter kamen am Samstagmorgen in Kabul an und sind nach Angaben des Verteidigungsministeriums einsatzbereit. Es sei geplant, damit in Kabul "kleinere Gruppen zu Evakuierender im Stadtgebiet aufzunehmen und sicher zum Flughafen zu transportieren", teilte die Bundeswehr mit. Informationen über konkrete Einsätze gab es zunächst nicht. Die Hubschrauber können nach Angaben von Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer nur in Abstimmung mit den Amerikanern und den anderen Partnerstaaten vor Ort eingesetzt werden.

Vor knapp einer Woche hatten die Taliban Kabul eingenommen und die Macht übernommen. Seitdem fürchten Oppositionelle, Journalisten, Menschenrechtsaktivisten und auch Ortskräfte, die für westliche Staaten tätig waren, Racheaktionen an sich. Es ist weitgehend unklar, wie die Islamisten dieses Mal herrschen werden. Es wird befürchtet, dass die Extremisten wieder ein islamisches "Emirat" errichten wollen und dabei mit drakonischen Strafen gegen Andersdenkende vorgehen.

Quelle: ntv.de, kst/dpa/AFP

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