Erdrutschsieg wird's nicht geben Die Abrechnung mit Trump fällt aus
04.11.2020, 05:29 Uhr
Donald Trump kann weiterhin auf einen großen Rückhalt in der Gesellschaft bauen.
(Foto: imago images/ZUMA Wire)
US-Präsident Donald Trump übertrifft wieder einmal die Erwartungen: Während die Demokraten hofften, die Bürger würden ein hartes Urteil fällen für vier Jahre Chaos-Präsidentschaft, gewinnt Trump in Florida und hat noch alle Chancen auf den Gesamtsieg. Die Abrechnung fällt definitiv aus.
Es sollte die Abrechnung werden. Mit Donald Trump. Mit seiner miserablen Corona-Politik. Mit seinen vier Jahren voller Lügen, Schmierkampagnen und Spaltungsbemühungen. "You're fired", "Sie sind gefeuert", wollten die Demokraten nach der Wahl stolz und laut verkünden. In der Wahl sollte es laut vieler Experten stärker um die Abwahl des US-Präsidenten als um das Abstimmen für einen Nachfolger gehen.
Aber schon jetzt lässt sich sagen: Einen wirklich dominanten Sieg, ein hartes Urteil für Trumps Präsidentschaft, wird Joe Biden nicht mehr einfahren. CNNs politische Korrespondentin Dana Bash sagte: "Angesichts der Zahlen, die wir gesehen haben, wird es keinen Erdrutschsieg geben."
Es geht äußerst eng zu in der Wahlnacht, in der beide Kandidaten die traditionell republikanischen und demokratischen Bundesstaaten jeweils für sich beanspruchten. Aber der wahrscheinliche Sieg Trumps in Florida und die äußerst engen Rennen unter anderem in Ohio zeigen, dass etwa die Hälfte der USA eben nicht mit Trump abrechnen will und dass die Pandemie vielleicht auch doch keine so große Rolle bei den Wählern spielte.
Trump übertrifft Erwartungen
Ein klarer Dämpfer für die Demokraten, die sich einen Blowout-Sieg erhofft hatten. Auch wenn Biden am Ende als Sieger aus der Wahl hervorgehen sollte, ein Schlag ins Gesicht wird das Ergebnis für die Republikaner und ihren Noch-Präsidenten nicht sein. Und für Biden würde die Präsidentschaft ungleich schwerer, denn es scheint auch immer wahrscheinlicher, dass ihm die nötige Mehrheit im Senat fehlen könnte (sie brauchen 52 bis 53 Sitze, um dort republikanische Filibuster - das nahezu endlose Zerreden von Initiativen - zu umgehen und die Gesetzgebung wirklich vorantreiben zu können).
Für die Republikaner bedeutet das auch, dass Trumps Einfluss auf die Partei nach der Wahl auch bei einer Niederlage, da sie wohl knapp ausfallen wird, wenig abnehmen wird. Der US-Präsident hat es wieder einmal geschafft, die Erwartungen zu übertreffen. Die Moderaten in der Partei müssen sich also weiter hinten anstellen, die Spaltung der Gesellschaft wird dafür weiter voranschreiten.
Vielleicht spiegelt das Ergebnis einfach die bereits bestehende Spaltung des Landes wider. Diese ist so weit vorangeschritten, dass beide Seiten nicht mehr dieselbe Fakten-, Wissens- und Wertebasis haben. Deshalb wurde es auch nichts mit der Abrechnung für Donald Trump. Egal, wie die Wahl am Ende ausgeht.
Quelle: ntv.de