Politik

Kabinett muss noch zustimmen Dobringt macht Selen vom Vize zum Chef beim Verfassungsschutz

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Selen stellte im Juni mit Minister Dobrindt (r.) bereits den Bericht der Behörde vor.

Selen stellte im Juni mit Minister Dobrindt (r.) bereits den Bericht der Behörde vor.

(Foto: picture alliance / photothek.de)

Erstmals steht absehbar ein Beamter mit Migrationsgeschichte an der Spitze des Inlandsgeheimdienstes. Nach beinahe einem Jahr Vakanz übernimmt Selen die Führung des Verfassungsschutzes. Zuletzt leitete der 54-Jährige die Behörde stellvertretend.

Nach rund zehn Monaten ohne Chef soll das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) einen neuen Präsidenten bekommen. Die Wahl von Bundesinnenminister Alexander Dobrindt fiel nach Angaben aus Koalitions- und Sicherheitskreisen auf Sinan Selen, den langjährigen Vizepräsidenten der Sicherheitsbehörde mit Hauptsitz in Köln. Die Personalie soll voraussichtlich in der nächsten Kabinettssitzung beschlossen werden.

Damit steht an der Spitze des mit der Bekämpfung von Spionage, Extremismus und Terrorismus betrauten Amts erstmals ein Beamter mit Migrationsgeschichte. Allerdings ist seine Herkunft - Selen wurde in der Türkei geboren und kam als Vierjähriger nach Köln - nichts, worüber der künftige Behördenchef viel spricht. Innenpolitiker unterschiedlicher Parteien schätzen ihn wegen seiner unaufgeregten, sachlichen Art.

Der 53-Jährige hat den Inlandsgeheimdienst seit dem Ausscheiden des früheren BfV-Präsidenten, Thomas Haldenwang, in den vergangenen Monaten interimsmäßig gemeinsam mit Vizepräsidentin Silke Willems geleitet. Wie aus Koalitionskreisen zu hören war, zählt der Posten des BfV-Präsidenten, der seit dem Herbst vergangenen Jahres vakant war, zu einer Reihe von Spitzenposten, über deren Besetzung Union und SPD vorab miteinander ins Gespräch kommen wollten.

Selen ist seit Anfang 2019 Vizepräsident des BfV. Zuvor hatte sich der Kölner, der auf eine lange Karriere in verschiedenen Sicherheitsbehörden und im Bundesinnenministerium zurückblickt, während eines dreijährigen Ausflugs in die Privatwirtschaft um Sicherheitsfragen beim TUI-Konzern gekümmert. Zu den Bereichen, mit denen er sich im BfV schwerpunktmäßig beschäftigt hat, gehören unter anderem Fragen der Cybersicherheit und islamistischer Terrorismus.

Der frühere Präsident des Bundesamtes, Thomas Haldenwang, hatte im November angekündigt, dass er eine Kandidatur für die CDU bei der Bundestagswahl anstrebt. Dass Haldenwang bald in den Ruhestand gehen wollte, war schon länger bekannt. Die Ankündigung, für die CDU als Direktkandidat in Wuppertal antreten zu wollen, kam für viele überraschend. Erfolgreich war seine Kandidatur nicht. Auch Haldenwang war vor seiner Ernennung zum BfV-Präsidenten 2018 Vizepräsident gewesen - unter Hans-Georg Maaßen, der Anfang 2024 selbst in den Blick des Verfassungsschutzes geriet.

Quelle: ntv.de, jwu/dpa

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