"Wir bitten um Verzeihung" ETA entschuldigt sich bei Opfern
21.04.2018, 01:36 Uhr
Tausende ETA-Anhänger demonstrieren 2013 für ein unabhängiges Baskenland.
(Foto: picture alliance / dpa)
Seit 1959 kämpft die ETA für ein unabhängiges Baskenland, Hunderte Menschen sterben. Kurz vor ihrer geplanten Auflösung bittet die Untergrundorganisation die Angehörigen ihrer Opfern um Vergebung. Doch einigen geht die Entschuldigung nicht weit genug.
Gut zwei Wochen vor ihrer geplanten Auflösung hat die baskische Untergrundorganisation ETA die Opfer ihrer Gewalttaten um Verzeihung gebeten. In ihrem jahrzehntelangen bewaffneten Kampf für ein unabhängiges Baskenland habe die ETA "viel Schmerz und nicht wiedergutzumachenden Schaden verursacht", hieß es in einer Erklärung, die die baskische Zeitung "Gara" veröffentlichte. Die ETA hatte am Vortag erklärt, voraussichtlich Anfang Mai ihre endgültige Auflösung zu verkünden.
In dem Entschuldigungsschreiben bekundete die ETA den Toten, Verletzten und den anderen Opfern ihrer Gewalttaten ihren "Respekt". Die ETA bereue ihre Taten "zutiefst". Die Organisation bedauert demnach besonders, auch etlichen Menschen Schaden zugefügt zu haben, "die keinerlei Verantwortung" in dem Konflikt um ein unabhängiges Baskenland hatten. "Wir bitten diese Menschen und ihre Angehörigen um Verzeihung", fügte die ETA hinzu.
Die Regierung in Madrid wertete die Entschuldigung als Beweis für die "Stärke" des Rechtsstaats in Spanien, der die ETA "mit den Waffen der Demokratie besiegt" habe. Es sei "gut", dass die "Terrorgruppe" ihre Opfer um Verzeihung gebeten habe, erklärte die Regierung des konservativen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy. Die Entschuldigung sei aber schon lange überfällig gewesen.
ETA bereitet Selbstauflösung vor
Dem Opferverband AVT ging die Entschuldigung nicht weit genug. AVT-Chefin María del Mar Blanco kritisierte, dass die ETA sich nicht bei den Opfern entschuldigt habe, die sie als legitime Angriffsziele betrachte, wie etwa Polizisten oder Politiker. Es sei "beschämend und unmoralisch, zwischen Menschen zu unterscheiden, die eine Kugel in den Hinterkopf oder eine Bombe im Auto verdient haben, und zufälligen Opfern, die das nicht verdient haben".
Die 1959 gegründete ETA hatte seit Ende der 60er Jahre mit Anschlägen und Gewalt für die Unabhängigkeit des Baskenlandes in Nordspanien und Südfrankreich gekämpft. Die von den USA und der EU als Terrororganisation eingestufte Gruppe wird für den Tod von 829 Menschen verantwortlich gemacht.
2011 hatte die ETA das Ende ihres bewaffneten Kampfes verkündet. Im April 2017 gab die Organisation dann nach eigenen Angaben ihre Waffen vollständig ab. Derzeit bereitet sie ihre Selbstauflösung vor.
Am Donnerstag hatte die ETA angekündigt, voraussichtlich am ersten Mai-Wochenende im französischen Teil des Baskenlandes ihre endgültige Auflösung bekanntzugeben. "Die Erklärung, wonach die ETA nicht mehr existiert, wird sehr eindeutig sein", sagte der Vermittler Alberto Spectorovsky.
Quelle: ntv.de, lri/AFP