Politik

Bürgerkrieg in Somalia Deutsche Söldner im Anmarsch

Mehr als 100 ehemalige Bundeswehrsoldaten sollen offenbar schon bald in den Bürgerkrieg in Somalia eingreifen. Medienberichten zufolge, hat eine deutsche Firma einen entsprechenden Auftrag unterschrieben - der Auftraggeber: ein erbitterter Feind der somalischen Regierung.

(Foto: AP)

Eine deutsche Firma hat nach ARD-Informationen mehr als hundert ehemalige Bundeswehrsoldaten als Söldner nach Somalia vermittelt. Im Auftrag eines an die Macht strebenden somalischen Politikers habe die Firma "Asgaard German Security Group" mit Sitz in Telgte bei Münster bereits ein erstes Söldnerteam in das Bürgerkriegsland geschickt, berichteten NDR und ARD. Dies habe der Geschäftsführer der Firma, Thomas Kaltegärtner, bestätigt. Der Vertrag mit dem somalischen Politiker Galadid Abdinur Ahmad Darman laufe über fünf Jahre und umfasse Aufgaben "der strategischen Beratung und Planung" sowie alle "Maßnahmen, die notwendig sind, um Sicherheit und Frieden wiederherzustellen".

Die somalische Schabab-Miliz steht mit dem Terrornetzwerk Al-Kaida in Verbindung.

Die somalische Schabab-Miliz steht mit dem Terrornetzwerk Al-Kaida in Verbindung.

Darman bestätigte dem Bericht zufolge den Vertrag mit der deutschen Firma. Die von Asgaard vermittelten deutschen Söldner sollten seine Truppen trainieren und "gemeinsam mit unseren Einheiten kämpfen", sagte der 57-Jährige demnach. Darman bezeichnete sich selbst als "gewählten Präsidenten der Republik Somalia" und sprach der Übergangsregierung von Präsident Sharif Sheikh Ahmed die Legitimation ab.

Experten sind beunruhigt

In dem Bericht wurde die Expertin Annette Weber von der Stiftung Wissenschaft und Politik mit der Einschätzung zitiert, ein neuer bewaffneter Akteur werde in Somalia "sicherlich keine friedlichen Auswirkungen" haben. "Wenn jetzt eine deutsche Firma eine somalische Miliz ausbildet und unterstützt, dann geht das sicherlich gegen die Interessen Deutschlands", sagte Weber weiter.

Deklaration ohne konkrete Schritte

Die Teilnehmer einer internationalen Konferenz in Istanbul unterzeichneten unterdessen eine Deklaration zur Unterstützung der Übergangsregierung in Somalia. Zugleich forderten die Delegierten aus 55 Staaten mehr internationales Engagement zur Überwindung der humanitären Krise in dem afrikanischen Staat. In der Deklaration seien allerdings wenig konkrete Schritte enthalten, berichteten Beobachter. An der Konferenz unter Führung der Vereinten Nationen und der türkischen Regierung, die an diesem Sonntag zu Ende geht, nehmen UN-Generalsekretär Ban Ki Moon, der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan und der somalische Präsident Sheik Sharif Ahmed teil. Er führt eine Übergangsregierung an, die aber nicht das gesamte Land kontrolliert.

Strategien für Wiederaufbau

"Somalia durchlebt gerade eine entscheidende Zeit", sagte Ban. "Wir müssen jede notwendige finanzielle und logistische Unterstützung bereitstellen." Bei dem Treffen sollen Strategien für einen wirtschaftlichen Wiederaufbau Somalias erörtert werden. "Die Menschen in Somalia leiden unter einer der schlimmsten und langwierigsten humanitären Krisen in der Welt", sagte Ban. Jedes sechste Kind sei unterernährt, internationale Hilfe wegen der politischen Instabilität im Land schwierig.

Nach Angaben vom März erreicht die bedürftigen Menschen nur die Hälfte der nach Somalia gelieferten Lebensmittel des Welternährungsprogramms WFP. Somalische Piraten dringen immer weiter in internationale Gewässer vor, wo sie Handelsschiffe kapern. Die EU, die NATO und zahlreiche andere Staaten haben vor der Küste Somalias Kriegsschiffe zur Bekämpfung der Piraten im Einsatz. Die USA sind zudem besorgt, dass Somalia immer mehr zu einem Rückzugsgebiet für islamistische Terroristen des Al-Kaida-Netzwerkes werden könnte.

In Somalia herrscht seit 1991 Bürgerkrieg. Große Gebiete der Hauptstadt Mogadischu sowie des Südens und des Zentrums des Landes befinden sich in der Hand der islamistischen Shebab-Miliz.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa

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