"Niemanden sexuell angegriffen" Emotionaler Kavanaugh verteidigt sich
27.09.2018, 22:05 Uhr
Nach der Aussage der Professorin Ford ergreift Richterkandidat Kavanaugh das Wort. Wütend verteidigt er seinen Ruf und weist jegliche Anschuldigungen vehement zurück. Er sei Opfer einer politischen Kampagne.
Der Kandidat für das Oberste Gericht in den USA, Brett Kavanaugh, hat die gegen ihn erhobenen Vorwürfe der sexuellen Gewalt wütend zurückgewiesen. "Meine Familie und mein Name sind durch diese bösartigen und falschen Anschuldigungen zerstört worden", sagte Kavanaugh in lautem und erregtem Ton und mit zornigem Gesichtsausdruck vor dem Justizausschuss des Senats.
"Ich habe niemals jemanden sexuell angegriffen", sagte Kavanaugh in der Anhörung in Washington. Er bezeichnete den Verlauf seines Nominierungsverfahrens als eine "nationale Schande" und sich selbst als Opfer einer "kalkulierten und orchestrierten" politischen Kampagne. In diesem Zusammenhang sprach er auch von einer "Rache im Auftrag der Clintons".
An einigen Stellen seines hochemotionalen Vortrags konnte der 53-Jährige ein Schluchzen nicht unterdrücken. Er schilderte, was die vergangenen Tage für Spuren bei seiner Familie und bei ihm selbst hinterlassen haben. Er habe physische Drohungen erhalten, seiner Ehefrau seien "brutale Mails" geschickt worden. Dutzende Frauen, mit denen er in den vergangenen Jahrzehnten zusammenarbeitete oder befreundet gewesen sei, hätten ihm in den letzten Tagen Beistand geleistet. "Ich liebe sie dafür."
Die Psychologieprofessorin Christine Blasey Ford hatte zuvor dem Ausschuss im Detail geschildert, wie ein alkoholisierter Kavanaugh sie vor 36 Jahren während eines Beisammenseins mehrerer Teenager zu vergewaltigen versucht habe. Sie sagte, sie sei sich zu "100 Prozent" sicher, dass Kavanaugh der Angreifer gewesen sei.
"Das ist ein Zirkus"
In den vergangenen Tagen hatten noch zwei weitere Frauen den Richter sexueller Übergriffe beschuldigt. Kavanaugh war im Juli von US-Präsident Donald Trump für das Oberste Gericht nominiert worden. Damit er den lebenslangen Posten antreten kann, muss der Senat zustimmen. Sein Nominierungsprozess hat sich durch die Anschuldigungen verzögert.
Trotz der Missbrauchsvorwürfe hält der Supreme-Court-Kandidat an seiner Bewerbung für das höchste US-Gericht fest. "Sie mögen mich in der Endabstimmung besiegen, aber sie werden mich nie dazu bringen, aufzugeben", sagte der aufgebrachte 53-Jährige an die Adresse seiner Gegner. "Das ist ein Zirkus", sagte er. "Die Konsequenzen werden sich weit über meine Nominierung hinaus hinziehen."
Kavanaugh betonte, dass er Ford nichts feindselig gegenüber stehe. Er habe sogar mit seinen Töchtern für die Professorin gebetet. Der Richter wiederholte die Aussage, niemals sexuellen oder physischen Kontakt mit Ford gehabt zu haben. "Wir waren nicht in den selben sozialen Kreisen." Zudem hätten alle mutmaßlichen Zeugen, die Ford für den besagten Abend benannt hatte, Stellungnahmen abgegeben, dass sie sich weder an eine entsprechende Zusammenkunft noch an einen sexuellen Übergriff erinnern könnten.
Als quasi Alibi legte Kavanaugh einen Kalender vor. Seit seinen Jugendtagen schreibe er - genau wie sein Vater - präzise auf, welche Termine er wahrnimmt und wer mit ihm unterwegs ist. Im Sommer 1982 sei er bei unterschiedlichen Sportereignissen und im Urlaub gewesen. An keinem der Wochenenden habe es also zu einem derartigen Aufeinandertreffen, wie von Ford beschrieben, kommen können.
Quelle: ntv.de, fzö/AFP/dpa