Mehrheit fordert Rücktritt Ehemann bringt estnische Premierministerin in Bedrängnis
25.08.2023, 17:24 Uhr Artikel anhören
Geschäftliche Beziehungen nach Russland ihres Ehemanns könnten die estnische Ministerpräsidentin Kallas zu Fall bringen.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Kaja Kallas fordert nach Beginn der russischen Invasion Unternehmen auf, Kontakte ins Land des Aggressors abzubrechen. Dumm nur, dass ihr eigener Mann diese hat und offenbar fortsetzt. Tageszeitungen fordern ihren Rücktritt als Premierministerin. Auch eine Bevölkerungsmehrheit befürwortet das.
Estlands Ministerpräsidentin Kaja Kallas steht wegen der Russland-Kontakte ihres Ehemanns unter Druck. Zwei große estnische Zeitungen forderten sie zum Rücktritt auf, nachdem bekannt wurde, dass ihr Gatte Arvo Hallik an einem Unternehmen beteiligt ist, das seit dem Einmarsch Moskaus in der Ukraine in Russland tätig ist. Während Kallas ihren Ehemann verteidigte, erklärte dieser, er verkaufe seine Anteile an dem fraglichen Unternehmen. Auch mehrere Umfragen ergaben eine Mehrheit für ihren Rücktritt.
Kallas gehört zu den schärfsten Kritikern Russlands und hatte europäische Unternehmen aufgefordert, ihre Beziehungen zu Moskau abzubrechen. Sie gilt zudem als eine potenzielle zukünftige NATO-Generalsekretärin. Präsident Alar Karis und der sozialdemokratische Koalitionspartner forderten die Ministerpräsidentin auf, eine detaillierte Erklärung abzugeben. "Ich bin absolut sicher und zuversichtlich, dass die Unternehmen meines Mannes nicht in unmoralische Aktivitäten verwickelt sind", wurde Kallas bereits am Mittwoch vom estnischen TV-Sender ERR zitiert.
Hallik soll indirekt einen Anteil von 25 Prozent an einer Firma halten, die eine Fabrik für Aerosolbehälter in Russland beliefert, die wiederum einem anderen estnischen Unternehmen gehört. Seit Beginn des Krieges im Februar 2022 soll das Unternehmen 1,5 Millionen Euro mit der Belieferung der Fabrik verdient haben, berichtet die estnische Tageszeitung "Eesti Päevaleht". Hallik sagte, er habe dem anderen estnischen Unternehmen helfen wollen.
Kallas hatte mit der liberalen Reformpartei im März die Parlamentswahlen in dem EU-Land gewonnen. Die Reformpartei bildet eine Koalition mit der liberalen Partei Estonia 200 und der Sozialdemokratischen Partei.
Quelle: ntv.de, als/rts